Mehrere Hundert deutsche Beamte, darunter Diplomaten, Lehrer und Mitarbeiter des Goethe-Instituts, sollen Russland auf Wunsch Moskaus in Kürze verlassen, hieß es in deutschen Medienberichten am Samstag.
Der Süddeutsche Zeitung Die Zeitung berichtete erstmals über die Angelegenheit. Darin heißt es, der Kreml habe im April beschlossen, eine Obergrenze für das Personal der deutschen Vertretungen und Mittlerorganisationen im Land einzuführen.
Der Schritt folgt der Entscheidung Berlins, mehrere russische Geheimdienstoffiziere auszuweisen.
Die Abgänge erfolgen nächsten Monat
„Diese von Russland ab Anfang Juni festgelegte Grenze erfordert einen erheblichen Abbau aller Bereiche unserer Präsenz in Russland“, sagte das deutsche Außenministerium am Samstag und bestätigte damit frühere Medienberichte.
„Dies ist eine einseitige, ungerechtfertigte und unverständliche Entscheidung“, fügte das Ministerium hinzu.
Zur genauen Zahl der betroffenen Mitarbeiter machte das Ministerium keine Angaben.
Die Ausweisungen sind ein weiterer Beweis dafür, wie stark die einstmals starken Beziehungen zwischen Moskau und Berlin durch den Krieg in der Ukraine belastet wurden.
Als Russland im Februar letzten Jahres in die Ukraine einmarschierte, reduzierte Deutschland seine Abhängigkeit von russischen Gasimporten, unterstützte internationale Sanktionen gegen Moskau und wies Dutzende russische Diplomaten aus, von denen Berlin glaubte, dass sie eine Bedrohung für seine Sicherheit darstellten.
Die früheren Kürzungen beim russischen Diplomatenpersonal führten zu einer Gegenreaktion Moskaus, die etwa 20 deutsche Botschaftsmitarbeiter entließ.
Das Botschaftspersonal ist bis auf die Knochen verletzt
Durch die Ausweisungen kommt es bereits zu einer starken Ausdünnung der Vertretungen und zu Einschränkungen bei den Leistungen für deutsche Staatsbürger bzw. sind mit längeren Wartezeiten verbunden.

Im vergangenen Oktober wurde der Chef der deutschen Cybersicherheitsbehörde, Arne Schoenbohm, entlassen, nachdem Nachrichtenberichte enthüllten, dass er in der Nähe einer Cybersicherheitsberatungsfirma stand, von der man annahm, dass sie Kontakte zu russischen Geheimdiensten unterhält.
Einen Monat später wurde ein deutscher Reserveoffizier wegen Spionage für Russland zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt.
mm/fb (AFP, dpa)
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