![Der Kreml finanzierte Auftritte von AfD-Abgeordneten Der Kreml finanzierte Auftritte von AfD-Abgeordneten](https://i2.wp.com/images.t-online.de/2024/12/VY-cG0VQBQgz/598x160:2227x1253/fit-in/1200x0/berlin-deutschland-05-062024-deutscher-bundestag-171-bundestagssitzung-matthias-moosdorf-afd-berlin-germany-05-06-2024-german-bundestag-171-bundestag-session-matthias-moosdorf-afd-copyright-xdtsxnachrichtenagenturx-dts-39151.jpg?w=1024&resize=1024,0&ssl=1)
Die AfD-Fraktion im Bundestag hält trotz seines vermeintlich unpolitischen Nebenjobs in Moskau an ihrem außenpolitischen Sprecher fest. Nun stellt sich heraus: In die Konzerte des Cellisten flossen russische Staatsgelder.
Die Konzertauftritte des AfD-Abgeordneten Matthias Moosdorf in Russland wurden durch staatliche Gelder des Kremls ermöglicht. Das geht aus einer offiziellen Datenbank hervor, die t-online ausgewertet hat. Demnach erhielt die Stiftung „Brücke der Künste“ des deutschen Kulturmanagers Hans-Joachim Frey mehr als 600.000 Euro für die beiden Tschaikowsky-Festivals, in deren Rahmen Moosdorf Cellokonzerte in Russland gab.
Das Geld wurde von Putins „Präsidentschaftsfonds für Kulturinitiativen“ bereitgestellt, den unabhängige russische Medien als „Futtertrog für Propagandisten“ bezeichnen. Im Begleittext zu Moosdorfs Konzerten wurde der Fonds ausdrücklich als Sponsor aufgeführt.
Auf eine aktuelle Anfrage von t-online zur Höhe der Gagen, die er für die beiden Auftritte in St. Petersburg erhielt, antwortete Moosdorf, der auch außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion ist, nicht. Als Antwort auf eine frühere Anfrage sagte er, dass das Honorar für das Konzert in der Eremitage in St. Petersburg im September 2024 „für einen solchen Rahmen international üblich“ sei.
Es blieb unklar, wer die Flug- und Hotelkosten für die Reisen in den Jahren 2023 und 2024 übernimmt und welche Rolle Freys Stiftung bei Moosdorfs kürzlich angenommener Honorarprofessur an der Moskauer Gnessin-Musikuniversität spielen wird, die vom russischen Kulturministerium finanziert wird.
In früheren Stellungnahmen hatte Moosdorf immer wieder betont, dass seine musikalische Arbeit in Russland unpolitisch sei. „Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, Kultur und Kunst nicht zu ersticken oder gar auszubeuten“, schrieb er nach seinem Konzert 2023 auf Facebook. Frey betont zudem immer wieder, dass seine Veranstaltungen dem kulturellen Austausch dienen. Angesichts der neuen Erkenntnisse dürften daran jedoch Zweifel bestehen.
Während es in Deutschland auch die Regel ist, dass kulturelle Spitzenveranstaltungen staatliche Förderung erhalten, ist diese Förderung in Russland weitaus politischer.
Millionen für Propagandashows
Der Vorsitzende des Kuratoriums des Fonds, der die Konzerte finanziell unterstützte, ist Sergej Kirijenko. Er organisiert die Propagandaarbeit des Kremls für Machthaber Wladimir Putin. Unter seinem Vorsitz habe der Fonds seit Kriegsausbruch mindestens 15,2 Millionen Euro an Projekte zur Unterstützung der Invasion in der Ukraine verteilt, berichtete die „Moscow Times“. Er hat den Ruf, sich vor allem für Propaganda zu engagieren.
In dieses Bild passt auch die Stiftung von Hans-Joachim Frey, die Moosdorfs Konzerte organisierte: Die Projekte sollen, wie es auf der Homepage der Stiftung heißt, unter anderem dazu dienen, die internationalen Beziehungen Russlands zu stärken und zu wirtschaftlichen und politischen Vereinbarungen beizutragen. Um diese Ziele zu erreichen, ist die „Brücke der Künste“ offenbar auf Staatsnähe ausgelegt.
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Vorsitzender des Kuratoriums ist Putins Jugendfreund Boris Rotenberg, der zusammen mit seinem Bruder Arkadi durch die Zusammenarbeit mit Gazprom Milliardär wurde. Bei Galaveranstaltungen sitzt er gerne mit Frey in der ersten Reihe – zum Beispiel beim sogenannten „Petrowski-Ball“ an der „Brücke der Künste“, der in diesem Jahr auch das einmonatige Tschaikowsky-Festival in St. Petersburg eröffnete. Der angebliche Beitrag zur Völkerverständigung war in Wirklichkeit eine Propagandashow.
Beim Ball Ende August wurden russische Soldaten in Kampfuniform auf der Bühne begrüßt. Bekannte Putinisten hielten politische Reden. Der Generaldirektor des Fonds forderte die Gäste dreimal zum Applaus auf. „Die erste Ovation gilt unseren Verteidigern, unseren Helden, die jetzt in dieser Halle und an der Kontaktlinie stehen“, zitierte ihn das Szeneportal „Backstage Classical“, „die zweite Ovation gilt den Menschen, die unsere Verteidiger unterstützen.“ . Und der dritte Applaus geht an St. Petersburg, die Stadt großer Kultur, und an alle, die sie beleben.“