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BVG-Busangebot fällt auf Niveau von 2016 zurück
Mi 18.09.24 | 06:20 | Ab
Nicht nur in der U-Bahn, auch im Busverkehr spitzt sich die Krise bei der BVG zu. Einer aktuellen Analyse zufolge wird der Busverkehr in diesem Jahr auf das Niveau von 2016 zurückfallen. Von Boris Hermel
Die Analyse der Berliner Nahverkehrszentrale, die dem rbb exklusiv vorliegt, ist drastisch. Am 19. August stellten die vom Senat beauftragten Verkehrsplaner fest, dass die BVG in diesem Jahr mit ihren Bussen nur noch eine Fahrleistung von 90,2 Millionen Kilometern erreichen werde. Einen so niedrigen Wert hatte das Verkehrsunternehmen zuletzt im Jahr 2016 erreicht.
Allerdings hat das Land im Verkehrsvertrag für dieses Jahr 97,9 Millionen Fahrtkilometer bestellt. Die Analyse zeigt, dass das Busangebot seit 2021 kontinuierlich zurückgeht. Damals war die BVG noch bei 94,5 Millionen Fahrtkilometern angelangt.
Riesige Versorgungslücke
Damit entfernt sich die BVG immer weiter von dem vertraglich mit dem Land vereinbarten Ziel, bis 2030 eine Fahrleistung von 101 Millionen Buskilometern zu erreichen. In der Analyse des Center Nahverkehr Berlin heißt es wörtlich: „Ohne weiteres Wachstum droht bis 2030 eine Angebotslücke von über 11 Millionen Buskilometern“, was in etwa der heutigen Busleistung im gesamten Bezirk Spandau entspricht.
Als Hauptgrund nennen die Planer des Center Nahverkehr Berlin den Mangel an Busfahrern. Die BVG habe zwar mit der Einstellung von Personal begonnen, „allerdings bislang ohne eine durchgreifende Verbesserung und Rückkehr in einen Bereich, der eine Rücknahme von Angebotseinschränkungen oder gar eine Angebotsausweitung erlaubt“. Zum Fahrplanwechsel im Dezember seien „realistisch keine nennenswerten neuen Angebote möglich“, ebenso wenig wie eine Rücknahme der reduzierten Busfahrpläne. Zum Fahrplanwechsel im vergangenen Jahr hatte die BVG die Taktfrequenz der Buslinien auf 44 ausgedünnt.
„Fulminante BVG-Krise“
Für den Fahrgastverband IGEB lassen die anhaltenden und bislang ungelösten U-Bahn- und Busprobleme nur einen Schluss zu: „Wir haben eine massive BVG-Krise“, sagt IGEB-Sprecher Christian Linow. Es sei unverständlich, warum andere Großstädte wie Hamburg mit dem Personalmangel besser klarkämen als Berlin. „Von der Bezahlung bis zur Dienstplanung – die BVG muss ihre Bedingungen schnellstmöglich ändern, damit der Beruf des Busfahrers wieder attraktiver wird.“
Laut BVG-Sprecherin Maja Weihgold peilt das Verkehrsunternehmen mit dem reduzierten Fahrplan in diesem Jahr weiterhin eine Leistung von 92,4 Millionen Buskilometern an. Der tatsächlich erbrachte Leistungsumfang werde aber erst Ende des Jahres im Detail analysiert. Dass der Dienstleister Center Nahverkehr Berlin lediglich 90,2 Millionen Kilometer prognostiziert, wollte sie nicht kommentieren. „Auf irgendwelche Hochrechnungen, was bis zum Jahresende passieren könnte, wollen wir uns nicht einlassen.“
Sendung: rbb24 Abendshow, 18.09.2024, 19:30