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CSU-Landesminister Hahn verteidigt Merz‘ „Stadtbild“-Aussage

Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Florian Hahn (CSU), verteidigte die Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zur Migration im „Stadtbild“. Beim „Sonntags-Stammtisch“ im BR-Fernsehen sagte der CSU-Politiker, dass Friedrich Merz etwas beschreibe, „das ein großer Teil unserer Bevölkerung tatsächlich sieht: Nämlich, dass wir ein Problem mit unserem Stadtbild haben, dass ein ausgewachsener Mann wie ich, ehrlich gesagt, sich auf unseren Bahnhöfen nicht mehr wohlfühlt, auch tagsüber nicht. Das ist ein subjektives Sicherheitsgefühl, aber so ist es eben.“

Hahn führte weiter aus, dass gerade die direkte Kritik an solchen Äußerungen dazu geführt habe, dass Wähler zur AfD wechselten, weil sie ihre subjektiven Anliegen nicht mehr ernst genommen sahen: Um diese Stimmen zurückzugewinnen, müsse man stattdessen versuchen, ihre Probleme zu lösen.

Priol kritisiert die Aussage von Merz

Unter anderem der Kabarettist Urban Priol kritisierte die Aussage von Friedrich Merz: „Der größte Fehler ist einfach, dass man den Slogans folgt und sie dadurch wichtiger macht. Also dass man sagt, man hat im Grunde Recht. Das ist das Endergebnis.“

Hintergrundinformation: Bei einem Termin in Potsdam am Dienstag wurde Merz von einem Reporter zum Aufstieg der AfD befragt. Anschließend sagte er unter anderem, dass bisherige Versäumnisse in der Migrationspolitik nun behoben würden und Fortschritte erzielt würden. „Aber natürlich haben wir immer noch dieses Problem im Stadtbild, und deshalb ist der Bundesinnenminister jetzt dabei, Rückführungen in sehr großem Umfang zu ermöglichen und durchzuführen.“

Klaus Bogenberger, Stammgast beim „Sonntagsstammtisch“, erklärte, genau das mache ihm Sorgen: „Dass sie tatsächlich ein Problem, nämlich die Reduzierung der Zahlen, gelöst haben – und das hat in den Umfragen keinerlei Auswirkungen. Im Gegenteil, man hat fast das Gefühl, dass es mit der AfD immer noch aufwärts geht.“

Firewall für die AfD

Angesprochen auf die Diskussion um die „Firewall“ der AfD grenzte sich Hahn deutlich von der AfD ab und sagte, die Partei sei „der wichtigste politische Gegner im Hinblick auf Wähler, die wir verloren haben“. Allerdings fügte der CSU-Politiker hinzu: „Ein Dilemma, in dem sich insbesondere die Ost-CDU in vielen Gremien, Räten und Parlamenten befindet, ist: Dürfen Sie jetzt selbst einen Antrag zu einem politischen Inhalt oder einer politischen Entscheidung stellen, die Sie voll und ganz unterstützen – mit der Gefahr, dass Sie, wenn die AfD dann dort zustimmt, dann an die Wand gestellt werden, weil Sie mit der AfD gestimmt haben?“ Seit Sonntag befindet sich die CDU-Spitze in Berlin auf Rückzug – auch dort soll der Umgang mit der AfD Medienberichten zufolge erneut ein Thema sein.

Münch „gegen Zusammenarbeit mit der AfD“

Politikwissenschaftlerin Ursula Münch erklärte, dass sie persönlich gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD sei, stellte aber auch fest: „Die Werte der AfD nehmen immer mehr zu. Und wir haben schon die Situation, dass sich alle anderen zusammenschließen und trotzdem keine Mehrheit bekommen. Damit müssen wir klarkommen.“

Am Ende nahm Münch noch einen kleinen Seitenhieb auf den CSU-Politiker Hahn: Auf die Frage nach ihrem „Problem der Woche“ erzählte sie von einer Unternehmerin, die durch den Kosovo-Krieg nach Deutschland gekommen war und diese Woche einen Wirtschaftspreis erhalten hatte: „Das ist so eine Erfolgsgeschichte, da finde ich es gut, dass wir auch viele Migranten haben, die so effizient und leistungsbereit sind.“ Und: „Oft optimieren sie auch das Stadtbild“, ergänzt Urban Priol in Richtung Florian Hahn. „Aber sie sind nicht am Bahnhof“, antwortete er. Dann Münch: „Ja, die fahren auch mit der Bahn.“ Dieser kleine Streit stand symbolisch für die unterschiedlichen Positionen, zwischen denen sich die Migrationsdebatte am „Sonntags-Stammtisch“ erneut bewegte.

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