In der letzten Woche des Treffens, als sich der politische und juristische Sturm bereits über ihn zusammenbraute, aber noch nicht öffentlich entlassen worden war, meldete sich Tilman Kuban vorsorglich krank und kam überhaupt nicht nach Berlin. Wie es für den Hannoveraner Bundestagsabgeordneten weitergehen soll, war bereits mit der Fraktionsspitze um Jens Spahn und Steffen Bilger besprochen worden.
Am 9. Oktober informierte die Staatsanwaltschaft Konstanz, wo Kubans Ehefrau gemeldet ist, den Immunitätsausschuss des Bundestags über eine Beschwerde gegen den 38-jährigen CDU-Politiker, der bis Ende 2022 Bundesvorsitzender der Jungen Union – damals Fraktionsvorsitzender – war.
Zuvor Leiter der wichtigen Europa-Arbeitsgruppe
„Mit dem Abgeordneten wurde am Folgetag vereinbart, dass die Ausübung seines Fraktionsamtes (Behördenvorsitz) bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen soll“, sagte ein Sprecher der CDU/CSU-Fraktion am Mittwoch. Die wichtige Führung der Arbeitsgruppe Europa, die ihn zum europapolitischen Sprecher der größten Regierungsfraktion machte, übernahm Kuban erst im Frühjahr nach der Bundestagswahl, nachdem er in seiner ersten Wahlperiode ab 2021 noch keine große Rolle gespielt hatte.
In diesem Zusammenhang werden mir Dinge vorgeworfen, die ich vehement bestreite.
Tilman Kuban in einer E-Mail an die Unionsabgeordneten über die Trennung von seiner Frau
Sein Stellvertreter Roland Theis aus dem Saarland übernahm mit sofortiger Wirkung die Aufgabe. „Die Konzernleitung nimmt die Vorwürfe ernst, ohne eine rechtliche oder tatsächliche Beurteilung vornehmen zu können“, hieß es und weiter: „Dies kann nur die Ermittlungsbehörde tun; es gilt die Unschuldsvermutung.“
In einer E-Mail an seine Kollegen von CDU und CSU, die dem Tagesspiegel vorliegt, berichtet Kuban über seine aktuelle persönliche Situation: „Meine Frau und ich haben uns vor einigen Monaten getrennt.“ Er befand sich mit ihr „in einem sehr umstrittenen Sorgerechtsverfahren“ bezüglich ihres gemeinsamen Sohnes. Im Zusammenhang mit der Trennung seien ihm „Dinge vorgeworfen worden, die ich vehement bestreite“.
Er wolle offen mit der Situation umgehen, heißt es in der E-Mail weiter. Allerdings bat Tilman Kuban um Rücksichtnahme: „Der Schutz der Privatsphäre ist mir wichtig.“