Im April 2024 gaben RTL Deutschland und Paramount bekannt, dass sie sich auf eine Übernahme des deutschen Nickelodeon-Ablegers durch SUPER RTL geeinigt hätten. Nun ist der Deal geplatzt.
Keine Übernahme
Eigentlich schien alles von Anfang an durchgeplant. SUPER RTL sollte von Paramount nicht nur die Rechte an aktuellen und zukünftigen Nickelodeon-Inhalten erhalten, sondern auch den Sendeplatz auf der etablierten Satellitenfrequenz über Astra 19,2° Ost. Hier sollte dann unter dem Label „TOGGO“ ein neuer linearer Kinderkanal entstehen.
Ein solcher Plan, der zum zweiten Mal das Verschwinden der Marke Nickelodeon vom deutschen Fernsehmarkt zur Folge gehabt hätte, muss allerdings aufgrund seiner Tragweite vor seiner Umsetzung zunächst vom Bundeskartellamt geprüft werden.
Das Unternehmen hatte den beiden beteiligten Firmen vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass es nach intensiver Prüfung des Marktes für Unterhaltungsmedien für Kinder beabsichtige, die geplante Fusion zu untersagen. RTL Deutschland kam dem zuvor und zog den entsprechenden Antrag zurück, womit die Übernahme nicht stattfinden kann.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, erläuterte, dass in Deutschland nur eine begrenzte Zahl von Unternehmen Werbeflächen anbieten, die sich speziell an Kinder richten. Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender KiKA sowie die Kinderangebote von Netflix und Amazon seien werbefrei, die verfügbaren Werbeflächen kämen also vor allem von RTL Deutschland.
Für die fusionskontrollrechtliche Prüfung wäre daher insbesondere der Marktbereich Werbung auf Diensten für Kinder von Bedeutung gewesen. RTL Deutschland ist in diesem Bereich bereits führender Anbieter und hätte durch die Übernahme von Nickelodeon deutlich dazugewonnen.
Schlusslicht ist Nickelodeon
„Wir bedauern zutiefst, dass wir unsere Partnerschaft mit Nickelodeon und Paramount nicht ausbauen können“Gegenüber DWDL äußerte sich Oliver Schablitzki, Geschäftsführer von SUPER RTL, zu dem geplatzten Deal. »Mit unserer Idee hätten wir ein breiteres, vielfältigeres Angebot für Kinder in einem sicheren, medienregulierten Fernsehumfeld geschaffen.«
Auch Michael Keidel, Vice President Ad Sales, Affiliate & Streaming Partnerships in Nord-, Mittel- und Osteuropa bei Paramount, ist überzeugt: »dass sich die geplante Partnerschaft positiv auf die deutsche Medienlandschaft ausgewirkt hätte«Doch nun wolle man sich wieder darauf konzentrieren, über Nickelodeon sowie Paramount+ und Pluto TV Kinder und Familien zu erreichen.
Bei Nickelodeon in Deutschland wird es also vorerst keine Veränderungen geben. Zwar feiert der Sender im nächsten Jahr sein 20-jähriges Jubiläum seit seinem Relaunch im Jahr 2005, doch bei jungen Zuschauern hat er in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung verloren.
Der deutsche Ableger der weltweit erfolgreichen Marke, die aus dem Musiksender MTV2 POP hervorgegangen ist, rangierte lange Zeit auf dem Schlusslicht der Kindersender. Im August 2024 lag der Marktanteil bei lediglich 6,2%, Konkurrenz war damit kaum zu sehen.
Im gleichen Zeitraum erzielte der Disney Channel bei den 3- bis 13-Jährigen einen Marktanteil von 11,9 Prozent, KiKA kam auf 13,9 Prozent Marktanteil. SUPER RTL erreichte gemeinsam mit seinem zeitversetzten Sender TOGGO plus einen Monatsmarktanteil von 17,4 Prozent bei den ganz jungen Zuschauern und ist damit klarer Marktführer im deutschen Kinderfernsehen.
© Paramount
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