Die Panzer vom ehemaligen Truppenübungsplatz Mesenberg verschwanden nie ganz. Bisher sorgten sie dort für den Naturschutz. Panzerfahrschüler der Bundeswehr nutzten das rund 200 Hektar große Gelände in der Wittlicher Senke für die praktische Ausbildung und schufen so einen Lebensraum für Gelbbauch-, andere Amphibien- und Libellenarten. Durch die Furchen, die Kettenfahrzeuge hinterlassen, sollen Gewässer entstehen, in denen sich die Tiere ansiedeln. Statt „Panzer rollen für den Naturschutz aus“ könnte es in dem teichreichen Waldkomplex bald heißen: „Panzer üben für den Kriegsfall.“ Überraschenderweise will die Bundeswehr das Gelände wieder als Truppenübungsplatz nutzen – obwohl es nie in ihrem Besitz war.
Die Bundeswehr soll kampfbereit werden. Sie braucht mehr Soldaten und mehr Platz. Daher sollten einige bereits geschlossene Kasernen, die sich noch im Besitz der Bundeswehr befinden, nicht verkauft, sondern als sogenannte strategische Immobilienreserve genutzt werden. Laut einer Liste des Verteidigungsministeriums gilt dieser Umwandlungsstopp für bundesweit 13 Liegenschaften der Bundeswehr. In Rheinland-Pfalz betrifft dies Grundstücke in Koblenz.
Die Bundeswehr will diese Standorte in Rheinland-Pfalz zurück
Da die Bundeswehr insgesamt mehr Flächen benötigt, sollen auch einige ehemalige Standorte reaktiviert werden, die nicht mehr im Besitz der Bundeswehr, sondern im Besitz der Bundesimmobilienagentur (BImA) sind. Diese sollten nicht mehr für zivile Zwecke genutzt werden. Das Verteidigungsministerium verzeichnet 187 ehemalige Militärliegenschaften, davon zehn in Rheinland-Pfalz. Dazu gehören Teile eines Lagers in Kirchheimbolanden (Kreis Donnersberg), der ehemalige Truppenübungsplatz Fröhnerhof in Mehlingen (Kreis Kaiserslautern), ehemalige Kasernen in Kusel, Speyer und Idar-Oberstein. Und der ehemalige französische Truppenübungsplatz Mesenberg bei Wittlich. Als die Streitkräfte des Nachbarlandes Wittlich 1999 verließen, gaben sie auch den Truppenübungsplatz auf. Es ging in den Besitz der Bima über und gilt daher eigentlich nicht als offizieller Standort der Bundeswehr. Im Jahr 2004 wurde das Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit 2006 nutzt die Bundeswehr das Gelände, um im Interesse des Naturschutzes mit Panzern Furchen zu ziehen und gleichzeitig den Soldaten Fahrerfahrung auf den Kettenfahrzeugen zu vermitteln. „Das Gebiet ‚Mesenberg‘ zeichnet sich durch einen eng verflochtenen Komplex aus teichreichen und altbewachsenen Laub-Nadelwaldbeständen mit einem geringeren Anteil an Ginsterheiden, ehemaligen Schafweiden und Streuobstwiesen, offenen Rohböden, Hochstaudenwiesen und Feuchtwiesen aus. Die Vielfalt der Lebensräume begünstigt viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten, die aufgrund ihrer Spezialisierung auf eine solche Strukturvielfalt angewiesen sind“, heißt es in einem Steckbrief des Landesamtes für Umwelt Mesenberg.
Welche Pläne gibt es für die zukünftige Nutzung des Mesenbergs?
Was genau auf dem ehemaligen Trainingsgelände künftig geplant ist, ist noch unklar. Es liegt jedoch nahe, dass weiterhin Panzer dort ihre Runden drehen werden – dann allerdings mit einem anderen Auftrag. Die Becken üben dann für den Notfall und sind in erster Linie für die Rückkehr der Gelbbauchunke zuständig.
Dass sich Truppenübungsplatz und Naturschutz nicht zwangsläufig ausschließen, zeigte sich bereits bei der Nutzung durch das französische Militär. Durch die Spuren der Kampfpanzer entstanden in dieser Zeit zahlreiche Teiche in der Gegend, in denen sich seltene Amphibien ansiedelten. Nach 1999 verschwanden die Tiere mit den Teichen, bis die Bundeswehr mit ihren Becken wieder Lebensräume für sie schuf.
In der Region gibt es nur noch zwei Bundeswehrkasernen – in Daun und in Gerolstein. Die beiden Kasernen in Trier wurden 2009 bzw. 2014 offiziell aufgegeben. Auf dem einen Grundstück entsteht ein großes Gewerbegebiet, auf dem anderen soll in Trier-West ein neues Wohngebiet entstehen. Die ehemalige Hochwald-Kaserne in Hermeskeil wurde 2006 von der Bundeswehr aufgegeben. Das Gelände befindet sich im Besitz eines privaten Investors. Seit 2015 gibt es dort eine Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Mit den nun bekannt gewordenen Listen weiterer Bundeswehrstandorte ist klar, dass sich an der Zahl der Kasernen in der Region nichts ändern wird.
