Der seit Jahrzehnten untergetauchte ehemalige RAF-Terrorist Burkhard Garweg ist mit einem Brief aus dem Untergrund an die Öffentlichkeit gelangt. Es wurde unter anderem auf der Online-Plattform „indymedia“ veröffentlicht. Mit seinem Text antwortet Garweg auf einen Brief der Tochter des 1986 von der Roten Armee Fraktion (RAF) ermordeten Gerold von Braunmühl.
Während seiner Zeit als einflussreicher Beamter im Auswärtigen Amt war Braunmühl einer der engsten Berater des damaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher. In seinem vorherigen Amt als Bundesinnenminister ging Genscher gegen die erste Generation linker Terroristen vor und gründete nach dem Münchner Olympia-Attentat die GSG 9.
Laut Garweg müssen Morde einem höheren Zweck dienen
Unter dem Titel „das falsche Primat“ kritisiert Garweg vor allem die Morde der dritten Generation der Terrorgruppe, bei der auch Gerold von Braunmühl getötet wurde. Ihm zufolge sei die „Mordpolitik“ der 1980er Jahre aus einer fehlerhaften Analyse der globalen Verhältnisse entstanden und die Gruppe habe ihre gesellschaftliche Basis verloren.
Der revolutionäre Kampf, so Garweg in seinem offenen Brief, müsse ein „Kampf ums Leben“ bleiben. Aufgrund der zunehmenden Militarisierung und der Missachtung politischer Perspektiven scheiterte die Gruppe in ihrem Freiheitskampf. Der Angriff auf von Braunmühl ist an dieser Stelle beispielhaft.
Garweg argumentiert außerdem, dass Angriffe nur dann legitim wären, wenn sie Entwicklungen in der Zukunft direkt verhindern könnten. Dies war bei der Ermordung von Braunmühl oder anderen Anschlägen in den 1980er Jahren nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Die Ermordung von Braunühl hätte die politischen Ansprüche der Terrorgruppe untergraben.
Garweg fordert die Freiheit Klettes vom Untergrund
Garweg richtet auch ein paar Worte an die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette. Klette steht seit Ende März wegen einer Serie von Raubüberfällen auf Supermärkte und Geldtransportfahrzeuge zwischen 1999 und 2016 vor Gericht. Ihr mutmaßlicher Komplize fordert die „Abschaffung des gesamten Gefängnissystems“ und die Freilassung von Daniela Klette.
Sie sollte in der Lage sein, an der Konfrontation mit dem Nachkommen des RAF-Mordopfers teilzunehmen, was in Einzelhaft nicht möglich wäre.