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Chinas Strategie hat die globalen Handelsströme umgeformt und die USA in eine fatale Importabhängigkeit getrieben. Der zweite Teil unserer Mini-Serie beleuchtet die Hintergründe. China dominiert nicht nur die globalen Märkte, sondern hat die USA in eine gefährliche Importfalle geführt. Während Handelskonflikte eskalieren, wächst Chinas Kontrolle über Produktionsketten und Handelsströme – oft unbemerkt.
Dieser Artikel ist der zweite Teil der dreiteiligen Mini-Serie zur neuen globalen Produktionsordnung. Der erste Teil, „Die Macht der Fabriken: China baut – die Welt bebt“, analysierte Chinas Aufstieg zur Werkbank der Welt. In diesem Artikel liegt der Fokus auf den Handelsströmen und der fatalen Abhängigkeit der USA.
Milliarden für nichts? Die Grenzen der US-Industrieprogramme
Seit 2018 versuchen die USA verzweifelt, ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu verringern. Strafzölle, massive Subventionen und Industrieprogramme wie der Inflation Reduction Act und der CHIPS and Science Act sollten Chinas Dominanz eindämmen und die heimische Produktion in den USA stärken. Doch trotz milliardenschwerer Investitionen bleibt das erhoffte Ergebnis aus: Statt die Abhängigkeit zu verringern, hat sich die Situation sogar verschärft.
Die USA haben enorme Summen investiert, um die heimische Produktion in Schlüsselindustrien wie Halbleiter und grüne Technologien zu fördern. Doch die Ergebnisse sind ernüchternd. Die Produktionskapazitäten bleiben weit hinter den Erwartungen zurück, während gleichzeitig strukturelle Hürden wie hohe Produktionskosten und Fachkräftemangel die Bemühungen ausbremsen. Statt der erhofften Reindustrialisierung zeigt sich, dass die USA weiterhin auf Importe aus China angewiesen sind – und das nicht nur bei Konsumgütern, sondern zunehmend auch bei High-Tech-Produkten.
Abbildung 1: US-Produktion seit 2017: Keine Steigerung Datenquelle: WTM, eigene Berechnungen
Neue Handelswege, gleiche Abhängigkeit: Chinas versteckter Einfluss
Die Handelsdaten verdeutlichen ein klares Muster: Chinas Exporte wachsen kontinuierlich. Gleichzeitig scheint es, als würden die USA diesen Anstieg nahezu automatisch aufnehmen. Zwar ist die direkte Importquote aus China von fast 22% im Jahr 2017 auf etwa 13% in diesem Jahr gesunken, doch diese Zahlen täuschen über eine tiefere Entwicklung hinweg.
China exportiert längst nicht mehr nur einfache Konsumgüter. Immer häufiger dominieren High-Tech-Produkte wie Batterien, Drohnen und Elektrofahrzeuge die Exportströme. Oder wie Noah Smith es treffend ausdrückte: „Machen Sie sich bewusst, dass die USA und ihre Verbündeten nicht nur bei Drohnen- und Batteriefertigung hinter China zurückbleiben – wir fallen in allen Bereichen der Fertigung zurück.“ Gleichzeitig hat China die Kontrolle über globale Lieferketten ausgebaut – von Rohstoffquellen bis hin zur Endmontage.
Auch wenn die Handelsströme heute vermehrt über Länder wie Mexiko oder die ASEAN-Staaten laufen, bleibt der Ursprung vieler Produkte chinesisch. Das zeigen nicht nur die Exportvolumen Chinas, sondern auch die Abhängigkeit anderer Länder, die chinesische Komponenten weiterverarbeiten und in die USA liefern.
Abbildung 3: Importe in die USA aus Mexiko, den ASEAN-Staaten und China. Quelle: Bureau of Economic Analysis (BEA)
Die wahren Gewinner: ASEAN-Staaten und Mexiko
Die von der US-Regierung erhoffte Verlagerung der Produktion ins Inland bleibt bisher aus. Stattdessen entstehen neue logistische Knotenpunkte in Ländern wie Mexiko oder den ASEAN-Staaten, die zunehmend als Vermittler im Handelsverkehr zwischen China und den USA fungieren. Ein genauer Blick auf die Handelsdaten zeigt, dass nicht nur die direkten Importe aus China zunehmen, sondern auch die indirekten Wege immer wichtiger werden.
ASEAN-Staaten wie Vietnam, Thailand oder Malaysia, aber auch Mexiko, spielen hier eine Schlüsselrolle. Besonders auffällig ist der Trend, dass chinesische Unternehmen bestimmte Produktionsschritte bewusst auslagern, um den US-Zöllen zu entgehen. Die von der Trump-Administration angestoßenen Strafmaßnahmen haben also vor allem eines erreicht: Sie haben logistische Netzwerke geschaffen, die den Fluss chinesischer Waren in die USA lediglich umleiten, statt ihn zu stoppen.
Abbildung 4: Exporte Chinas in die ASEAN-Staaten vs. Exporte ASEAN in die EU und USA. Datengrundlage chinesischer Zoll und WITS.
Der Anstieg der Exporte aus ASEAN-Staaten in Richtung der USA korreliert direkt mit dem Rückgang von Chinas direkten Lieferungen. Doch dieser Umweg über Drittländer bringt nur eine scheinbare Diversifikation. Die Herkunft der Waren bleibt oft chinesisch, auch wenn die Lieferpapiere etwas anderes suggerieren. Dabei profitieren diese Länder nicht nur von zusätzlichen Handelsvolumina, sondern auch von einer geopolitischen Verlagerung der Aufmerksamkeit.
Die wirtschaftliche Tragweite dieser Entwicklungen wird von Branchenexperten wie dem Peterson Institute for International Economics (PIIE) kritisch betrachtet. Sie warnen davor, dass die Umgehung von Zöllen den USA potenzielle Einnahmen entzieht und die Abhängigkeit von importierten Waren weiter zementiert. Diese Situation wird von Analysten daher oft als eine „Importfalle“ beschrieben, aus der es kaum ein Entkommen gibt.
Währenddessen bleibt die Inlandsproduktion in den USA weiterhin auf einem Niveau, das weit hinter den Erwartungen der Industrieprogramme zurückbleibt. Obwohl mit dem Inflation Reduction Act und dem Chip Act milliardenschwere Investitionen in die Halbleiterindustrie und grüne Technologien flossen, zeigt sich kaum eine signifikante Veränderung. Die Produktionslücke, die durch billige Importe geschlossen wird, bleibt unverändert groß. Vietnam, Thailand, Malaysia und andere ASEAN-Staaten spielen als Zwischenstationen eine immer größere Rolle. Auch Mexiko hat stark an Bedeutung gewonnen und China als wichtigstes Importland der USA abgelöst. Doch die scheinbare Diversifikation ist trügerisch: Die Handelsdaten belegen, dass die Waren meist chinesischen Ursprungs bleiben. Der Umweg über Drittländer sorgt nur dafür, dass chinesische Produkte weiter in den USA landen, wenn auch über alternative Routen.
Peking gegen den Rest: Wer gewinnt den Produktionskrieg?
Doch die Implikationen dieser Entwicklungen betreffen nicht nur die USA. Auch Europa steht vor ähnlichen Herausforderungen. Die Frage, wie sich Chinas Dominanz in den globalen Lieferketten weiterentwickeln wird, könnte die Handelsordnung der Zukunft prägen. Droht ein umfassender Handelskrieg zwischen China, den USA und Europa?
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