Die Vorstandsvorsitzende der angeschlagenen Schienengüterverkehrstochter DB Cargo, Sigrid Nikutta, muss ihren Posten räumen. Sie stand zuletzt vor allem wegen ihres Sanierungskonzepts in der Kritik.
Laut einem Bericht der Strategieberatung Oliver Wyman, der der ZEIT vorliegt, hat die Bahngesellschaft eine Untersuchung des Sanierungskonzepts von Nikutta für die Güterverkehrssparte in Auftrag gegeben. Das Ergebnis war daher verheerend. Das Konzept sei „objektiv ungeeignet, die Ursachen der Krise zu beseitigen und Wettbewerbsfähigkeit herzustellen (…)“, heißt es in der Schlussfolgerung des Berichts.
Begründet wird diese Schlussfolgerung insbesondere damit, „dass die im aktuellen Restrukturierungskonzept angestrebten Profitabilitätsverbesserungen nicht durch hinreichend konkrete Maßnahmen unterlegt sind“. „Gleichzeitig sind einige Annahmen in der Planung sehr optimistisch und im aktuellen Markt- und Wettbewerbsumfeld wahrscheinlich nicht umsetzbar“, heißt es in dem Bericht.
Erst letzte Woche wurde Nikutta von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG heftig kritisiert und zum Rücktritt aufgefordert. In einem Brief an den neuen Bahnchef Evelyn Palla sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer, die stellvertretende Vorsitzende der EVG und stellvertretende Vorsitzende des Cargo-Aufsichtsrats Cosima Ingenschay schrieben, dass die Bilanz von Nikutta „verheerend“ sei.
DB Cargo steckt seit Jahren in der Krise
Die Entlassung von Nikutta ist auch eine der ersten wichtigen Personalentscheidungen des neuen Bahnchefs Palla. Kürzlich kündigte sie an, innerhalb der Gruppe stärker aktiv werden zu wollen.
DB Cargo gilt seit Jahren als Problemfall der Deutschen Bahn und schreibt Verluste. Die EU-Kommission hat außerdem beschlossen, dass DB Cargo ab 2025 kein Geld mehr vom Mutterkonzern erhält und ab 2026 eigenständig Gewinne erwirtschaftet.
Nikutta, die seit 2020 Vorstandsvorsitzende von DB Cargo ist, setzte in ihrem Restrukturierungskurs zuletzt auf Personalabbau und den Verkauf von Fahrzeugen. Als die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, dass DB Cargo in den nächsten Jahren eine Schrumpfung auf 10.000 Mitarbeiter plant. Ende 2024 beschäftigte das Unternehmen knapp 17.000 Mitarbeiter. Ihren Plänen zufolge sollen auch zahlreiche Werkstätten geschlossen werden. Statt eigene Fahrzeuge zu nutzen, sollten Lokomotiven gemietet werden. Es ist unklar, wie der Sanierungskurs nun unter neuer Führung fortgesetzt wird.