AfD gegen ARD: Die Sendung „Die 100 – Was Deutschland bewegt“ beschäftigte sich mit der Frage, ob die AfD ein Problem für die Demokratie sei. Die AfD-Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern warf dem Sender vor, Laiendarsteller zu besetzen. Der NDR hat nun Stellung genommen.
Die ARD hat die Behauptung der AfD, sie habe in einem Talkshow-Format Laienschauspieler eingesetzt, entschieden zurückgewiesen. Der zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR) teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, die Vorwürfe seien falsch. „Es wurden keine Schauspieler eingesetzt.“
Zuvor hatte die AfD-Fraktion in Mecklenburg-Vorpommern eine Stellungnahme abgegeben, in der sie den Eindruck erweckte, für die am Montagabend im Ersten ausgestrahlte Sendung „Die 100 – Was Deutschland bewegt“ seien Laienschauspieler gecastet worden. In dem Debattenformat äußern 100 Menschen ihre Meinung zu Themen. Konkret ging es in dieser Ausgabe um die Frage, ob die AfD ein Problem für die Demokratie sei. Die AfD-Fraktion schrieb von „inszeniertem Gruppenzwang“.
Der NDR hingegen erklärte: „Im Mittelpunkt der Sendung stehen Menschen aus der Bevölkerung, die ihre Meinung frei äußern. Jeder kann sich für die Teilnahme an der Sendung bewerben.“ Weiter heißt es in der Sendung: „Welches Thema behandelt wird, erfahren die Teilnehmer erst kurz vor der Aufzeichnung der Sendung. Der NDR schließt Personen, die als Privatpersonen teilnehmen, nicht aus – auch nicht wegen einer Nebentätigkeit in der darstellenden Kunst.“
Konkret drehten sich die Vorwürfe um einen Teilnehmer namens Michael Schleiermacher. Unter anderem AfD-Chefin Alice Weidel teilte auf X einen Sendungsausschnitt, in dem Schleiermacher die Partei kritisiert: „Die AfD ist ein Wolf im Schafspelz.“ Im vorherigen Teil der Sendung hatte Schleiermacher offenbar noch eine andere Position vertreten. Nun habe man ihn überzeugt, so der Tenor des Videos.
Der Sender stellt Schleiermann in einem Text vor, der als Büroangestellter aus Kaiserslautern auftritt. Tatsächlich handelt es sich aber offenbar ebenfalls um einen Laienschauspieler. Schleiermann bestätigte dies gegenüber dem „Spiegel“, betonte aber, er habe für seinen Auftritt weder Geld noch eine Entschädigung erhalten: „Ich bin nicht gekauft!“
Bei einer Anreise über 250 Kilometer übernimmt die Produktionsfirma die Reisekosten sowie eine Hotelübernachtung von bis zu 75 Euro pro Nacht. Schleiermann sagte dem „Spiegel“ allerdings, er sei nicht beauftragt worden, eine bestimmte politische Meinung zu vertreten. Dem Magazin lägen dem Bericht zufolge eine E-Mail, Zugfahrkarten und eine Hotelrechnung vor, die diese Aussage stützen.
Schleiermacher sagt, er sei gelernter Bürokaufmann, so der „Spiegel“. Aufgrund einer Gehbehinderung beziehe er eine Erwerbsminderungsrente, weshalb er seinen Beruf nicht mehr ausüben könne. Dem Magazin sagte er, er bewerbe sich gern für Sendeformate. Dass er auch als Laiendarsteller für andere Formate tätig sei, sei kein Geheimnis. Zur ARD-Sendung sagte er: „Ich habe als Privatperson mitgemacht, ich habe keine Rolle gespielt.“
Der NDR teilte dem „Spiegel“ mit, Schleiermacher habe sich auf eigene Faust für das Format beworben und sei nicht engagiert worden, um eine bestimmte politische Meinung zu vertreten. Der Sender teilte zudem mit, Schleiermacher habe für seinen Auftritt keine Vergütung erhalten. Schleiermacher sagte dem „Spiegel“, er erlebe derzeit starken Widerstand von allen Seiten. „Aber ich lasse mich nicht politisch manipulieren. Von niemandem“, sagte er.
dpa/fgk