Die Pleitewelle in Deutschland geht weiter. Die aktuellen Daten deuten auf einen neuen Höchstwert bei den Insolvenzen in diesem Jahr hin. Die Industrie- und Handelskammer forderte erneut politische Reformen.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland nimmt weiter zu. Nach vorläufigen Angaben gab es im September im Vergleich zum Vorjahresmonat nach vorläufigen Angaben einen Anstieg der Zahl der angemeldeten regulären Insolvenzen um 10,4 Prozent. Im Vergleich zum August fiel der Anstieg mit 11,6 Prozent nur geringfügig schwächer aus.
Da die Insolvenzgerichte noch über die Eröffnung des Verfahrens entscheiden müssen, sind die Zahlen noch nicht belastbar. Sie werden erst nach der Entscheidung in die amtliche Statistik aufgenommen. Nach Angaben des Bundesamtes liegt der Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung oft schon fast drei Monate im Voraus.
13,4 Prozent mehr Insolvenzen im Juli
Endgültige Zahlen liegen für Juli vor, in dem für 2.197 Unternehmen Insolvenzverfahren eröffnet wurden. Das waren 13,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Amtsgerichte bezifferten die Forderungen der Gläubiger aus den im Juli gemeldeten Firmeninsolvenzen auf rund 3,7 Milliarden Euro. Im Juli 2024 beliefen sich die Forderungen auf rund 3,2 Milliarden Euro.
Besonders betroffen waren Unternehmen aus der Transport- und Lagerbranche. Die aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass dieses Jahr ein neuer Höchstwert erwartet wird. Im vergangenen Jahr registrierte das Statistische Bundesamt 21.812 Fälle, ein Höchststand seit 2015. Der Anstieg war nach dem Auslaufen der staatlichen Unterstützung durch die Corona-Pandemie erwartet worden.
Darüber hinaus setzen hohe Energiepreise, Bürokratie und politische Unsicherheit die Unternehmen unter Druck.
Der DIHK rechnet mit über 22.000 Insolvenzen
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet für die nächsten Monate keine Besserung. „Rückläufige Exporte vor allem in die USA, sinkende Industrieproduktion und eine schwache Konjunktur – das alles sind keine guten Nachrichten für den hiesigen Wirtschaftsstandort“, sagte DIHK-Chefanalyst Volker Treier und bekräftigte die Prognose, dass im Gesamtjahr 2025 mehr als 22.000 Unternehmen „wegen Insolvenz für immer schließen müssen“.
Treier forderte erneut mehr Strukturreformen in der Politik, um die Standortfaktoren zu verbessern: „Wir müssen dringend die im Vergleich zu anderen Ländern hohen Kosten für Energie und Personal sowie die hohe Belastung durch Steuern und Bürokratie loswerden.“
Der Verband der Insolvenzverwalter und Insolvenzverwalter in Deutschland (VID) machte jedoch deutlich, dass Bürokratie nicht die Hauptursache für Insolvenzen sei. „Vielmehr wirkt der bürokratische Aufwand bestenfalls als Krisenbeschleuniger, wenn bestehende Probleme wie unzureichende Liquidität, unflexible Geschäftsmodelle, Störungen von Lieferketten oder falsche strategische Entscheidungen zum Tragen kommen“, sagte VID-Vorsitzender Christoph Niering. Verändertes Verbraucherverhalten, ungelöste Nachfolgefragen und externe Schocks führten häufig zu einer Insolvenz.