Über dem Maschinenbauunternehmen Knoll ziehen dunkle Wolken auf. Das inhabergeführte Familienunternehmen mit Sitz in Bad Saulgau ist seit mehr als 50 Jahren am Standort verwurzelt. In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbedingungen am Markt spürbar und negativ verändert. Vor rund einem Jahr gab das Unternehmen bekannt, dass rund 30 Prozent der Belegschaft von Kurzarbeit betroffen seien. Nun kündigt eine Pressemitteilung weitere Konsequenzen an.
Weniger Bestellungen, sinkende Umsätze
Das Geschäft des Maschinenbauers wird durch geopolitische Entwicklungen, die Strukturkrise in der Automobilindustrie und ungünstige politische Rahmenbedingungen beeinflusst, was sich laut Knoll in geringeren Auftragseingängen, rückläufigen Umsätzen und steigenden Kosten widerspiegelt.
Für die kommenden Jahre rechnet das Unternehmen derzeit nicht mit einer wesentlichen Verbesserung. Vor diesem Hintergrund sieht die Geschäftsführung ihre Verantwortung darin, das Unternehmen zukunftsorientiert zu stabilisieren und auf Vollbeschäftigung auszurichten.
Teil der strategischen Neuausrichtung ist auch die Anpassung der Belegschaft an das reduzierte Auftragsvolumen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen am Hauptsitz in Bad Saulgau rund 1.100 Mitarbeiter. Bis Dezember sollen rund 140 Stellen in Produktion und Verwaltung abgebaut werden. Das Unternehmen wolle diesen Prozess „in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern verantwortungsvoll“ gestalten, heißt es in der Pressemitteilung.
„Wir müssen auf die anhaltend schwache Konjunktur reagieren und unsere Personalkapazitäten an die wirtschaftliche Entwicklung anpassen. Deshalb haben wir in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat ein Freiwilligenprogramm gestartet. Es eröffnet vielfältige Unterstützungsangebote für Kollegen sowie Möglichkeiten zur beruflichen Neuorientierung und Qualifizierung. Ziel ist es, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“, sagt Geschäftsführer Matthias Knoll.
Neuausrichtung sei eine „große Chance“
„Gleichzeitig investieren wir weiterhin gezielt in zukunftssichere Bereiche und prüfen kontinuierlich, wie wir unser Unternehmen noch effizienter und kundenorientierter aufstellen können. Wir sehen die Neuausrichtung als große Chance, wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren und uns am Standort Bad Saulgau zukunftssicher aufzustellen“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Knoll. „Mit Verantwortung für unsere Mitarbeiter und deren Familien wollen wir ein gesundes und unabhängiges Familienunternehmen bleiben.“
In der Mitteilung des Unternehmens heißt es weiter: „Zum ersten Mal in der Firmengeschichte reduzieren wir aus wirtschaftlichen Gründen unsere Belegschaft. Diese Entscheidung ist für uns persönlich und wirtschaftlich bitter und fällt uns sehr schwer“, betont Matthias Knoll.
Diese Entscheidung ist sowohl für uns persönlich als auch als Unternehmen bitter und fällt uns sehr schwer.
Geschäftsführer Matthias Knoll
Der gesamte Prozess wird in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat konzipiert und umgesetzt. Laut Pressemitteilung informierten Geschäftsführung und Betriebsrat die Beschäftigten am Dienstag in einer Betriebsversammlung.
„Wir sind uns bewusst, was dieser Schritt für betroffene Mitarbeiter bedeutet, mit denen wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Umso wichtiger ist für uns ein offener, respektvoller und transparenter Umgang. Ziel ist ein fairer, geordneter Ablauf mit größtmöglicher Planungssicherheit für alle Beteiligten“, sagt Matthias Knoll.
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Betriebsratsvorsitzender ist zuversichtlich
Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung vertraut der Betriebsratsvorsitzende Peter Widmann auf „einen klaren und menschlich wertschätzenden Weg“. Auch dazu äußerte er sich in der Pressemitteilung: „Auch wenn wir als Betriebsrat nicht in allen Fragen die gleiche Position wie die Geschäftsführung vertreten, schaffen wir es immer, gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden. Die Zusammenarbeit ist konstruktiv und verlässlich – und auf die Zusagen der Geschäftsführung und des Betriebsrats konnten sich die Mitarbeiter stets verlassen.“
