Das Traditionsunternehmen Hülser Hille ist vom Aussterben bedroht
„Die Mitarbeiter sind eindeutig die Verlierer der Situation“
15. Oktober 2025 – 2:20 UhrLesezeit: 2 Minuten
Nach über 100 Jahren Firmengeschichte steht das Maschinenbauunternehmen Hülser Hille aus Mosbach vor der Schließung. 76 Mitarbeiter verlieren ihren Job.
Beim Maschinenbauer Hülser Hille aus dem baden-württembergischen Mosbach gehen bald die Lichter endgültig aus. Ende August bestellte das Amtsgericht Mosbach mit Olaf Spiekermann einen vorläufigen Insolvenzverwalter für das Unternehmen.
Wie Spiekermann letzte Woche der „Rhein-Neckar-Zeitung“ (RNZ) sagte, soll der Betrieb spätestens zum 31. Januar 2026 eingestellt werden. Den übrigen 76 Mitarbeitern wurde am 7. Oktober die Kündigung mitgeteilt – für die meisten von ihnen kommt es einer fristlosen Entlassung gleich.
„Aufgrund der wirtschaftlichen Lage, nicht zuletzt aufgrund der monatelangen Lohnrückstände, ist es unumgänglich geworden, die Arbeitsverträge aufgrund von Betriebsschließungen zu kündigen“, sagte Spiekermann gegenüber „RNZ“. Da die Insolvenzmasse nicht ausreicht, um die Gehälter zu bezahlen, wird ein Großteil der Belegschaft ohne Bezahlung entlassen. Nur neun Mitarbeiter sollen bis Januar die sogenannte Endproduktion unterstützen.
Betroffene können bei der Agentur für Arbeit einen Antrag auf Lohnersatzzahlung stellen. Gleichzeitig will der Insolvenzverwalter dem Amtsgericht Mosbach mitteilen, dass das Unternehmen selbst die laufenden Verfahrenskosten nicht mehr tragen kann.
Anfang des Jahres mussten rund 100 Mitarbeiter vor dem Landgericht Mannheim auf ihre Gehälter klagen, nachdem monatelang keine Zahlungen erfolgt waren. Damals hatte die IG Metall einen Insolvenzantrag gestellt – nun steht der endgültige Ausgang fest.
„Die Mitarbeiter sind eindeutig die Verlierer der Situation“
sagte Thomas Bohlender, zweiter Vertreter der IG Metall Heidelberg, laut „RNZ“.
„Die Chance ist minus eins, dass dort überhaupt Geld fließt.“
Die Geschichte von Hülser Hille reicht fast ein Jahrhundert zurück. 1923 wurde die Karl Hülser GmbH in Ludwigsburg gegründet, 1947 folgte die Maschinenfabrik Diedesheim in Mosbach-Diedesheim. Beide Unternehmen wurden 1994 unter dem Dach der Thyssen-Gruppe zusammengeführt. Hülser Hille ist seit 2019 in chinesischem Besitz – doch der erhoffte Umbau kam nicht zustande.
Der Fall Hülser Hille ist ein Beispiel für eine umfassendere Krise der Branche. Insbesondere im baden-württembergischen Maschinen- und Automobilsektor nehmen die Insolvenzen zu. Viele Unternehmen kämpfen mit steigenden Kosten, schwacher Nachfrage und langsamer Transformation.