Bahnchefin Evelyn Palla ist seit dem 1. Oktober im Amt und hat einen genauen (Fahrplan-)Plan für die neue Deutsche Bahn. Sie will die Qualitätsoffensive zur Chefsache machen. Der langsame Staatsbetrieb soll für einen Neuanfang komplett umgebaut werden. Klingt wie eine Kriegserklärung – und das sollte es auch sein.
In BILD berichtet der 52-jährige Südtiroler und ehemalige Chef der DBDer Regionalverkehr ist ausschließlich ihr neues, robustes Konzept.
„Wir krempeln das Unternehmen um: Ich setze auf einen kompletten Neuanfang. Dafür müssen wir alles anders machen als bisher“, kündigt der Bahnchef an.
▶︎ In der Zentrale wird es harte Einschnitte geben: „Ich prüfe jeden Auftrag auf Mehrwert für unsere Kunden. Die Verwaltung muss dem Bahner dienen.“ Entscheidungen sollen nicht mehr an Schreibtischen im Bahnturm getroffen werden: „Ich mache die Menschen vor Ort zu den Entscheidungsträgern. Sie sind das Rückgrat unseres Unternehmens. Auch sie haben einen Neuanfang verdient.“
Palla kündigt eine klare Vorgehensweise für Vorstand und Führungskräfte an: „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Strategie nicht auf dem Papier bleibt, sondern auf Kurs kommt. Für mich zählen nur Ergebnisse.“
Züge und Bahnhöfe sollten sauber sein
Auch dreckige Züge, schmuddelige Bahnhöfe und geschlossene, defekte Bordbistros soll es künftig nicht mehr geben. Von nun an wird der Bahnmanager persönlich genauer hinsehen. „Unsere Züge und Bahnhöfe sind unsere Visitenkarte. Das Ziel ist ganz klar: Ich werde für mehr Sauberkeit und Komfort sorgen.
▶︎ Das Unternehmen muss Geld sparen. Kommt es zu Entlassungen und Personalabbau (aktuell rund 225.000 Mitarbeiter)? „Ein Neustart bedeutet auch die Frage, wie wir schneller und effizienter werden können. Mein Ziel ist es, weniger Bürokratie bei der Bahn und deutlich mehr Freiraum für Macher zu schaffen. Entscheidungen werden künftig dort getroffen, wo die Verantwortung liegt, und nicht drei Stockwerke höher“, sagt der 52-Jährige. Nach dieser Ankündigung könnte es in den Chefetagen der Bahn ungemütlich werden.
Die Bundesregierung rechnet lautstark damit Palla zu Recht eine bessere Bahn: „Gemeinsam schaffen wir das.“ Endlich mal eine gute Nachricht für Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU).
Bahnchefin Evelyn Palla mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (57, CDU) am Freitag bei der Vorstellung der neuen ICE-Generation in Berlin
Für Bahnkunden wird es jedoch aufgrund von Baustellen weiterhin zu Verzögerungen im Fernverkehr (derzeit liegt die Pünktlichkeit unter 60 Prozent) kommen. Mehr als 100 Milliarden Euro werden in den kommenden Jahren in das Netzwerk fließen. „Leider müssen wir unsere Kunden um Geduld bitten. Die Modernisierung der Bahn ist ein Marathon, kein Sprint“, sagte Palla zu BILD. Es wurde bereits angekündigt, dass es wegen der vielen Baustellen und Zugausfälle nicht zu den üblichen Preiserhöhungen zum Fahrplanwechsel kommen werde.
Die Pünktlichkeit bleibt fraglich
Mit der Korridorsanierung beschreitet die Bahn Neuland, eine Alternative gibt es aber nicht. Für Bahnreisende soll es aber einen digitalen „Baustellendetektor“ geben, damit sie ihre Reise besser planen können. Der Bahnchef will „unsere Kunden ans Ziel bringen. Deshalb werde ich dafür sorgen, dass die Baustellen besser als bisher in den DB Navigator integriert werden.“
Das Projekt „Generalsanierung“ startete im Jahr 2024. 41 Hauptstrecken mit einer Länge von 4.200 Kilometern sollen erneuert werden. Das Projekt soll bis 2036 dauern. Das gesamte Streckennetz der Deutschen Bahn umfasst rund 33.500 Kilometer.
Gründe für Verzögerungen waren veraltete Schienen und Weichen, veraltete Stellwerke, Störungen durch Bauarbeiten oder einfach schlechtes Wetter. Die Pünktlichkeitsziele im Fernverkehr werden deutlich reduziert und schwanken zwischen 50 und 60 Prozent.
Laut Bundesregierung sollen bis Ende 2029 mindestens 70 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich sein. Nach Angaben des Verkehrsministeriums soll die Quote mittelfristig bei mindestens 80 Prozent und langfristig bei 90 Prozent liegen. Die Pünktlichkeit im Nahverkehr soll durchweg bei über 90 Prozent liegen. Allerdings gibt es derzeit keinen konkreten Zeitrahmen für diese Ziele.
Für den Streckenmanager wird der Bahnmarathon kein einfacher Lauf.
Anke Engelke: Dieser Zugboss ist super lustig