Was anmutet wie plumpe Übertreibungen und logische Fehlschlüsse, ist in Wahrheit ein für Trump bewährtes Kalkül: Er heizt gesellschaftliche Stimmung auf und verfolgt damit mindestens zwei Ziele. Erstens kann sich der 47. Präsident der USA als nahender Retter einer geschundenen Nation inszenieren. Zweitens versucht Trump, Druck auf die gewählten Kongressabgeordneten und insbesondere auf die Senatoren aufzubauen, die viele von Trumps teilweise hochumstrittenen, nominierten Kabinettsmitgliedern erst noch billigen müssen. Einige republikanische Senatoren haben allerdings Widerstand angekündigt, speziell gegen den nominierten künftigen Verteidigungsminister Pete Hegseth, Trumps Wunschkandidatin für die Koordination der Geheimdienste, Tulsi Gabbard, und seinen neuen FBI-Chef Kash Patel.
In einem Beitrag seines langjährigen politischen Beraters Jason Miller wird das unter anderem deutlich. Auf der Plattform X schrieb Miller: „Glaubt irgendjemand, dass wir unter der Biden-Harris-Regierung derzeit sicherer, wohlhabender oder auf etwas so gut vorbereitet sind, wie wir es sein müssten???“ Dem sei natürlich nicht so. Darum brauche es den kommenden Präsidenten Trump. Miller forderte: „Wir müssen seine Politik umsetzen. Und um das zu erreichen, müssen seine Nominierungen umgehend bestätigt werden.“
Der kommende republikanische Mehrheitsführer im Senat, John Thune, äußerte sich auf X ganz ähnlich: „Unser Mitgefühl gilt allen, die von dem sinnlosen Terroranschlag in New Orleans betroffen sind. Angesichts der Berichte, dass der ‚Islamische Staat‘ die Machenschaften ausgelöst hat, erwartet das amerikanische Volk klare Antworten von der Regierung. Die Bedrohung durch den IS wird diese Regierung überdauern, und dies ist ein klares Beispiel dafür, warum der Senat das nationale Sicherheitsteam von Präsident Trump so schnell wie möglich zusammenstellen muss.“
Die Äußerungen von Trump und seinen politischen Anhängern zeigen nach dem Anschlag von New Orleans deutlich, was Amerika und der Rest der Welt von der kommenden Präsidentschaft erwarten kann. Trump schürt Angst, um seine Macht zu konsolidieren. Das wird besonders deutlich im Kontrast zu Joe Biden. Dessen erste Reaktion auf den Anschlag fiel deutlich anders aus.
In einer öffentlichen Ansprache in Camp David, dem Feriensitz für US-Präsidenten, betonte Biden das Wesen von Ermittlungen und warnte vor vorschnellen Schlussfolgerungen: „Die Strafverfolgungs- und Geheimdienste suchen weiterhin nach Verbindungen oder Mitverschwörern“, sagte der US-Präsident. Es gebe derzeit noch nichts Weiteres zu berichten. Biden bestätigte lediglich, dass es sich bei dem Angreifer von New Orleans um einen amerikanischen Staatsbürger mit militärischem Hintergrund handelte und verwies auf Videos, die der Täter vor der Tat verbreitet hatte und die auf eine islamistische Motivation schließen lassen.
Mit solch präsidialer Zurückhaltung und Vorsicht dürfte es in wenigen Tagen im Weißen Haus vorbei sein. Am 20. Januar ist Donald Trump zurück an der Macht und wird deutlich mehr zu sagen haben als lediglich auf seinem eigenen sozialen Netzwerk.