Lübeck. Die Zinswende hat den Immobilienmarkt verändert. Was bedeutet das für sogenannte B-Städte wie Lübeck oder Kiel? Mit dieser Frage beschäftigte sich Hendrik Richter vom Onlineportal Ohne-Makler.de. Er und sein siebenköpfiges Team mit Sitz in Glinde (Kreis Stormarn) vermarkten bundesweit rund 4.000 Immobilien. Das Portal hat rund 500 Immobilien in Schleswig-Holstein im Angebot, die meisten davon im Hamburger Einzugsgebiet, aber auch in Lübeck.
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B-Städte werden immer beliebter
Da die Quadratmeterpreise in Hamburg im Schnitt fast doppelt so hoch sind wie in Schleswig-Holstein, werden auch sogenannte B-Städte wie Lübeck, Kiel oder Flensburg in den kommenden Jahren steigende Beliebtheit erfahren, prognostiziert Richter. „Überall beobachten wir, dass in allen Städten die Kaufpreise für Immobilien sinken, gleichzeitig aber die Mieten steigen.“ In Hamburg sind die Kaufpreise im Schnitt um 3,5 Prozent gesunken, in Kiel sogar um 9,5 Prozent, in Lübeck sind sie leicht um ein Prozent gestiegen, was vor allem auf Immobilien in Travemünde zurückzuführen ist. Die Mieten in Kiel und Lübeck stiegen im gleichen Zeitraum um satte 5,5 Prozent.
Hendrik Richter, Geschäftsführer des Portals Ohne-Makler.de, sieht einen stärkeren Zuzug von Hamburgern nach Lübeck
© Quelle: Nina Witte
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Die Menschen ziehen in die Vororte
Laut Hendrik Richter bedeutet dies: In ganz Deutschland und auch in Schleswig-Holstein werden Menschen aus den Städten in die Ballungszentren oder die Vororte ziehen, was wiederum zu weiteren Mietsteigerungen dort führen wird. Viele Orte rund um Hamburg weisen ein Wachstum von mehr als fünf Prozent auf. Für Hamburg wird dieser Trend auf absehbare Zeit anhalten. Die Bildung kleinerer Speckgürtel rund um Lübeck und Kiel ist derzeit nicht wahrscheinlich.
Lübecker Markt auch für Hamburger Käufer interessant
Allerdings führt der Preisanstieg im Hamburger Einzugsgebiet dazu, dass immer mehr Menschen beispielsweise in Lübeck nach einer Immobilie suchen. Sollte sich der Trend mit seinen Nebenwirkungen durchsetzen, wird sich die Entwicklung auch in die Vororte verlagern, die dann stärker in den Fokus von Mietern und Hauskäufern rücken, weil es in Lübeck zu teuer geworden ist. Diese Entwicklung dürfte sich noch verstärken. Mit der Möglichkeit zu mehr Arbeit im Homeoffice könnten auch Städte wie Eutin, Segeberg, Ratzeburg oder Mölln weiteres Wachstum erfahren.
Auch Ferienimmobilien werden immer teurer
Hendrik Richter sieht keine Entspannung auf dem Immobilienmarkt an der Küste. „Aufgrund der Corona-Pandemie machten immer mehr Menschen Urlaub in Deutschland. Das hat sich auf die Verkaufspreise ausgewirkt.“ Ferienimmobilien werden tendenziell immer teurer. Und auch das Hinterland der Küste wird sich mit ein paar Jahren Verzögerung in die gleiche Richtung entwickeln.
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„Verkäufer müssen geduldiger sein“
Der Vermarktungszeitraum für Immobilien habe sich im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht, erklärt Richter. Während sie im Jahr 2021 in weiten Teilen noch bei 40 bis 60 Tagen lag, stieg dieser Wert in fast ganz Schleswig-Holstein auf 80 bis 100 Tage und an der Westküste auf über 100 Tage. In der Stadt Lübeck blieb der Wert konstant bei 60 bis 80 Tagen. „Es ist wichtig, dass potenzielle Kunden nicht in Panik geraten. Man kann Immobilien immer noch zu guten Preisen verkaufen.“ Allerdings müssten sich die Verkäufer noch gedulden, da es sich nicht mehr um einen Selbstläufer wie in den Tagen vor der Zinswende handelte, als jede Immobilie nur für extrem kurze Zeit am Markt verfügbar war. „Man muss sich über die Zielgruppe im Klaren sein, beim Verkauf einer Immobilie sollte man sechs Monate einplanen“, sagt Richter.
LN
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