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Der Prozess wegen millionenschwerer Tricks im Reifenhandel begann

Der Prozess wegen millionenschwerer Tricks im Reifenhandel begann
Schweigen zu den Vorwürfen: Die Angeklagten neben ihren Verteidigern Manon Heindorf, Hans Reinhard und Klaus Vossmeyer (von links) im Essener Landgericht.
Schweigen zu den Vorwürfen: Die Angeklagten neben ihren Verteidigern Manon Heindorf, Hans Reinhard und Klaus Vossmeyer (von links) im Essener Landgericht. © Jörn Hartwich

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Auf dem Papier war sie eindeutig die Chefin: Vor einigen Jahren erklärte sich eine Frau aus Haltern bereit, Geschäftsführerin eines Reifengeschäfts zu werden. Jetzt hat ihre Vergangenheit sie eingeholt. Seit Mittwoch sitzt der 46-Jährige in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.

Der Mutter mehrerer Kinder war der Weg zum Dock sichtlich unangenehm. Allerdings saß sie nicht allein da. Auch ihr ehemaliger Partner ist Mitangeklagter. Obwohl sein Name nie im Handelsregister auftauchte, soll er nach Angaben der Staatsanwaltschaft stets die Zügel fest in der Hand gehabt haben.

Gefälschte Auslandstransaktionen

Das Unternehmen wurde vor über zehn Jahren gegründet. „Wir haben darüber nachgedacht, wie wir das Geschäft weiterführen können“, sagte der 49-Jährige den Richtern des Essener Landgerichts. Es ist nicht ganz klar, warum er nicht selbst die Leitung des Reifengeschäfts übernommen hat, das laut Internet nicht mehr existiert. Nach eigenen Angaben war er zuvor in diesem Bereich tätig.

Der 49-Jährige wollte sich zu Prozessbeginn nicht zu den Vorwürfen in der Anklageschrift äußern. Aber sie haben alles. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Unternehmen aus Haltern zwischen 2016 und 2021 durch gefälschte EU-Transaktionen systematisch Umsatzsteuern hinterzogen hat. Schaden laut Anklage: rund 5,7 Millionen Euro.

Immer auch andere Jobs

Die Richter müssen nun herausfinden, ob seine damalige Partnerin überhaupt wusste, was genau vor sich ging. Es ist klar, dass sie Rechnungen unterschrieben hat. Doch erhielt sie für ihre offizielle Tätigkeit als Geschäftsführerin überhaupt ein Gehalt? Und wusste sie wirklich von den angeblichen Tricks?

Ihren eigenen Angaben zufolge ging sie damals stets anderen Tätigkeiten nach. Sie musste sich auch um ihre Kinder kümmern. Auch die Richter haben offenbar Zweifel, ob es sich bei der 46-Jährigen um mehr als eine „Strohfrau“ handelte. Sie haben bereits angedeutet, dass in Ihrem Fall möglicherweise eine Einstellung des Strafverfahrens in Betracht gezogen werden könnte.

Verteidiger fordern mehr Akten

Im Fall Ihres ehemaligen Partners könnte dies jedoch anders sein. Dem 49-Jährigen, der mittlerweile in Hessen lebt, droht im Falle einer Verurteilung voraussichtlich eine Gefängnisstrafe.

Was den Prozess vor der 21. Strafkammer erschweren könnte: Um den Ermittlungsverlauf nachvollziehen zu können, haben die Verteidiger Einsicht in weitere Steuerfahndungsunterlagen beantragt. Die Steuerbehörden wollen sie jedoch nicht freiwillig freigeben. Die Urteile werden in der zweiten Novemberhälfte erwartet.

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Millionenschwere Tricks beim Reifenhandel : Ex-Chefin aus Haltern vor Gericht

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