Martin Hikel ist nicht nur Bezirksbürgermeister von Neukölln, er ist auch einer der bekanntesten SPD-Politiker Berlins und Co-Landesvorsitzender seiner Partei. Er ist vor allem ein Pragmatiker, jemand, der die Probleme der sogenannten einfachen Leute versteht. Sie sind sein Maßstab.
Doch ohne Not hat die SPD ihrem wichtigsten Mann im Kreis einfach geschadet – mit einem 69-Prozent-Ergebnis für den Spitzenkandidaten im Kreis. Nun ist fraglich, warum das Ergebnis für Hikel nicht ausreicht, um erneut um das Amt des Bezirksbürgermeisters zu kämpfen.
Angesichts der Spaltung in seiner Partei, der Kritik aus den eigenen Reihen und der Behandlung seiner Vorgängerin und Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey bei der Nominierung von Kandidaten für das Repräsentantenhaus hatte Hikel eine rote Linie gezogen.
Er wollte Geschlossenheit, um etwas an der Lage der gesamten SPD ändern zu können. Diese rote Linie wurde überschritten – gezielt und bewusst. Hikel reagierte mit einer Ansage: Er werde nicht zulassen, dass ihm alles passiert. Damit bewies er das Rückgrat, von dem viele Politiker gerne mehr hätten.
Der Pragmatiker Hikel war offenbar nicht links genug
Hikel steht für eine SPD, die sich um die Menschen kümmert, für die es heißt: „Arbeite hart und halte dich an die Regeln.“ Nach seiner Wiederwahl zum Bezirksbürgermeister im Jahr 2021 sagte Hikel: „Ich will die beste Bildung in den härtesten Vierteln, bezahlbaren Wohnraum und die Durchsetzung unserer Regeln.“ Dazu gehört auch: Dinge beim Namen nennen. Wie zum Beispiel Clankriminalität.
Doch genau deshalb hat ihn die Linkspartei ins Visier genommen. Und sie versteht nicht, für wen der Zwei-Meter-Mann Politik macht. Nämlich auch für die muslimischen Händler in Neukölln, die von Sympathisanten der islamistischen Terrororganisation Hamas angegriffen werden, weil sie in ihren Geschäften keine Palästina-Flaggen aufhängen wollen.
Doch die Neuköllner SPD ist ebenso wie die Landespartei gespalten. Dazu gehört eine Ebene von Funktionären, die weitaus linker eingestellt sind als die Basis und oft den Anschein erwecken, als gehörten sie politisch den Grünen oder der Linkspartei an. Für die Repräsentantenhauswahl sind das trotz des smarten Spitzenkandidaten Krach schlechte Aussichten für Pragmatiker wie Hikel. Die SPD schaufelt sich mit voller Sicht ihr eigenes politisches Grab.
