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BUND-Proben zeigen: Berliner und Brandenburger Trinkwasser ist mit PFAS belastet

BUND-Proben

PFAS in Berliner und Brandenburger Gewässern nachgewiesen



picture-alliance/Hans Lucas/Romain Costaseca

Audio: rbb24 Inforadio | 4. November 2025 | Katharina Hopp/Mario Bartsch | Bild: picture-alliance/Hans Lucas/Romain Costaseca

In fast allen untersuchten Grundwasser- und Trinkwasserproben stellte der Umweltverband Spuren von gesundheitsschädlichem PFAS fest. Ab 2026 geltende Grenzwerte werden teilweise überschritten.

  • Umweltorganisation BUND findet „Ewig-Chemikalien“ PFAS in Wasserproben in Berlin und Brandenburg
  • Die Proben liegen unter den aktuellen Grenzwerten, überschreiten jedoch teilweise zukünftige Grenzwerte
  • PFAS (per- und polyfluorierte Alkylstoffe) weltweit verbreitet
  • Zahlreiche Studien belegen gesundheitliche Auswirkungen

Der Bundesbund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat im Berliner Grund- und Trinkwasser die Problemchemikalie PFAS nachgewiesen.

Bundesweit stellte die Umweltorganisation in 42 der 46 Proben Schadstoffe fest. Die geltenden gesetzlichen Grenzwerte wurden jedoch nicht überschritten.

Obwohl es mit PFAS verunreinigt ist, können Verbraucher Leitungswasser bedenkenlos trinken.

Chemikalie im Wasser in Zeuthen und Berlin nachgewiesen

Die Proben wurden zwischen Juni und Oktober 2025 aus unterschiedlichen Regionen entnommen. Nach Angaben des BUND lagen die Messwerte in drei Fällen über den künftigen Grenzwerten, die in der neuen Trinkwasserverordnung ab 2026 bzw. 2028 gelten – darunter in Zeuthen (Dahme-Spreewald) sowie in Ludwigslust und Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern). Dies kann auf die bisherige Verwendung von PFAS-haltigen Löschschäumen zurückzuführen sein.

In einer Wasserprobe aus dem Berliner Regierungsviertel wurde eine hohe Summe mehrerer PFAS gefunden. In vier Proben konnte kein PFAS nachgewiesen werden. Der BUND schreibt, dass es sich lediglich um örtliche und zeitlich begrenzte Stichproben aus den genannten Städten handele. Je nach Wassernetz spiegeln sie „nicht die Situation im gesamten Stadtgebiet wider“.

Was ist PFAS?

Per- und polyfluorierte Alkylstoffe (PFAS) stellen eines der gravierendsten Umweltprobleme unserer Zeit dar. Die als „Forever Chemicals“ bezeichnete Stoffgruppe umfasst mehr als 10.000 künstlich hergestellte Verbindungen, die aufgrund ihrer stabilen Kohlenstoff-Fluor-Bindungen in der Natur praktisch nicht abgebaut werden können.

PFAS ist weltweit verbreitet – Wissenschaftler der Universität Stockholm konnten nachweisen, dass Regenwasser weltweit, unter anderem in der Antarktis und im tibetischen Hochland, mit PFAS belastet ist (Umweltbundesamt.de). PFAS kann auch im Blut fast aller Menschen weltweit nachgewiesen werden (Umweltbundesamt.de).

Mehrere Gesundheitsrisiken

Die gesundheitlichen Auswirkungen von PFAS sind durch zahlreiche Studien belegt. In mehreren Studien konnten Wissenschaftler nachweisen, dass die Chemikalien die Aktivität von Immunzellen reduzieren, was zu einer höheren Anfälligkeit für Infektionen führt (Helmholtz-Zentrum.de). Außerdem sollen die Stoffe Krebs verursachen, unfruchtbar machen und zu Fettleibigkeit beitragen.

Aufgrund ihrer fett- und wasserabweisenden Eigenschaften finden die Chemikalien im Alltag breite Anwendung. Man findet sie in Outdoor-Bekleidung, Imprägniersprays, beschichteten Pfannen und auch in Lebensmittelverpackungen, insbesondere für fetthaltige Lebensmittel wie Burger, Pommes, Pizza oder Sandwiches.

Strengere Grenzwerte und die Androhung eines Verbots

Ab dem 12. Januar 2026 gilt in Deutschland ein neuer Grenzwert für Trinkwasser – die Summe von 20 ausgewählten PFAS-Verbindungen darf dann maximal 100 Nanogramm pro Liter betragen. Auf EU-Ebene wird seit Februar 2023 über ein weitreichendes Verbot diskutiert. Mit einer Entscheidung wird Ende 2026 gerechnet. In Deutschland gibt es sechs Fabriken, die PFAS produzieren – mehr als in jedem anderen Land Europas. In und um diese Fabriken besteht vermutlich die größte Gefahr einer massiven Umweltverschmutzung. Diese Fabriken befinden sich in Bad Wimpfen, in Frankfurt, in Leverkusen und im bayerischen Chemiepark Gendorf bei Burgkirchen an der Alz. Die PFAS-Belastung in unserer Region stammt beispielsweise von Unternehmen, die PFAS produzieren, etwa der Reifenherstellung und insbesondere in Berlin von Altlasten am Flughafen Tegel.

Der BUND fordert, die Verbreitung von PFAS einzudämmen, um „die zunehmende Belastung unserer Umwelt zu stoppen“. Darüber hinaus sollten die Verantwortlichen für Folgekosten etwa bei der Trinkwasseraufbereitung aufkommen.

Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 04.11.2025, 08:40 Uhr


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