Nachrichtenportal Deutschland

Bürgermeisterkandidat Mamdani mischt die New Yorker Politik auf

Bürgermeisterkandidat Mamdani mischt die New Yorker Politik auf


Weltspiegel

Stand: 12. Oktober 2025 5:48 Uhr

Zohran Mamdani könnte im November Bürgermeister von New York werden. Er bezeichnet sich selbst als Sozialist und begeistert junge Wähler. Die Gründung der Finanzmetropole steht Kopf, rechts und links.

Harlem an einem warmen Herbstsonntag. Im Schatten der grauen Hochhausbebauung tanzen sich die Fans in die Stimmung. Die alten Damen in ihrem Sonntagskleid schlecken Gratis-Softeis.

Auch Kailey Konig kann es kaum erwarten, den Mann zu sehen, der ihr wieder Hoffnung in die Politik gegeben hat. „Wir sind die Zukunft“, sagt die junge Frau mit den roten Locken, „wir wollen, dass unsere Stimmen in den Medien gehört werden, und Zohran sorgt dafür, dass das passiert.“

Ein Kandidat zum Anfassen

Dunkler Anzug, Krawatte – das Outfit des ehemaligen Rappers Zohran Mamdani wirkt fast etwas bieder. Ein Selfie hier, eine Umarmung dort, Mamdani ist im wahrsten Sinne des Wortes ein zupackender Politiker.

Bis vor einem Jahr war er noch ein Niemand. Jetzt hat er die besten Chancen, seinen Gegner, den ehemaligen Gouverneur Andrew Cuomo, zu schlagen. Zum Entsetzen der Finanzelite und des Establishments, selbst bei den Demokraten.

Seine Botschaft geht in den sozialen Medien viral. „Alle Politiker sagen: New York ist die tollste Stadt der Welt. Aber was nützt es, wenn es sich niemand mehr leisten kann, hier zu leben?“ Auf seinem Instagram-Kanal ruft er seinen Fans zu: „Die Lebenshaltungskosten – das ist die wahre Krise.“

Punkten Sie mit sozialen Themen

Zohran Mamdani ist erst 33 Jahre alt und bezeichnet sich selbst als demokratischen Sozialisten. Er wurde in Uganda geboren, hat indisch-amerikanische Wurzeln und ist Muslim. Seine wichtigsten Wahlkampfziele: eine Mietpreisbremse in New York, kostenloser Bustransport und kostenlose Kinderbetreuung.

Fast überall in den Vereinigten Staaten wären solche Forderungen politischer Selbstmord. Nicht so in New York. Denn gerade bei jungen Menschen stößt diese Botschaft auf offene Ohren. „Die meisten jungen New Yorker müssen hart kämpfen, um über die Runden zu kommen“, sagt Kathleen Horan, die sich für „Hot Girls for Zohran“ engagiert. „Es wird noch schwieriger, da die Arbeitslosigkeit dramatisch steigt.“

Trump mischt sich ein

Die Begeisterung für Mamdani ist auch eine Rebellion gegen US-Präsident Donald Trump. Deshalb greift der gebürtige New Yorker aus dem Weißen Haus ein. „Wir werden einen kommunistischen Bürgermeister haben“, warnt Trump. „Das ist unglaublich. Mein wunderschönes New York!“

Trump droht bereits damit, sämtliche Bundesmittel für New York zu streichen, falls Mamdani zum Bürgermeister gewählt wird. Trump sagte wörtlich, er werde der US-Regierung kein Geld für „falsche kommunistische Versprechungen“ zur Verfügung stellen.

„Nein, ich bin kein Kommunist!“ Mamdami verteidigt sich und stellt sich in das Lager der demokratischen linken Politiker Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez. „Viele New Yorker fragen mich, was demokratischer Sozialismus bedeutet. Und ich zitiere die Worte von Martin Luther King: Egal ob Demokratie oder demokratischer Sozialismus, unser Wohlstand muss besser verteilt werden – für alle Kinder Gottes.“

Stattdessen gute Laune Endzeitstimmung

Union Square, in der Hauptverkehrszeit: Kathleen und Ananya von den „Hot Girls for Zohran“ stellen ihren Klapptisch mit den Aufklebern und Informationen direkt neben den „Indians for Zohran“ auf. Zu indischen Klängen tanzen die Frauen über den Platz, Passanten stellen sich spontan auf. Die Botschaft: Hoffnung statt Hass, gute Laune statt Untergangsstimmung.

Mittlerweile sind 75.000 Freiwillige für Mamdani unterwegs. „Das ist eine echte Basisbewegung“, schwärmt Kathleen. „Zohran hat die Fähigkeit, Menschen wie kein anderer Politiker in den USA dazu zu motivieren, sich wieder für Politik zu begeistern, in einer Zeit, in der sich alles so aussichtslos anfühlt.“

Wie Kathleen Horan (r.) sind viele junge New Yorker von Mamdani begeistert. Doch auch innerhalb der Partei sorgt der Kandidat für Besorgnis.

Mitten im Orientierungskampf der Demokraten

Die Bürgermeisterwahl am 4. November wird in den Vereinigten Staaten aus mehreren Gründen mit Spannung verfolgt. Nicht nur, weil Mamdani Muslim und Sozialist ist. Das Duell zwischen dem 33-jährigen Shootingstar und dem 67-jährigen Andrew Cuomo steht auch für den landesweiten Kampf innerhalb der Demokratischen Partei: zwischen dem Mainstream-Partei-Establishment und dem linken Flügel, der mehr Widerstand gegen die autoritäre Trump-Regierung fordert.

Laut einer aktuellen NBC-Umfrage liegt Mamdani mit 46 Prozent der Stimmen weiterhin deutlich vor Cuomo, der bisher nur 24 Prozent erhielt. US-Präsident Trump forderte die beiden anderen Kandidaten auf, sich aus dem Rennen zurückzuziehen, damit Cuomo gemeinsam gegen Mamdani vorgehen könne.

Bürgermeister Eric Adams, der immer noch im Amt ist, aber aufgrund von Korruptionsvorwürfen keine Chance hat, hat dies bereits getan. Der republikanische Kandidat Curtis Sliwa ist weiterhin zurückhaltend. Allerdings kann Trump dem Wahlsieg Mamdanis nun auch etwas Positives abgewinnen: „Wenn ein Kommunist New York City übernimmt, dann wäre das ein Geschenk für die Republikanische Partei!“

Diese und weitere Berichte können Sie im Weltspiegel sehen – am Sonntag um 18:30 Uhr im Ersten.

Die mobile Version verlassen