Franz Josef Strauß kann sich von diesem Wahlkampf eine Auszeit gönnen. Zumindest erscheint der 1988 verstorbene Parteiheilige offenbar nicht auf CSU-Plakaten. Zur Landtagswahl im vergangenen Jahr hatte die Partei ihren alten Helden im großen Stil in den Freistaat geholt. Auch weil die Konkurrenz versuchte, Strauß zu „einfangen“, wie Söder damals beklagte.
Die Freien Wähler hatten das Sakrileg begangen, die rednerischen Fähigkeiten ihres Hubert Aiwanger auf eine Stufe mit dem CSU-Großvater zu stellen. Und die AfD behauptete frech, dass Strauss‘ Positionen nur noch in der rechtsextremen Partei zu finden seien. Dem wollten sie mit etwas Mächtigem entgegenwirken – einem Strauß. Jedenfalls schrieb die CSU 2023 trotzig ein Zitat von ihm neben sein Konterfei: „Mit rechtsradikalen Narren und Extremisten wollen wir nichts zu tun haben.“
Am Montag – bei der Posterpräsentation nach dem CSU-Vorstand in München – hing dort kein Blumenstrauß. Zentral abgebildet auf dem Plakat zur Bundestagswahl sind Markus Söder und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz nebeneinander. Bei der Bundestagswahl 2021 war der Plakatkopf von Kanzlerkandidat Armin Laschet übrigens nicht gerade ein Hit bei der CSU-Basis; Einige Ortsverbände hatten sich rundweg geweigert, dem Söder-Bezwinger in der K-Frage den Vortritt zu lassen. Und es gab kein gemeinsames Bild mit Söder und Laschet. Frage an Söder: Was ist jetzt anders? „Wir sind jetzt mehr von dem Kandidaten überzeugt“, antwortet der CSU-Chef. Merz habe „volle Unterstützung“.
„Gemeinsam für Deutschland“ und „Stark für Bayern“ steht unter dem Söder-Merz-Plakat. Kurioserweise wird keiner von ihnen im Februar im Freistaat auf dem Stimmzettel stehen. Söder, weil er nicht nach Berlin und in ein Bundeskabinett will, Merz, weil man hier nicht die CDU wählen kann. „Deutschland wieder in Ordnung bringen“ lautet der Hauptslogan der Plakatlinie. Die zentralen Botschaften: „Migration begrenzen, Wirtschaft fördern, Bundeswehr stärken“.
Im aktuellen BR-„Bayerntrend“ kam die CSU auf 45 Prozent, die AfD kam auf Platz zwei (17), gefolgt von den Grünen (13). Die FW sind in dieser Umfrage kaum sichtbar, nur vier Prozent. Söder erneuerte am Montag seine Ablehnung der schwarz-grünen Koalition. Mittelständische und liberale Wähler sehen in den Grünen ein „absolutes No-Go“, sie vertreten Vorschläge aus den „sozialistischen Mottenkugeln“, „umgestrichen grün“.
Für ihn geht es nicht nur um Inhalte, sondern auch um Strategie: Söder befürchtet, dass jede schwarz-grüne Idee die AfD stärken könnte – und ihre Politik und ihr europäischer Kurs Deutschland zu einem „Satellitenstaat“ Moskaus machen würden. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Strauss-Plakate für „Fools“ aus dem Keller zu holen.