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Debatte um Zusammenarbeit: „Wir begrüßen es, wenn die sinnlose Brandmauer endlich fällt“ – BSW steht hinter Woidkes AfD-Initiative

Für seine Aussage über eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD bei einem radikalen Kurswechsel erhält Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) Unterstützung vom Koalitionspartner BSW. Unterstützung erhält der SPD-Politiker auch von der CDU.

„Natürlich gibt es auch in der AfD dunkle Gestalten“, sagte BSW-Landesgeschäftsführerin Friederike Benda der Deutschen Presse-Agentur. „Aber die Menschen erwarten von der politischen Führung zu Recht konkrete Veränderungen – keine taktischen Spielchen und keine symbolischen Firewall-Phrasen.“ Sie fügte hinzu: „Wir begrüßen es, wenn die unsinnige Brandmauer endlich fällt und Politik künftig auf Basis von Sachfragen gemacht wird.“

Woidke hält eine Zusammenarbeit mit der AfD bei einer Abkehr vom Rechtsextremismus grundsätzlich für möglich. „Es liegt in ihrer Macht, die Firewall heute überflüssig zu machen“, sagte Woidke, der auch SPD-Landesvorsitzender ist, am Montag. „Indem wir alle Extremisten, alle Neonazis, alle ehemaligen NPD-Mitglieder und viele andere, die diesen Staat verachten, die Demokratie und Freiheit verachten, rauswerfen.“ Dann würde er gerne mit einer „anderen AfD“ zusammenarbeiten. „Es kann keine Zusammenarbeit mit Extremisten geben.“

Die CDU unterstützt Woidkes Position

Unterstützung erhält der SPD-Politiker auch von der CDU. „Wenn sich die AfD von allem Extremistischen befreien würde, wäre sie eine Partei, mit der man zusammenarbeiten könnte und aus Sicht der Union sogar sollte“, sagte CDU-Landtagsfraktionschef Jan Redmann. „Der moralische Zeigefinger der Linken treibt die Wähler nur noch weiter in die Arme der AfD.“ Woidke habe „etwas Selbstverständliches gesagt“. Mehrere bislang einflussreiche Unionspolitiker hatten einen Kurswechsel im Umgang mit der AfD gefordert.

CSU-Chef Markus Söder lehnt hingegen weiterhin jede Form einer Zusammenarbeit mit der AfD ab. Es sei „ganz klar, dass die AfD nicht irgendein Konkurrent, sondern der Feind des Systems ist“, sagte Söder am Montag nach einer CSU-Vorstandssitzung in München. „Ich möchte auf keinen Fall, dass die Union der Steigbügel für den Aufstieg der AfD an die Macht ist“, fügte Söder hinzu und warnte davor, dass die rechtsextreme Partei an die Stelle der Union treten wolle. „Wer denkt, er könne in irgendeiner Form mit der AfD zusammenarbeiten, irrt.“

AfD-Landesvorsitzender René Springer sprach von einem transparenten Versuch, „das unsympathische Image der Firewall loszuwerden, gleichzeitig aber die Firewall zu rechtfertigen“. „In der AfD gibt es keine Extremisten. Wir sind eine demokratische Partei“, sagte er.

SPD-Politiker: Zusammenarbeit ist unwirklich

In der SPD gibt es skeptische Stimmen, die eine Kehrtwende der AfD für unrealistisch halten: Bundestagsabgeordneter Ralf Stegner sagte dem „Spiegel“, wenn die AfD alle Extremisten ausschließe, gäbe es von der Partei nichts mehr. „Denn wer solche Führer duldet, ist selbst ein Extremist. Woidkes Konjunktiv ist daher unrealistisch.“

Die Cottbuser SPD-Bundestagsabgeordnete Maja Wallstein sagte dem „Spiegel“, die AfD wähle „Extremisten in ihre höchsten Ämter“, die Frage einer Zusammenarbeit stelle sich also nicht. „Inhaltlich weiß ich nicht, wo wir uns überschneiden, aber ich habe kein Problem damit, mit Parteien zusammenzuarbeiten, die unsere Demokratie nicht abbauen wollen.“

Bayerns SPD-Chef Sebastian Roloff sagte dem Magazin, es sei wichtig, dass Woidke betont habe, dass eine Zusammenarbeit mit Rechtsextremisten nicht möglich sei. „Im Hinblick auf die AfD erscheint es auch eher absurd, dass sie einen großen Teil ihrer Funktionäre und Mitglieder ausschließt, um das demokratische Spektrum zu erreichen.“

Die Linke fordert eine klare Haltung gegenüber der AfD

Die Linke warf Woidke Realitätsverlust vor. „Während sich die SPD bisher zumindest auf ihre klare Haltung gegenüber der AfD verlassen konnte, rückt Woidke nun davon ab“, kritisierte Landesvorsitzende Katharina Slanina. Grünen-Landesvorsitzender Clemens Rostock sagte auf Instagram: „Es wäre lächerlich, wenn es nicht so gefährlich wäre.“

Der Verfassungsschutz des Landes Brandenburg stuft die AfD als eindeutig rechtsextremistisch im Land ein. Im Landtagswahlkampf 2024 verknüpfte Woidke seine politische Zukunft als Regierungschef mit dem Erfolg seiner SPD gegen die AfD – das gelang ihm.

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