Hannover – Jetzt wurde sie tatsächlich gewählt. Die frühere Bundesfamilienministerin Anne Spiegel kann im Mai ihr politisches Comeback starten – wenn auch unter Protest.
Mit der Mehrheit der SPD und der Grünen, aber auch mit Unterstützung der CDU Am Dienstag wurde sie zur Sozialdezernentin der Region Hannover (1,2 Millionen Einwohner) gewählt. Sie erhielt 49 von 77 möglichen Stimmen in der Regionalversammlung.
Die Wahl wurde von Protesten begleitet. Hintergrund: Als Spiegel 2021 Umweltminister Rheinland-Pfalz Bei der Ahrtal-Hochwasserkatastrophe im Juli starben 135 Menschen. Das Spiegel-Ministerium soll es versäumt haben, rechtzeitig zu warnen. Und zehn Tage nach dem Unfall fuhr die Politikerin mit ihrer Familie in den Urlaub.
Im April 2022 musste Spiegel, als sie bereits Bundesfamilienministerin war, deswegen und wegen chaotischer Kommunikation zurücktreten. Das vorläufige Ende ihrer politischen Karriere. Jetzt das umstrittene Comeback!
Spiegel war vom Regionalpräsidenten Steffen Krach (46, SPD) wurde als Leiterin des Dezernats für Soziales, Teilhabe, Familie und Jugend vorgeschlagen. Nach Verwaltungsangaben setzte sie sich gegen 45 weitere Bewerber (29 Männer, 16 Frauen) durch. Sie wird im Frühjahr 2026 den Spitzenposten in der Region antreten Hannover von Andrea Hanke (65, unabhängig). Amtszeit: acht Jahre. Ihr Verdienst entspricht der Entgeltgruppe 7 (B 7) – rund 11.648 Euro im Monat.
Die ehemalige Bundesministerin Anne Spiegel vor ihrer Wahl zur Sozialdezernentin in Hannover
„Ich weiß, dass es Vorbehalte gegen mich gibt. Das erkenne ich an – und zwar im Ernst“, sagte sie. Darüber hinaus zeigte sie wenig Selbstzweifel und Einsicht. Stattdessen verwies sie auf ihre Fachkompetenz. „Ich verfüge über langjährige Erfahrung an der Spitze einer Verwaltung.“
Die Opposition bleibt kritisch. „Ich frage Sie, ob Ihre Persönlichkeit diesem Amt schaden könnte? Sind Sie sicher, dass dieser Job der Richtige für Sie ist?“ fragte Jessica Küssen (35). BSW. „Da habe ich Zweifel.“
Grünen-Fraktionschef Oliver Kluck betonte jedoch: „Anne Spiegel trägt keine Verantwortung für die 135 Toten im Ahrtal. Ihre Kommunikation danach war schlecht.“
Mit Kreuzen und Grablichtern gedachten Demonstranten vor dem Haus der Region der Ahrtaler Toten
Bereits am Samstag protestierten rund 50 Demonstranten gegen die Spiegel-Wahl und 135 Kreuze und Grablichter auf dem Opernplatz Hannover niedergelegt – symbolisch für die Toten der Ahrtal-Flutkatastrophe im Juli 2021. Auch am Dienstag gab es eine Mahnwache vor dem Haus der Region. Mitinitiator Thomas Janus (56) kommt aus Niedersachsen. „Aber ich kenne viele Menschen im Ahrtal und die waren sehr besorgt.“
Er kündigt weitere Proteste und eine Petition gegen die Ernennung von Spiegel an.
