Chipmangel hat Folgen
Bosch kündigt Kurzarbeit für das Werk Salzgitter an
3. November 2025, 16:22 Uhr
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Der Chipmangel in der Automobilindustrie verschärft sich: Bosch beantragt Kurzarbeit für das Werk in Salzgitter. Nach Schätzungen des Betriebsrats könnten bis zu 400 Mitarbeiter betroffen sein.
Trotz Entspannungssignalen aus Peking kämpfen Autozulieferer mit schwindenden Chiplieferungen des Herstellers Nexperia. Branchenprimus Bosch erklärte, das Unternehmen habe aus diesem Grund bei der Arbeitsagentur für den Standort Salzgitter Kurzarbeit beantragt. „Im Werk Salzgitter reagieren wir flexibel auf Produktionsanpassungen. Dabei können wir auf das bewährte Instrument der Kurzarbeit zurückgreifen, die wir je nach Bedarf angemeldet haben“, erklärte Bosch. Die aktuelle Situation stelle Bosch weiterhin vor große Herausforderungen, erklärte das Unternehmen mit Blick auf die Lieferschwierigkeiten bei den Halbleitern von Nexperia.
Die Steuereinheit für Motorsteuergeräte beschäftigt rund 1.400 Mitarbeiter. Es blieb unklar, wie viele die Arbeit vorübergehend einstellen sollten. Der örtliche Bosch-Betriebsratsvorsitzende Günther Gehrmann schätzte in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“, dass 300 bis 400 Mitarbeiter „teilweise von Kurzarbeit betroffen sein könnten“. Viele Mitarbeiter leisten derzeit Überstunden, da viele Mitarbeiter im Werk ehrenamtlich gearbeitet haben. Solche Überstunden müssen vor einer möglichen Kurzarbeit zunächst abgebaut werden.
Nexperia, das in einen Handels- und geopolitischen Streit zwischen Washington und Peking verwickelt ist, hat vor einigen Wochen den Versand von Chips aus China eingestellt. Dort verarbeitet das Unternehmen den Großteil seiner Produkte.
Der Stopp erfolgte, nachdem die Niederlande die Kontrolle über das Unternehmen übernommen hatten, das einen chinesischen Eigentümer hat. Einem Insider zufolge sind in Salzgitter über 100 Typenteilenummern vom Nexperia-Engpass betroffen, berichtet die „Wirtschaftswoche“. Diese sollen offenbar in über 50 Gerätefamilien verbaut werden, was einer Insider-Schätzung zufolge etwa 70 bis 80 Prozent der produzierten Menge ausmachen dürfte.
Autoindustrie warnt vor Produktionsstopps
Die drohende Verknappung des Grundchips, der in Komponenten der Autoindustrie weit verbreitet ist, versetzte die Branche weltweit in Aufruhr. China, die USA und die Europäische Union bemühten sich um eine politische Lösung. Am Samstag kündigte China an, Exporte ausnahmsweise wieder zuzulassen. Dafür müssen Unternehmen – vor allem Automobilzulieferer, da die Automobilhersteller die Halbleiter in der Regel als Bestandteil von Bauteilen, aber nicht direkt selbst einkaufen – Anträge einreichen.
Die Autoindustrie hatte vor Produktionsstopps gewarnt. Laut Bosch werden die Lagerbestände optimiert und alternative Bezugsquellen genutzt. „Wir hoffen weiterhin auf eine schnelle Lösung zwischen den Beteiligten“, fügte das Unternehmen hinzu.
