Machtkampf um Nexperia
China verbietet niederländischen Chiphersteller Exporte
14. Oktober 2025, 19:27 Uhr
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Mit einem Gesetz aus dem Kalten Krieg entreißt die niederländische Regierung einem chinesischen Eigentümer die Kontrolle über den Chiphersteller Nexperia. Peking verurteilt den Schritt als „Wirtschaftsbanditentum“ und verhängt ein Exportverbot gegen das Unternehmen.
Ihren Angaben zufolge hat die chinesische Regierung ein Exportverbot gegen den niederländischen Chiphersteller Nexperia verhängt. „Das chinesische Handelsministerium hat eine Exportkontrollmitteilung herausgegeben, die es Nexperia China und seinen Subunternehmern verbietet, bestimmte in China hergestellte fertige Komponenten und Baugruppen zu exportieren“, sagte das Unternehmen.
Hintergrund ist, dass die niederländische Regierung zuvor in einem höchst ungewöhnlichen Schritt die Kontrolle über das zum chinesischen Wingtech-Konzern gehörende Unternehmen übernommen hatte. Den Haag verwies am Sonntag auf niederländische und europäische Sicherheitsinteressen und wandte ein Gesetz aus der Zeit des Kalten Krieges an, das noch nie zuvor angewendet worden war.
Das sogenannte Warenverfügbarkeitsgesetz stammt aus dem Jahr 1952 und erlaubt der niederländischen Regierung, wichtige Unternehmensentscheidungen, etwa Personalentscheidungen oder die Verlagerung von Unternehmensbereichen, ein Jahr lang zu blockieren. Die Regierung sagte, das Ziel bestehe darin, sicherzustellen, dass die Chips von Nexperia, die in einer Vielzahl elektronischer Geräte verwendet werden, im Notfall verfügbar bleiben.
„Begründete Zweifel an einer soliden Unternehmensführung“
Von chinesischer Seite gab es scharfe Kritik. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking forderte „bestimmte Länder“ dazu auf, „sich an Marktprinzipien zu halten und Wirtschafts- und Handelsfragen nicht zu politisieren“. Die chinesische Außenhandelskammer in Brüssel warf Den Haag vor, sich „aus geopolitischen Erwägungen für einen modernen Akt wirtschaftlicher Banditentums entschieden zu haben“.
Nexperia hat seinen Sitz in Nijmegen und gehörte einst zum Philips-Konzern und seiner Chip-Tochter NXP. Wingtech übernahm das Unternehmen im Jahr 2018. Es stellt Halbleiter für Alltagsgüter wie Autos und Kühlschränke her. Laut Nexperia hat ein Amsterdamer Berufungsgericht kürzlich die Suspendierung des Geschäftsführers Zhang Xuezheng aufgrund „begründeter Zweifel an einer soliden Unternehmensführung“ angeordnet.
Die Chipherstellung steht im Zentrum des Handelskonflikts zwischen China und den USA. Die Niederlande – ein bedeutender Hersteller von Halbleitern und den Maschinen für deren Produktion – haben ebenfalls Beschränkungen für den Export von Technologie nach China verhängt. Seit Dezember steht Wingtech auf einer US-Liste von Unternehmen, die den nationalen Sicherheits- und außenpolitischen Interessen der USA zuwiderlaufen.