Das traurige Ende eines amerikanischen Giganten

Wilt Chamberlain ging mit 100 Punkten in einem Spiel in die NBA-Geschichtsbücher ein. Er war aber auch für seinen exzessiven Luxus und sein Sexleben berüchtigt. Heute vor 26 Jahren starb die NBA-Legende nach einem rapiden Gesundheitsverfall.

Sie nannten ihn „The Big Dipper“.

{ „placeholderType“: „MREC“ }

Ein Spitzname, der auf den ersten Blick seltsam erscheint, den man aber kennen muss: „The Big Dipper“, was in den USA der Name des Sternbildes ist, das hierzulande „Big Dipper“ heißt. Und so passt es in vielerlei Hinsicht, der Name für ein Sportphänomen, das ebenso riesig wie unvergänglich ist.

100 Punkte in einem NBA-Spiel, 55 Rebounds in einem anderen, die meisten Rebounds aller Zeiten (23.924), der höchste Punktedurchschnitt in einer Saison, die meisten Double-Doubles: Wilt Chamberlains Liste an Rekorden und einzigartigen Erfolgen ist einzigartig.

Und dann bleibt „Wilt the Stilt“ auch für ein eher schrilles Leben abseits des Platzes in Erinnerung – das heute vor 26 Jahren unter deprimierenden Umständen endete. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)

{ „placeholderType“: „MREC“ }

Wilt Chamberlain: Viele Rekorde sind heute utopisch

Der 2,16 Meter große Mann, der als Sohn eines Handwerkers in Philadelphia geboren wurde, war bereits eine Ausnahme, als er 1959 in die NBA eintrat – nach einer erfolgreichen College-Karriere bei den Kansas Jayhawks und einem Intermezzo bei den berühmten Harlem Globetrotters.

1973 endete mit den Los Angeles Lakers eine Karriere voller Rekorde, gekrönt mit zwei Meisterschaften und vier MVP-Titeln.

Manche Rekorde werden ewig halten, weil das moderne Spiel keine Einzelleistungen mehr zulässt, wie etwa sein „100-Punkte-Spiel“ mit Philadelphia gegen die New York Knicks am 2. März 1962. Viele Rekorde wurden mittlerweile gebrochen; Chamberlain wurde 1984 von seinem Lakers-Erben Kareem Abdul-Jabbar als bester Torschütze aller Zeiten abgelöst. Auch dieser Rekord wurde nun gebrochen – von LeBron James.

Chamberlain hatte ein merklich gestörtes Verhältnis zu Abdul-Jabbar; Nach seiner Karriere fiel er immer wieder mit seltsam überkritischen und teilweise hasserfüllten Kommentaren gegen Abdul-Jabbar auf, der ihn zunächst bewunderte.

{ „placeholderType“: „MREC“ }

Der Streit hatte auch eine politische Dimension: Anders als Abdul-Jabbar, der bis heute als progressive Stimme gilt, war Chamberlain konservativ und stand den Republikanern und dem ehemaligen Präsidenten Richard Nixon nahe.

Mit Arnold Schwarzenegger in „Conan der Zerstörer“

Nach seiner Karriere – geprägt von seiner mal freundschaftlichen, mal feindseligen Rivalität mit der Boston Celtics-Legende Bill Russell – wurde Chamberlain ein erfolgreicher Geschäftsmann und Sportmäzen.

Aufgrund seiner besonderen Leidenschaft für Volleyball gründete er sogar einen Verein in dieser Sportart und spielte für mehrere Mannschaften.

{ „placeholderType“: „MREC“ }

Der „Big Dipper“ (dessen Name eigentlich darauf zurückzuführen war, dass er aufgrund seiner Körpergröße gebückt durch viele Türen „tauchen“ musste) verewigte sich auch in Hollywood: 1984 spielte Chamberlain Bombataa in „Conan, der Zerstörer“ an der Seite von Arnold Schwarzenegger, Grace Jones und Wrestling-Star André the Giant.

Chamberlain lebte ein erfülltes Leben – was immer er sich leisten konnte: Mit einem damals unerhörten Jahresgehalt von 30.000 US-Dollar war er auf Anhieb der Topverdiener der NBA.

Die 1,5 Millionen Dollar, die er später bei den Los Angeles Lakers verdiente, waren für damalige Verhältnisse atemberaubend. Sie ermöglichten ihm den Besitz verschiedener Luxusautos und den Bau eines riesigen Anwesens im Nobelviertel Bel Air (getauft „Ursa Major“, ein weiteres Sternbild-Wortspiel).

{ „placeholderType“: „MREC“ }

Wilt Chamberlain prahlte mit seinem Sexualleben

Chamberlains Biograf Robert Allen Cherry verglich das Haus mit Hugh Hefners Playboy-Villa, und das nicht nur aus architektonischen Gründen: Chamberlain, lebenslang Single, war auch für sein verschwenderisches Sexualleben berüchtigt.

Seine Schätzung, mit mehr als 20.000 Frauen geschlafen zu haben – angeblich relativ genau mit Hilfe eines Kalenders dokumentiert – ist mindestens ebenso gut in Erinnerung wie seine NBA-Rekorde. Berühmt wurde auch der Spruch „Andere sammeln Briefmarken, Wilt sammelt Frauen“ seines Anwalts Seymour „Sy“ Goldberg.

Kurz vor seinem Tod hatte sich Chamberlain selbst bereits kritisch mit dem Hype um sein oft romantisiertes Womanizer-Image auseinandergesetzt („Für alle, die es wirklich cool finden, tausende Frauen zu haben: Ich habe in meinem Leben gelernt, dass man viel glücklicher ist, wenn man tausendmal eine Frau hat“).

In Zeiten von #MeToo hat sich die Sichtweise weiter verändert, unter anderem durch einen konkreten Vorwurf der Schauspielerin Cassandra Peterson.

Peterson, die in den USA durch ihr Alter Ego „Elvira, Herrin der Dunkelheit“ berühmt wurde, behauptete in ihrer 2021 veröffentlichten Biografie, dass ihr Freund Chamberlain sie in den 1970er Jahren auf einer Party zum Oralsex gezwungen habe – und dass sie erst durch #MeToo Klarheit über den mutmaßlichen Vorfall erlangt habe.

Zahnoperation mit fatalen Folgen

In seinen letzten Lebensjahren litt Chamberlain unter schweren gesundheitlichen Problemen: Er hatte Herzbeschwerden, die wohl auch auf seine Körpergröße und die daraus resultierende Belastung seiner Organe zurückzuführen waren.

Im Jahr 1999 verschlechterte sich Chamberlains Zustand rapide und er verlor über 20 Kilogramm Körpergewicht. Unter diesen Umständen hatte die Belastung durch eine zahnärztliche Operation, die er sich im Herbst unterziehen musste, fatale Folgen.

Chamberlain starb am 12. Oktober 1999 im Alter von 63 Jahren.