Anstieg hat eine „Kehrseite“
Die Löhne für Pflegekräfte in Deutschland steigen deutlich
1. November 2025, 13:14 Uhr
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Nach wie vor herrscht in Deutschland ein Mangel an Pflegepersonal. Höhere Gehälter sollen den Beruf attraktiver machen. Doch mit steigenden Löhnen steigen auch die Pflegebedürftigen. Nun fordert der GKV-Verbandschef die Politik zum Handeln auf.
Die Bezahlung dringend benötigter Pflegekräfte verbessert sich weiter. Dies wirkt sich auf die Kosten der Bewohner in den Heimen aus. Der durchschnittliche Stundenlohn in der Pflege stieg nach Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent auf 23,70 Euro. Er vertritt außerdem die Pflegekassen und ermittelt jährlich die Lohnentwicklung.
Verbandschef Oliver Blatt sagte: „Pflegekräfte können sich darauf verlassen, dass sie fair bezahlt werden.“ Was für sie gut ist, hat auch eine Kehrseite. „Durch die Lohnanpassungen werden die Eigenbeiträge der Pflegeheimbewohner noch einmal deutlich steigen.“ Die Politik muss endlich Wege aufzeigen, höhere Belastungen zu begrenzen.
Mehraufwand von rund 260 Millionen Euro
Nach Schätzungen des GKV-Verbandes dürften sich durch die Lohnerhöhungen die Eigenbeiträge nun um durchschnittlich 100 Euro pro Monat erhöhen – davon sollen durchschnittlich 30 Euro durch Entlastungszuschläge ausgeglichen werden, die es bei den Pflegekassen je nach Dauer des Heimaufenthalts gibt. Bei der Pflegeversicherung dürfte dies zu Mehrausgaben von rund 260 Millionen Euro pro Jahr führen.
Hintergrund der Selbstbeteiligung ist, dass die Pflegeversicherung – anders als die Krankenversicherung – nur einen Teil der Pflege- und Betreuungskosten übernimmt. Dabei spielen die Personalkosten eine wesentliche Rolle. Seit 2022 dürfen Pflegeversicherungsverträge nur noch mit Heimen abgeschlossen werden, die nach Tarif oder Ähnlichem zahlen. Für die Bewohner fallen zusätzliche Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Investitionen in die Heime und Schulungsgebühren an.
Aktuelles Wachstum geringer als letztes Jahr
Der GKV-Spitzenverband ermittelt das aktuelle Lohnniveau auf Grundlage eines gesetzlichen Auftrages ab Ende Oktober. Demnach erhalten Pflegehelfer ohne Ausbildung mittlerweile durchschnittlich 20,26 Euro pro Stunde, 5,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Für Assistenten mit mindestens einjähriger Ausbildung gibt es einen Anstieg um 5,7 Prozent auf 22,62 Euro und für Pflegefachkräfte einen Anstieg um 4,4 Prozent auf 27,06 Euro.
Der aktuelle Anstieg der Durchschnittslöhne liegt mit 4,9 Prozent unter dem Vorjahreswert von 9 Prozent. Es gibt regionale Unterschiede. Größere Zuwächse gab es der Auswertung zufolge in Berlin, Brandenburg und Sachsen, moderate Zuwächse in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Für die Berechnung wurden 11.300 Meldungen tariflicher Institutionen gesammelt und ausgewertet. Seit 2022 müssen nicht tarifgebundene Einrichtungen die Höhe ihrer Vergütung an die jeweilige regionale Ebene anpassen.
