Die Bundesbank hat mehr
Italien protzt mit Goldreserven
16. Oktober 2025, 12:08 Uhr
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Gold wird immer teurer, wodurch auch die Bestände der Zentralbanken an Wert gewinnen. Italiens Goldschatz ist mittlerweile fast 285 Milliarden Euro wert. Ein Verkauf kommt für die Notenbanker allerdings nicht in Frage.
Der Goldpreis ist auf Rekordhochs. Davon profitieren auch Zentralbanken, die einen Teil ihrer Reserven in dieses Edelmetall investiert haben. Italien ist weit vorne. Die Zentralbank des Landes veröffentlichte Fotos, die einen Teil des Goldschatzes zeigen – akkurat gestapelte Barren. „Wir sind zurück“, sagte Stefano Caselli, Dekan der Mailänder SDA Bocconi School of Management, gegenüber Reuters.
Die italienische Zentralbank besitzt knapp 2.452 Tonnen Gold. Das entspricht rund 285 Milliarden Euro oder 13 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Italiens. Mit diesen Beständen liegt Italien weltweit an dritter Stelle. Nur Deutschland mit 3.350 Tonnen und die USA mit 8.133 Tonnen verfügen über größere Goldreserven.
Laut Reuters liegen rund 1.110 Tonnen der italienischen Reserven in einem Tresor im Hauptquartier der Zentralbank nahe dem Kolosseum in Rom. Etwa die gleiche Menge wird in New York gelagert, kleinere Mengen in London und der Schweiz.
Während des Zweiten Weltkriegs plünderten die Nazis mit Hilfe der faschistischen italienischen Regierung die meisten Reserven. Von den 120 Tonnen blieben nur noch 20 Tonnen übrig. Nach Kriegsende baute das demokratische Italien die Versorgung wieder auf. Das folgende „Wirtschaftswunder“ machte Italien zu einer wichtigen Exportnation. Ein Teil der Zuflüsse an Fremdwährungen – insbesondere US-Dollar – wurde in Gold investiert.
„Heißestes Asset“
Selbst in Krisenzeiten wie dem Ölpreisschock in den 1970er Jahren oder der europäischen Schuldenkrise 2008 weigerte sich die Zentralbank, Gold zu verkaufen. Seit rund drei Jahren erholt sich das Edelmetall. Auslöser dafür waren Zentralbanken vor allem aus Schwellenländern, die durch den Kauf von Gold unabhängiger vom US-Dollar werden wollten. Auch Privatanleger und professionelle Anleger setzen zunehmend auf Gold.
Angesichts des stark gestiegenen Goldpreises mehren sich die Rufe, dass die Zentralbanken einen Teil ihrer Reserven verkaufen sollten. Italien könnte damit seine immense Staatsverschuldung reduzieren. Aber die Banca d’Italia und die Regierung glauben nicht daran.
„Selbst der Verkauf der Hälfte der Goldreserven würde Italiens Schuldenproblem ohnehin nicht lösen“, zitierte Reuters Giacomo Chiorino von der Banca Patrimoni. Die Staatsverschuldung Italiens wird im nächsten Jahr voraussichtlich bei rund 3 Billionen Euro liegen, also bei knapp 138 Prozent der Wirtschaftsleistung. „In einer Zeit, in der sich die Welt neu formiert, halten die Zentralbanken die heißesten Vermögenswerte“, sagte Dean Caselli. „Sie haben Recht, sie nicht zu verkaufen.“