Analyse zeigt Veränderung in der Raketenproduktion
Warnung vor chinesischem Atomschlag gegen Taiwan
Aktualisiert am 25.10.2024 – 9:12 UhrLesezeit: 3 Minuten
Der US-Militärgeheimdienst DIA warnt in einer neuen Analyse vor der wachsenden nuklearen Stärke Chinas. Bestimmte Raketen geben Anlass zur besonderen Sorge.
Der amerikanische Militärgeheimdienst DIA hat in einer Analyse vor der Umstrukturierung der chinesischen Nuklearstreitkräfte gewarnt. Das Dokument „Nukleare Herausforderungen 2024“ befasst sich mit den wachsenden nuklearen Fähigkeiten strategischer Konkurrenten und regionaler Rivalen der Vereinigten Staaten, insbesondere China, Russland, Nordkorea und Iran. Der Beitrag analysiert ihre Nuklearprogramme, technischen Entwicklungen und Bedrohungen durch moderne Waffensysteme.
Peking hat frühere Schätzungen aus dem Jahr 2018 weit übertroffen und verfügt derzeit über mehr als 500 einsatzbereite Atomsprengköpfe in seinem Arsenal, sagte die DIA. „Wir schätzen, dass China bis 2030 über mehr als 1.000 einsatzbereite Atomsprengköpfe verfügen wird, von denen die meisten auf Raketen stationiert sein werden, die das US-Festland erreichen können“, heißt es in dem Dokument.
Offenbar strebt auch China einen Taktikwechsel an: Es baut zunehmend Sprengköpfe mit geringerer Sprengkraft – offenbar, um sie heimatnah einsetzen zu können. China erhöht seinen Bestand an Trägersystemen für kurze Distanzen, etwa an der ballistischen Mittelstreckenrakete DF-26. Das offensichtliche Ziel: Taiwan.
Deshalb warnen die Geheimdienstler auch: „Peking würde wahrscheinlich auch über den Einsatz seiner Nuklearstreitkräfte nachdenken, wenn eine konventionelle militärische Niederlage in Taiwan das Überleben des Regimes ernsthaft gefährden würde“, heißt es in der Analyse.
China betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik, während Taiwan sich als unabhängiger Staat versteht. Peking übt seit Jahren Druck auf Taipeh aus, zuletzt durch massive Militärmanöver. Dutzende chinesische Kampfflugzeuge kommen bei Überflügen immer wieder in die Nähe des taiwanesischen Luftraums. Die USA unterstützen Taiwan militärisch. Es ist fraglich, ob sie auch in den Krieg eingreifen würden, wenn China auf der Insel einmarschieren würde.
Die Raketentruppe der chinesischen Volksbefreiungsarmee (PLA Rocket Force) erweitert ihr Arsenal an DF-26-Mittelstreckenraketen (IRBMs), die sowohl konventionelle als auch nukleare Präzisionsangriffe gegen Bodenziele sowie konventionelle Angriffe gegen Seeziele durchführen können , so der US-Geheimdienst.
Diese Raketen können von Fahrzeugen aus abgefeuert werden. „China hat außerdem zwei weitere U-Boote der JIN-Klasse vom Typ 094 in Dienst gestellt, sodass sich die Gesamtzahl auf sechs U-Boote mit ballistischen Raketen mit Atomantrieb erhöht. Dies ermöglicht kontinuierliche Abschreckungspatrouillen in Friedenszeiten“, heißt es in dem Bericht.
Die Entwicklung von Waffen mit kürzerer Reichweite könnte bedeuten, dass China sich nicht nur auf Angriffe aus den USA und Europa vorbereitet, sondern auch mit regionalen Konflikten rechnet. Dazu könnte eine Eskalation mit Vietnam und den Philippinen gehören. Die chinesische Regierung streitet mit den beiden Staaten über Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer. Hier kommt es immer wieder zu Zwischenfällen: Chinesische Marineschiffe und Fischerboote stören vietnamesische und philippinische Schiffe. Auch zwischen chinesischen Kampfjets und amerikanischen Aufklärungsflugzeugen kam es in der Vergangenheit zu Begegnungen.
Analysten: China will mit Russland und den USA gleichziehen
Die Analysten gehen davon aus, dass China eine militärische Parität mit den USA und Russland anstrebt. Sie wollen bis zur Mitte des Jahrhunderts über ein „Weltklasse“-Militär verfügen. Die PLA hat rund 300 Silos für Interkontinentalraketen (ICBMs) mit Feststofftreibstoff modernisiert. Es gibt Hinweise darauf, dass China Konzepte für einen „Frühwarn-Gegenangriff“ entwickelt, um Atomraketen abzufeuern, bevor ein feindlicher Angriff einschlägt.
Neben Abschussrampen an Land und von U-Booten aus wird die Luftwaffe auch hinsichtlich der nuklearen Kampffähigkeiten ausgebaut. Der H-6N-Bomber kann nukleare Marschflugkörper tragen und in der Luft betankt werden. Nach Angaben des US-Geheimdienstes entwickelt China außerdem einen strategischen Tarnkappenbomber (H-20), der künftige nukleare Fähigkeiten ergänzen wird.