In Deutschland wird intensiv darüber diskutiert, ob Menschen aus Syrien in ihre Heimat zurückgeschickt werden können und sollen. Auslöser der Debatte war zuletzt Johann Wadephul (CDU), der sich nach einem Besuch in Damaskus schockiert über das Ausmaß der Zerstörung zeigte.
Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes liegen nun vor. Demnach werden nach dem Sturz des Assad-Regimes Ende 2024 immer mehr Menschen aus Syrien die Bundesrepublik freiwillig verlassen. Von Januar bis September verließen rund 21.800 syrische Staatsbürger Deutschland. über ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum.
Syrer stellen nach wie vor die größte Gruppe für Erstanträge auf Asyl
Gleichzeitig ging in diesem Zeitraum auch die Zahl der Einwanderer zurück von Syrien in die Bundesrepublik um 46,5 Prozent von rund 74.500 auf 40.000 Menschen. Nettozuwanderung Die Zahl sank im betrachteten Zeitraum auf 18.100, dreimal weniger als im Vorjahr (58.500).
Mit einem Anteil von knapp 22 Prozent Die größte Gruppe blieben syrische Staatsangehörige unter den insgesamt 87.800 Menschen, die von Januar bis September 2025 in Deutschland lebten hat zum ersten Mal einen Asylantrag gestellt.
Die Zahl der Syrer, die in Deutschland Schutz suchen lag Ende letzten Jahres bei rund 713.000. Damit stellten sie nach ukrainischen Staatsangehörigen die zweitgrößte Gruppe. Fast die Hälfte von ihnen kam in den Jahren vor und bis 2016 und lebt somit seit acht Jahren oder länger in Deutschland.
Schutzsuchende sind Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die unter Berufung auf internationales Recht, humanitäre oder politische Gründe in Deutschland bleiben.
Das Bundesamt erklärte, dass sich die auf vorläufigen Ergebnissen basierenden Migrationszahlen auf syrische Staatsangehörige beziehen und daher nichts über die Gründe oder den möglichen Asyl- oder Schutzstatus der Menschen sagen.
Rund zwölf Prozent der schutzsuchenden Syrer soll es sein in der Bundesrepublik geboren. Nur etwa ein Prozent der Syrer wurde für den Asylstatus abgelehnt; Betroffen davon sind rund 6.600 Menschen, die daher das Land verlassen müssten. Für weitere 64.000 ist das Asylverfahren noch offen. Im Gegensatz dazu wurden im vergangenen Jahr rund 83.000 Syrer in Deutschland eingebürgert.
Nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg, zEine Rebellenkoalition unter Führung der islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Sham (HTS) stürzte im vergangenen Dezember das diktatorische Regime von Präsident Baschar al-Assad in Syrien. Ende Januar wurde HTS-Chef Ahmed al-Sharaa zum Interimspräsidenten ernannt.
Union bestreitet Aussagen von Wadephul
Bei einem Besuch im Land vor wenigen Tagen äußerte Wadephul (CDU) seine Skepsis, dass eine große Zahl von Syrern in ihr Heimatland zurückkehren könne. Dies sei „zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr eingeschränkt möglich“, da in Syrien „viel Infrastruktur“ zerstört sei. Ein menschenwürdiges Leben ist dort kaum möglich.
Dies hatte in den Unionsparteien teilweise scharfe Kritik hervorgerufen und wurde als Abkehr vom politischen Ziel gewertet, syrische Straftäter und sogenannte Gefahren abzuschieben und die freiwillige Rückkehr syrischer Flüchtlinge zu fördern. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) betonte, dass er an den Abschiebungsplänen festhalten wolle.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) versuchte dann, die Situation zu entschärfen. Sein Regierungssprecher Stefan Kornelius sagte: „Selbstverständlich steht die Kanzlerin hinter dem Außenminister.“ Ziel sei es derzeit, die Lage in Syrien zu stabilisieren, um die Rückführung – also die Abschiebung von Straftätern und gefährlichen Menschen – und die freiwillige Rückkehr von Flüchtlingen zu ermöglichen, sagte Kornelius.
Mehr als 1,2 Millionen Syrer mit einer Einwanderungsgeschichte
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Syrer, die Schutz suchen, deutlich höher Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte. Laut Mikrozensus lebten im vergangenen Jahr in Deutschland rund 1,22 Millionen Menschen, die selbst oder beide Elternteile aus Syrien zugewandert und hier geboren wurden.
Etwa ein Viertel von ihnen besaß die deutsche Staatsbürgerschaft, beispielsweise durch Einbürgerung. Laut Einbürgerungsstatistik Im vergangenen Jahr wurden rund 83.200 Syrer eingebürgertSie stellten mit gut 28 Prozent den größten Anteil aller Einbürgerungen.
Auch diese Gruppe ist laut Statistik vergleichsweise jung. Im Jahr 2024 lag ihr Durchschnittsalter bei 26,6 Jahren und damit deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt der Menschen mit Einwanderungsgeschichte (38,2 Jahre).
Rund 46 Prozent der rund 845.000 Syrer im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren waren im vergangenen Jahr erwerbstätig, 47 Prozent waren nicht erwerbstätig, etwa weil sie sich noch in der Ausbildung befanden, krankheitsbedingt nicht arbeiten konnten oder keine Arbeitserlaubnis hatten.
