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Dazn-Experte Kneissl hat klare Erwartungen für Champions-League-Saison

14.09.2024, Schleswig-Holstein, Kiel: Fußball: Bundesliga, Holstein Kiel – Bayern München, 3. Spieltag, Holstein-Stadion. Thomas Müller (M) jubelt nach dem 6:1-Sieg vor den mitgereisten Fans. …

Thomas Müller und der FC Bayern wollen auch in dieser Saison wieder das Finale der Champions League in München erreichen. Foto: dpa / Gregor Fischer

Interview

Neues Format, mehr Teams, doch das Ziel für den FC Bayern bleibt dasselbe: das Erreichen des Champions-League-Finales. Auch wenn es im Verein noch niemand so richtig ausgesprochen hat, ist es auch für Trainer Vincent Kompany und sein Team ein klares Ziel. Denn am 31. Mai 2025 steigt das „Finale Dahoam“ wieder in der Münchner Arena.

„Vielleicht war er mit dieser Aussage etwas voreilig.“

Sebastian Kneissl über Bayern-Sportdirektor Max Eberl

Im Interview mit watson blickt Dazn-Experte Sebastian Kneissl auf das Auftaktspiel der Bayern am Dienstagabend gegen Dinamo Zagreb, die Entwicklung unter Vincent Kompany und wie sich der Fußball durch das Format verändert.

watson: Sebastian, dass der FC Bayern am 31. Mai 2025 das Finale der Champions League wieder im eigenen Stadion bestreitet, ist …

Sebastian Kneissl: … ein realistisches Szenario. Das lässt sich aber nicht in einem Satz erklären und Vorsicht, jetzt kommt ein Klischee: Man braucht bei diesem Wettbewerb einen gewissen Flow und man muss auch eine gewisse Portion Glück auf seiner Seite haben.

Die Münchner starten mit einem Heimspiel gegen Dinamo Zagreb in die Saison. Ist das schon ihr erstes Glück?

Zagreb ist mit vier Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage gut in die Liga gestartet und hat dabei nur vier Tore kassiert. Diese Tore fielen allerdings immer nach dem gleichen Muster, was den Bayern perfekt in die Hände spielen dürfte.

Wie sah es aus?

Es ging immer darum, dass ein zentraler offensiver Mittelfeldspieler in die Tiefe lief, und mir fallen drei oder vier Bayern-Spieler ein, die genau das tun. Das macht sie zu einem dankbaren Gegner.

Sebastian Kneissl begleitet als Dazn-Experte die Spiele der Champions League. Bild: imago images / BEAUTIFUL SPORTS

Glauben Sie, dass der Verein die Champions-League-Saison anders angehen wird, da er nun weiß, dass das Finale im eigenen Stadion stattfindet?

Ihr habt in dieser Saison einen Kader, der definitiv die Qualität hat, das Finale im eigenen Stadion zu erreichen. Was könnte da besser sein als Spieler? Es ist wie bei einem Cocktail, bei dem ein kleiner Tropfen das Getränk noch süßer macht und noch besser schmeckt.

Und wenn Sie nicht mit einem Kater aufwachen möchten?

Wichtig ist, dass man die Zwischenziele mit der nötigen Konsequenz angeht. Thomas Müller sagte in einem Interview, die Erinnerung an das „Finale dahoam“ könne man sich als Poster in die Kabine hängen, um sich zu motivieren. Gleichzeitig ist wichtig, was auf dem Platz passiert. Und das ist das nächste Spiel.

Das Champions-League-Finale 2012 in München verlor der FC Bayern gegen den FC Chelsea im Elfmeterschießen.Bild: imago sportfotodienst / Stanley Gontha

Hilft es, dass mit Manuel Neuer und Thomas Müller bereits beim ersten „Finale dahoam“ 2012 zwei Spieler dabei waren?

Es hilft, wenn man weiß, wie sich das anfühlt. Dieses Gefühl, diese Vorfreude und dieses elektrisierende Gefühl kann man an die Mannschaft weitergeben.

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Ihr Dazn-Kollege Moritz Volz hat den aktuellen Bayern-Kader mit der Mannschaft verglichen, die 2020 zuletzt die Champions League gewann. Stimmen Sie ihm zu?

Inhaltlich sind noch nicht alle bei 100 Prozent. In manchen Bereichen fehlt mir noch das Gespür für Vincent Kompanys neue Philosophie und die entsprechende Umsetzung auf dem Platz. In der Qualität, die alle Spieler abliefern können, stimme ich ihm jedoch zu.

„Seine Vorstellung vom Fußball passt zum Verein und deshalb wirkt alles entspannter.“

Sebastian Kneissl zum Stimmungswandel beim FC Bayern

Passt Kompanys neue Philosophie besser zur Mannschaft als die von Thomas Tuchel?

Ja. Ich denke, dass es rein spielphilosophisch und auf die einzelnen Spieler heruntergebrochen besser passt.

Warum?

Sie dominieren gerne den Ballbesitz und schaffen es derzeit, die Passwege kurz zu halten, indem sie zwei oder drei Spieler im Aufbau positionieren. Sie haben auch Spieler, die auf einen zukommen und in die Tiefe laufen, wodurch sie nun viel besser und zielgerichteter nach vorne gehen können. Diese Mannschaft ist einfach darauf ausgelegt, so viele Tore wie möglich zu erzielen.

Welche Auswirkungen hat dies auf Harry Kane?

Davon wird er profitieren. Kane ist ein Stürmer, der kurz kommt, sich ins Spiel einbringt und den Ball verteilt. Die Jungs auf den Flügeln sollen die Linie entlang schießen und ihm den Ball zurücklegen. Mit diesem zweiten Lauf im Strafraum hat er dann eine höhere Chance, abzuschließen.

Lothar Matthäus konstatierte gar einen „Klimawandel“ im Verein. Dennoch gilt der FC Bayern nicht gerade als ruhiges Arbeitsumfeld.

Dass Kompany und der FC Bayern gut zusammenpassen, war mir von Anfang an klar. Auch wenn es mich überrascht hat, dass sein Name so schnell fiel. Aber er versteht die Spieler, hat mit und gegen einige gespielt, seine Vorstellung von Fußball passt zum Verein und deshalb wirkt alles entspannter. Viel mehr überrascht hat mich ein Satz von Max Eberl.

Welcher?

Dass er nach einem Testspiel sagte, dass Vincent Kompany nun auch den Erfolgsdruck des Vereins spüre. Vielleicht war er mit dieser Aussage etwas voreilig. Denn eines ist klar: Kompany braucht Zeit, um sich in die Rolle einzuarbeiten. Und das nicht nur auf der Trainerposition, er muss auch den gesamten Verein managen.

Kann er das?

Das Rüstzeug dafür hat er. Aber er braucht in der einen oder anderen Situation auch Unterstützung. Momentan habe ich das Gefühl, dass sie eine Einheit sind, aber es werden auch Fragen von außen kommen. Ist das ok? An welchem ​​Punkt in der Entwicklung stehen wir? Und das wird laut, keine Frage. Darauf müssen sie vorbereitet sein. Und dann werde ich ganz vorne dabei sein und Fragen stellen, weil ich gewisse Erwartungen an diese Mannschaft habe.

Am zweiten Spieltag gastiert München bei Aston Villa. Wie gefährlich ist dieses Duell?

Ich glaube, jeder Bayern-Spieler freut sich darauf, denn im Villa Park herrscht eine außergewöhnliche Atmosphäre. Auch dort müssen wir Bayern als Favoriten einstufen, aber das ist definitiv das potenzielle Stolperstein-Spiel.

Das neue Format führt dazu, dass das Ergebnis im Rückspiel nicht mehr ausgeglichen werden kann, sondern es zwei weitere Spiele gibt. Trainer und Spieler aller Teams kritisierten diese Mehrbelastung bereits.

Warum wird dieser Mehraufwand als Kritik aufgefasst? Es kann super sein, später im Wettkampf anzufangen und einen Flow aufzubauen. Es kann gut sein, dass man am Anfang nicht in Topform ist und gegen ein oder zwei richtig gute Gegner verliert. Dann ist die Saison aber nicht vorbei, man hat bis Januar Zeit, um in Schwung zu kommen und doch noch in die K.o.-Phase zu kommen. Davon profitieren letztlich alle – zuhause vor dem Bildschirm und auf dem Platz.

Vincent Kompany muss den FC Bayern nicht nur trainieren, sondern auch den gesamten Verein managen.Foto: dpa / Sven Hoppe

Welchen Einfluss hat der Modus auf den Gesamtwettbewerb?

Die Topteams werden natürlich wieder in den Top 8 vertreten sein. Spannender ist aber, was sich dahinter entwickelt. Die Teams brauchen einen völlig neuen Ansatz.

Wie meinst du das?

Das Thema Belastungssteuerung muss man auf dem Schirm behalten. Was wird sich taktisch ändern? Ich gehe zum Beispiel davon aus, dass Trainer häufiger und deutlich früher wechseln werden. Es bieten sich so viele unterschiedliche Bereiche, die für die Mannschaften, Spieler, Trainer und uns neu sind, auf dem Schirm. Ich denke, das ist deutlich moderner und entspricht eher dem Anspruch der Sportart.

Robert Andrich hat kritisiert, dass die Nationalmannschaft künftig nur noch im Zwei-Tages-Rhythmus spielen müsse.

Der Bedarf ist da, das könnte also durchaus der Fall sein. Dann müssen wir aber auch über eine Kaderaufstockung und Auswechslungen reden. Wenn wir in die Richtung mehr Spiele gehen, muss auch der Rest der Mannschaft mitziehen. Wir können die Jungs nicht durchziehen.

Zur körperlichen Belastung kommt auch die psychische Belastung hinzu.

Das ist tatsächlich eine große Herausforderung. Der Körper und der Geist brauchen 48 Stunden, um das Adrenalin des Spiels zu verarbeiten und sich zu entspannen. Da muss man schon mal etwas dagegen tun, aber das ist ein großes Thema. Insofern bekommt die Sportpsychologie einen anderen Stellenwert. Trotzdem sollte man es mit der Anzahl der Spiele nicht übertreiben.

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