Der Bundeskanzler fordert in einem Brief eine Kurskorrektur von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Die EU soll Vorschriften lockern. So will Scholz etwa gezielt nur deutsche Autos fördern können. Zudem verlangt er weniger Berichtspflichten für Unternehmen und flexiblere Eingriffsmöglichkeiten.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) europäische Maßnahmen zum Bürokratie-Abbau und zur Unterstützung der Auto- und Metallindustrie gefordert. „Es braucht jetzt dringend gemeinsame europäische Impulse, um Bürokratiekosten zu senken und die Innovationsfähigkeit unserer Unternehmen zu erhöhen“, schrieb der SPD-Politiker, wie aus einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ hervorgeht. Der dort zitierte Inhalt des fünfseitigen Schreibens vom Donnerstag wurde der laut dpa von einem Regierungssprecher bestätigt.
Nach Auffassung des Bundeskanzlers stehen EU und Bund „gemeinsam“ vor der „dringenden Aufgabe“, strategische Abhängigkeiten zu verringern und die EU in Schlüsselsektoren an die Weltspitze zu bringen. Dringenden Handlungsbedarf sieht Scholz etwa bei Berichtspflichten von Unternehmen zu nachhaltigem Wirtschaften, die eine EU-Richtlinie regelt: In der gegenwärtigen Form stehe der Mehrwert „in keinem Verhältnis zum bürokratischen Aufwand für die Unternehmen“. Scholz schlägt vor, die Berichtspflicht um zwei Jahre zu verschieben und die Schwellenwerte bei der Umsatzhöhe und Beschäftigtenzahl anzuheben.
Der Kanzler nimmt außerdem die Automobilindustrie in den Fokus. Aus seiner Sicht sind „zusätzliche Kaufimpulse“ für E-Autos notwendig. Dazu will er auf nationaler Ebene bei Privatkäufen „einen unbürokratischen Steuerabzug für in Deutschland produzierte Fahrzeuge einführen“. Auf EU-Ebene bittet er um eine „entsprechende kurzfristige Initiative“.
Was die im Herbst in Kraft getretenen europäischen Strafzölle auf chinesische E-Autos betrifft, plädiert Scholz dafür, die Gespräche mit China über eine Rücknahme „zu einem einvernehmlichen Ergebnis zu bringen“. Deutschland hatte aus Sorge vor einem Handelskonflikt und möglichen Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Hersteller gegen europäische Strafzölle votiert.
Nicht nur für die Automobilbranche, sondern auch für die energieintensive Industrie setzt sich Scholz in dem Schreiben ein. So bittet er, die Förderung für den Umstieg auf eine klimafreundliche Stahlproduktion „pragmatischer und flexibler auszugestalten“. Vor allem müsse der Einsatz von Erdgas und sogenanntem blauem Wasserstoff möglich sein. Während grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien klimaneutral erzeugt wird, wird blauer Wasserstoff aus Erdgas hergestellt und das anfallende CO₂ dauerhaft gespeichert.
Zudem fordert Scholz bei den Strompreisen mehr Freiraum für die Mitgliedstaaten, ihre energieintensiven Industrien unterstützen zu dürfen.
dpa/cuk