AUDIO: St. Paulis Oppie: „Wir waren einfach nicht da“ (2 Min.)
Stand: 2. November 2025 12:43 Uhr
Das schreckliche 0:4 gegen Borussia Mönchengladbach war die sechste Bundesliga-Niederlage in Folge für den FC St. Pauli. Die Mannschaft hat völlig den Überblick verloren und sieht derzeit nach einem sichereren Abstiegsteam aus.
Nach einem Spiel, das den Tiefpunkt dieser Saison und wahrscheinlich sogar den Tiefpunkt nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga im vergangenen Sommer markierte, gab es nichts, was den FC St. Pauli beschönigen könnte.
0:4 gegen Borussia Mönchengladbach, eine Mannschaft, die 15 Bundesligaspiele in Folge nicht gewonnen hatte und nicht einmal einer besonders guten Leistung bedurfte, um ihre Negativserie am Millerntor zu beenden. Von einer Belebung durch den Pokalerfolg gegen Hoffenheim war auf St. Pauli überhaupt nichts zu spüren.
Ein Team ohne Identität und Selbstvertrauen
„Mir fehlen die Worte. Es war ein Schlag ins Genick, aber wir müssen die richtigen Konsequenzen daraus ziehen. So kann es in dieser Situation nicht weitergehen“, sagte der bestürzte Trainer Alexander Blessin. „Es fühlt sich schrecklich an. Mit einer Leistung wie heute haben wir keinen Platz in der Bundesliga“, fügte Abwehrchef Eric Smith hinzu.
Im Herbst 2025 ist St. Pauli eine Mannschaft ohne Identität, ohne Automatismen, ohne Selbstvertrauen – und hat mittlerweile sechs Bundesligaspiele in Folge ohne Punktgewinn absolviert. Was geschah mit der Mannschaft, die zu Beginn der Saison geschlossen spielte, aus drei Spielen sieben Punkte holte und alles andere als ein Abstiegskandidat schien?
800 Minuten lang ohne Tor im Spiel
Um es auf den Punkt zu bringen: Mit den Hamburgern ist im Moment nichts in Ordnung. Sie verteidigen nicht mehr so leidenschaftlich wie letzte Saison, es häufen sich haarsträubende individuelle Fehler und es fehlen stimmige Offensivroutinen, die zu Torchancen führen. St. Pauli ist seit 800 Pflichtspielminuten ohne Tor.
Blessin und vor allem Verteidiger Hauke Wahl warnen schon seit Längerem davor, dass die Mannschaft wieder zu einer Einheit werden muss. Doch statt weiter zusammenzuwachsen, driften die einzelnen Teile zunehmend auseinander.
Trainer Blessin: „Wir hatten unterschiedliche Denkweisen“
Gegen die Borussia kam es beispielsweise mehrfach zu Situationen, in denen fünf Hamburger nach vorne drücken wollten, die anderen fünf aber viel zu weit hinten agierten, so dass riesige Lücken im Mittelfeld entstanden, die Mönchengladbach genüsslich ausnutzte.
„Wir haben oft über billige Tore gesprochen, aber das größte Problem war, dass wir heute anders gedacht haben. Wir haben auf Positionen geschossen, wo wir es nicht hätten tun sollen“, betonte Blessin.
Wahl appellierte erneut an Geschlossenheit. „Wir dachten, wir könnten jetzt noch einmal über die Details sprechen, aber jetzt müssen wir noch einmal über das Wesentliche reden, über besseres Verteidigen, tiefgreifendes Verteidigen. Wir müssen uns gegenseitig helfen, Zweikämpfe annehmen, Zweikämpfe gewinnen“, sagte Wahl.
Wird das Team wieder zusammenkommen?
Blessin steht nicht zur Diskussion, wie St. Paulis Vereinspräsident Oke Göttlich am Samstagabend im ZDF betonte: „Ganz ehrlich, wenn Sie diese Frage jetzt nicht gestellt hätten, hätte ich keine Sekunde über diese Frage nachgedacht“, sagte er.
Allerdings sind sechs Bundesliga-Niederlagen in Folge und die jüngsten Leistungen sicherlich eine Belastung für Blessin, der die Mannschaft im Sommer nach seinen Vorstellungen umformen durfte und einen furiosen Saisonstart hinlegte.
Warum ist davon nichts mehr zu sehen? Warum wird die Mannschaft jede Woche schlechter? Warum schafft es Blessin derzeit nicht, „unterschiedliche Denkweisen“ in seinem Team wieder zu einem funktionierenden zusammenzuführen?
St. Pauli muss schnell Antworten und Lösungen finden. Ansonsten droht ein sehr bitteres Ende dieser Bundesliga-Hinrunde. Das weiß auch Blessin: „Wir müssen schnellstmöglich den richtigen Hebel finden.“


