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Der Ausbruch der Vogelgrippe breitet sich aus – insbesondere bei Kranichen

AUDIO: Der große Tod: Wie gefährlich ist die Vogelgrippe? (32 Minuten)

Stand: 7. November 2025 10:06 Uhr

Die Zahl der Vogelgrippe-Fälle nimmt in Norddeutschland derzeit stark zu. Besonders Wildvögel sind betroffen: Seit Anfang September gab es im Norden 222 Fälle – allein in den ersten fünf Novembertagen 139.

von Frauke Reyer und Serafin Arhelger

Bisher wurden in dieser Vogelgrippesaison 61 Fälle bei Legehennen, Masttruthühnern und anderem Geflügel in Norddeutschland registriert. Ein Ausbruch auf einem Bauernhof betrifft oft mehrere tausend Tiere. In einem Legehennenbetrieb im Kreis Vechta mussten mehr als 170.000 Tiere getötet werden.

„Besorgniserregender Anstieg“ der Vogelgrippefälle

Die Dynamik des Infektionsgeschehens in Deutschland sei „besorgniserregend“, sagte Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das in Deutschland für die Tiergesundheitsforschung zuständig ist.

Die Gesamtzahl der Fälle in der noch jungen Vogelgrippesaison, die seit rund zwei Monaten läuft, liegt deutlich unter den großen Ausbrüchen der Winter 2020/21 und 2021/22. Einen so starken Anstieg wie jetzt habe es allerdings nicht gegeben, sagt Reinking.

Zwei Hände halten ein Schild mit der Aufschrift

Können Menschen infiziert werden? Ist es sicher, Eier zu essen? Muss mein Hausgeflügel in den Stall? – Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Vogelgrippe.

Risikoeinschätzung: hoch

Das FLI rief daher am Donnerstag die höchste Alarmstufe für die hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI), so die offizielle Bezeichnung für Vogelgrippe oder Geflügelpest, aus. Das Forschungsinstitut schätzt das Infektionsrisiko bei Vögeln nun wie folgt ein: „hoch“. „Von einer Entwarnung kann man noch lange nicht sprechen“, beurteilt Martin Rümmler, Vogelschutzexperte des NABU, die aktuelle Entwicklung.

Von den bisher 159 Vogelgrippe-Fällen in Norddeutschland in dieser Saison wurden Infektionsausbrüche im Westen Niedersachsens eher aus größeren Betrieben mit mehreren tausend Tieren gemeldet. Betroffen sind bisher zwölf Geflügelbetriebe im Landkreis Cloppenburg, sechs in Vechta und vier in Diepholz und Oldenburg.

„Die Kräne sind betroffen wie nie zuvor“

Im Süden und Westen Mecklenburg-Vorpommerns gibt es jedoch mehr Fälle von Wildvögeln: 26 im Nordwesten Mecklenburgs, 24 im Landkreis Mecklenburgische Seeplatte und 19 in Ludwigslust-Parchim. Nach Angaben des FLI kann sich ein gemeldeter Fund auf mehrere infizierte Wildvögel beziehen. „Der „Die Kraniche sind in dieser Saison die Pechvögel“, sagt Elke Reinking vom FLI. „Noch nie waren in Deutschland so viele Kraniche betroffen wie in dieser Vogelgrippesaison“, sagt Martin Rümmler vom NABU.

Auf den Spuren des H5N1-Virus

Das FLI untersucht derzeit, welchen Weg die aktuelle Virusvariante genommen hat. Wissenschaftler vermuten, dass das seit 2020 in Europa zirkulierende Virus in dieser Saison aus Südosteuropa eingeschleppt wurde, sagte Reinking. Beim herbstlichen Vogelzug könnten Kraniche an ihren Rastplätzen auf Wildenten gestoßen sein, die das Virus in sich trugen, aber bereits eine gewisse Immunität dagegen entwickelt hatten, so dass sie selbst nicht erkrankten.

„Geflügelzüchter sollten Sicherheitsmaßnahmen überprüfen“

Da Infektionen zwischen Wildvögeln und Geflügelfarmen in beide Richtungen erfolgen, betonen Reinking und Rümmler, wie äußerst wichtig Sicherheitsmaßnahmen sowohl in großen als auch in kleinen privaten Geflügelfarmen sind – damit Viren weder eingeschleppt noch verbreitet werden. „Wir haben keine Möglichkeit, die Wildvögel direkt zu schützen – die Kraniche sterben elend“, sagt Reinking. Einige Landkreise erlauben Jägern mittlerweile, kranke Kraniche zu töten.

Melden Sie tote Wildvögel, aber berühren Sie sie nicht

Um die weitere Ausbreitung einzudämmen, müssen tote Wildvögel schnell eingesammelt, gemeldet und fachgerecht verbrannt werden. Laut Rümmler helfen derzeit viele ehrenamtliche Vogelschützer dabei, die vielbeschäftigten Veterinärbehörden zu unterstützen. Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut warnt jedoch: „Ungeschulte Laien ohne Schutzanzug und FFP3-Maske sollten auf keinen Fall tote oder kranke Tiere berühren.“ Es ist jedoch wichtig, jeden Fund dem Veterinäramt zu melden.

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