FRANKFURT – Lufthansa-Chef Carsten Spohr löst die Piloten aus. Der Verein Cockpit macht es der Lufthansa im aktuellen Tarifstreit leicht – die Pilotengewerkschaft schlittert durch die Verhandlungen zur Betriebsrente. Eigentlich sollten sie die Generalprobe für weitaus wichtigere Tarifrunden sein.
Carsten Spohr weiß, was Lufthansa-Piloten wirklich beschäftigt.
In den Lufthansa-Cockpits gebe es „wenig Bedenken“ um die ohnehin schon gute Betriebsrente, lenkte der Lufthansa-Chef vergangene Woche vom eigentlichen Thema der aktuellen Tarifrunde in Frankfurt ab. „Aber die Sorge um die Zukunftsaussichten und Wachstumsaussichten ist groß – und darüber muss jetzt gesprochen werden.“
Doch genau das machen Lufthansa und Cockpit schon seit fast vier Jahren – seit der Konzern im Dezember 2021 den Perspektivvertrag (PPV) mit festen Merkmalen für die Lufthansa-Hauptstrecke jenseits der KTV-Basis gekündigt hat.
Die Lufthansa, so Spohr weiter, sei bereit, „Verpflichtungen“ hinsichtlich „Flugzeugen, Einstellung und Anzahl der Kapitänsstellen“ auszuhandeln, sofern im Gegenzug der „Kostennachteil“ der Lufthansa Classic verringert werde.
Auch das ist ein alter Hut. Lufthansa und Cockpit erkundeten immer wieder die Schmerzpunkte des jeweils anderen, teilweise in Tagungshotels abseits der Zentrale. Immer wieder brachen die Runden ergebnislos ab.
Von Seiten der Lufthansa gab es kaum Druck, eine Einigung zu erzielen. Seit 2023 gilt ein neuer Tarifvertrag (VTV). Er ist mit einer Steigerung von 18 Prozent in der Tabelle zwar teuer, läuft aber bis Ende 2026. Der Gesamttarifvertrag (MTV) mit den Dienstregeln gilt sogar noch ein Jahr länger. Laufzeiten werden für Cockpit zunehmend zum Problem.
„VTV und MTV hatten schon immer den größten Einfluss“, sagte ein Experte für die komplexen Lufthansa-Pilotentarife aero.de. „Unterm Strich hat sich die Lufthansa ein Zeitfenster von drei Jahren verschafft, um Fakten zu schaffen – wie es auch bei der CityLine der Fall war.“
Cockpit habe den ersten Tarif von Discover Airlines mit Lufthansa ausgehandelt, „im Nachhinein war das ziemlich dumm.“ Den eigentlichen Tarifvertrag schloss der Ferienflieger dann im Sommer 2024 mit Verdi ab – für das gesamte Discover-Flugpersonal und „gleichermaßen für die Piloten auf Basis der Vorarbeiten von Cockpit“.
Eine Streikreaktion von Cockpit und der Kabinengewerkschaft UFO verlief daraufhin im Sande. „Discover war ein Hallo-Wach-Moment an der Unterschweinstiege (Büro des Vereins Cockpit, Anm. d. Red.)“, sagte der Tarif-Insider. „Das ist intern geregelt; wichtige Tarifangelegenheiten sollten nicht noch einmal in eine Gesamtlösung gepflügt werden.“
Tatsächlich hat Cockpit den Tarifkonflikt um höhere Betriebsrenten streng nach neuen Richtlinien eskaliert – zumindest zunächst.
Kein falsches Wort, kaum Kommunikation nach innen und außen: Die Gewerkschaft achtete penibel darauf, das Thema „Betriebliche Altersvorsorge“ von anderen Tarifblöcken abzugrenzen. Eine gut getimte Erstabstimmung sorgte für Nachdruck – alles folgte genau dem Drehbuch. Bei der Lufthansa kam es in den Herbstferien zu einem Pilotenstreik.
Cockpit, so schien es, wollte die Dinge zu Ende bringen. Auch Angriffspunkte sollen intern bereits ausgearbeitet worden sein. Und selbst mit einem kurzen Warnstreik meinen manche Stimmen aus den Piloten, dass die zuletzt eher erfolglose Gewerkschaft ihr Profil für die VTV- und MTV-Runden geschärft hätte.
„Aber dann öffnete sich ein Fenster für Diskussionen zu anderen Themen“, sagte Cockpit-Präsident Andreas Pinheiro Ende Oktober. „Diesmal auch zu breiteren Themen, wie den Perspektiven von CityLine, der Tarifeinstufung von Lufthansa City Airlines und Discover sowie der Zukunft und Bedeutung der Lufthansa Passage Airlines.“
Diesmal blieb es nur bei Vorgesprächen. Laut Quellen konfrontierte Lufthansa Cockpit mit einem strengen Verhandlungsrahmen, der rechtliche Risiken für Cockpit mit sich brachte. Gegenüber aero.de lehnte die Gewerkschaft eine Stellungnahme dazu ab. Lufthansa bewertete die „Sondierungsgespräche“ als „konstruktiv“.
„Cockpit hat erneut den Honeypot getroffen“, sagte der oben zitierte Insider aero.de. Auf jeden Fall wurde der „Moment und die Dynamik“ für einen Streik verpasst.
Die Pilotengewerkschaft leckt nun ihre Wunden. „Herr Spohr scheint sehr gut zu wissen, was unsere Mitglieder beschäftigt – überraschend, wenn man bedenkt, dass er sich in den letzten Jahren kaum die Mühe gemacht hat, mit uns zu reden“, antwortete Pinheiro am Montag auf Spohrs Wortmeldung. „Wir konzentrieren uns ausschließlich auf unsere offenen Tarifthemen mit den jeweiligen Fluggesellschaften.“
© aero.de | Abb.: Lufthansa | 4. November 2025 13:29 Uhr
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Beitrag vom 04.11.2025 – 22:22 Uhr
Was geschieht? Alles Wachstum findet nun rund um die ehemalige Ikone „Deutsche Lufthansa AG“ statt. Das Lufthansa-Team hat mit seiner – meiner Meinung nach – selbstkritischen, arroganten Egozentrik den Bezug zur Realität verloren. Sie drehen sich im Kreis und alle Gespräche enden NUR in einer blockierenden Haltung. Haben Sie in den letzten Jahren etwas Wertvolles erreicht? – NEIN! Du schrumpfst nur, DAS hast du erreicht.
Wenn die Lufthansa-Belegschaft nicht vom hohen Ross herunterkommt, wird nichts passieren. Ihre Privilegien und Vergütungstabellen sind für das Jahr 2025 absolut nicht von dieser Welt. Ihre Leistungen sind längst nicht mehr besser als die der Piloten anderer Unternehmen. Du bist völlig ersetzbar geworden. Das hast Du offensichtlich noch nicht verstanden.
Und Ihre Konkurrenten zeigen Ihnen, wie Sie LÖSUNGEN statt PROBLEME schaffen.
Bequem mit dem Zug von MUC nach FMM gefahren und von dort pünktlich mit Ryanair für 59 € nach PFO geflogen.
Warum sollten Sie zulassen, dass LH Ihren wohlverdienten Urlaub ruiniert?
Einmal und nie wieder!
Wer Ryanair bucht, ist Teil des Problems!
So sehr ich die LCC aus Irland auch für ihre Methoden verachte, sie zeigen, wie man Chancen nutzt und Lösungen schafft, anstatt Teil des Problems zu sein!
Im Simulator-Check würde ich dem Lufthansa-Team schlechte Noten für mangelndes Situationsbewusstsein und für PSD (Problem Solving and Decision Making) geben…
Beitrag vom 04.11.2025 – 17:52 Uhr
Wer Ryanair bucht, ist Teil des Problems!
Wer fährt auch mit der Bahn?
Beitrag vom 04.11.2025 – 15:40 Uhr
Bequem mit dem Zug von MUC nach FMM gefahren und von dort pünktlich mit Ryanair für 59 € nach PFO geflogen.
Warum sollten Sie zulassen, dass LH Ihren wohlverdienten Urlaub ruiniert?
Einmal und nie wieder!
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