Brandenburger CDU-Kandidat Redmann: Wahlkampf auf der Holzbank

Brandenburger CDU-Kandidat Redmann: Wahlkampf auf der Holzbank


Porträt

Stand: 14.09.2024 15:38

Jan Redmann präsentiert sich im brandenburgischen Landtagswahlkampf als nahbarer, zupackender Mann. Mit einer Holzbank geht der CDU-Kandidat von Auftritt zu Auftritt. Wie kommt er an? Und wie stehen seine Chancen?

Der 44-jährige Jurist Jan Redmann ist Spitzenkandidat der CDU in Brandenburg. Ginge es nach ihm, würde die ununterbrochene Reihe der SPD-Ministerpräsidenten seit der Wiedervereinigung enden und er würde die Regierung führen. Das Problem: Viele kennen Redmann noch nicht, und die CDU in Brandenburg gilt seit jeher als eher schwach.

In Umfragen liegt die Partei auf Platz drei. Die AfD liegt in Führung. Redmann will eine strengere Migrationspolitik, legt Wert auf innere Sicherheit und fordert eine Vorschulpflicht. Und wenn er sich über die Politik der Ampelkoalition beschweren kann, dann tut er das.

Gehen Sie die Dinge selbstbewusst an

Redmann krempelt gern die Ärmel hoch. Mal im weißen, mal im blauen Hemd, und immer unter dem Motto: „Dein Land kann es besser.“ Er spricht von Zuversicht und ruft zu einer Aufbruchsstimmung auf, von der das Land derzeit weit entfernt scheint.

Der mit 44 Jahren vergleichsweise junge Spitzenpolitiker will dem SPD-Politiker Dietmar Woidke das Amt des Ministerpräsidenten wegnehmen. Es scheint wie David gegen Goliath. Seit Gründung des Landes Brandenburg stellt die SPD den Ministerpräsidenten. Eine ungewöhnliche Kontinuität in der Landesregierungslandschaft.

Die Brandenburger CDU galt schon immer als relativ schwach, zumal die Brandenburger SPD Politiker mit Charisma wie Manfred Stolpe, Matthias Platzeck und nun Woidke vorweisen konnte. Die CDU konnte, abgesehen vom ehemaligen Polit-Urgestein Jörg Schönbohm, nicht mithalten.

Doch dieses Duell gehört ohnehin der Vergangenheit an. In den Umfragen führt die AfD, die erfolgsverwöhnte SPD belegt Platz zwei. Erst dahinter folgt die CDU mit gerade einmal 16 Prozent.

Wahlkampf mit der Holzbank

Redmann versucht erst gar nicht, den charismatischen Politiker zu spielen. Das liegt ihm nicht. Er spricht sachlich und neigt nicht zu Übertreibungen. Der promovierte Jurist, der auch in einer Berliner Kanzlei gearbeitet hat – als einziger Ostdeutscher, wie er betont –, wirkt bodenständig.

Offen bekennt er sich zu seiner Heimat, der Ostprignitz im Nordwesten Brandenburgs, einer strukturschwachen Region. Auf der Website des Brandenburgischen Landtags heißt es: „Er engagiert sich für die Wittstocker Stadtmauer, die Wittstocker Blaskapelle und die plattdeutsche Sprache.“ Zur Schule ging er in Wittstock.

Zum bodenständigen Image passt auch sein Wahlkampf. Mit einer robusten Holzbank zieht er von Auftritt zu Auftritt durch Brandenburg. „Die stand früher in Redmanns Küche, da habe ich mit meiner Mutter draufgesessen“, sagt er. „Bei uns ist es gängige Praxis, Dinge offen anzusprechen.“

Der Wahlkampf begann in der kleinsten Gemeinde Brandenburgs: Kleeßen-Görne. Auch das ist Teil seiner Strategie, ein nahbarer Politiker auf dem Land zu sein.

Sein politischer Hintergrund ist das, was er sein muss, wenn man nach oben will: Vorsitzender der Jungen Union, Stadtrat, Landtagsmandat – so hat er sich nach und nach hochgearbeitet. Und nun will er Ministerpräsident werden.

Redmann lebt seit fast 20 Jahren mit einem Mann zusammen. Auf seiner Website steht nichts darüber, ein Geheimnis ist es aber auch nicht. Das Coming-out in den 1990er-Jahren sei für ihn schwierig gewesen, auch sein Vater habe sich damit anfangs wohl schwer getan, wie er in einem Interview sagt.

Auf seiner Facebook-Seite ist am 26. Januar, einen Tag vor dem Holocaust-Gedenktag, ein Foto zu sehen, das ihn vor einem regenbogenfarbenen Gedenkkranz kniet. Dazu schreibt er: „Ich bin seit 18 Jahren mit meinem Mann Peter zusammen. In der Zeit des Nationalsozialismus wäre das undenkbar gewesen.“ Das Thema Diskriminierung beschäftigt ihn vielleicht mehr, als er sich anmerken lässt.

Betrunken auf dem Roller

Ein großer Fehler, der ihn die Kandidatur hätte kosten können, bringt ebenfalls etwas Farbe in seinen Lebenslauf. Gleich zu Beginn seines Wahlkampfs wurde er mit 1,3 Promille Alkohol im Blut auf einem E-Scooter erwischt. Der Polizei war seine unkontrollierte Fahrweise offenbar aufgefallen. Er zeigte sich zerknirscht, sprach von einem Fehler, den er gemacht hatte und appellierte an Verständnis: Jeder mache Fehler.

Tatsächlich hat ihm dieser Fehler letztlich vielleicht mehr genützt als geschadet. Abgesehen von einem Entzug seines Führerscheins für mindestens sechs Monate und einer Geldstrafe von 8.000 Euro.

Anscheinend nahm ihn das niemand übel, und vielleicht half es ihm sogar, weniger bekannt zu werden. Die Geschichte machte die Runde: der betrunkene Politiker auf dem E-Scooter. Die Leute würden ihn jetzt weniger ansprechen, sagt er. Mit seinem angestrebten Image als Law-and-Order-Politiker verträgt sich das Fahren unter Alkoholeinfluss allerdings weniger.

Politische Prioritäten

Doch was will er mit der brandenburgischen CDU? Einen restriktiveren Umgang mit illegaler Migration. Wie viele andere Christdemokraten distanziert er sich von Angela Merkels Flüchtlingspolitik. Nach dem Anschlag in Solingen, bei dem ein mutmaßlicher Islamist drei Menschen ermordete, sagte er, die CDU habe zu wenig getan, um auf die Probleme zu reagieren.

Auch die Bildungspolitik machte er zu einem zentralen Wahlkampfthema. So forderte er die Einführung einer verpflichtenden Vorschule und die frühzeitige Bekanntgabe von Noten.

Auch für das Handwerk hat er eine Idee: Der Staat solle die berufliche Weiterbildung zum Meister finanziell stärker unterstützen. Während Studierende für einen Bachelor-Abschluss nichts bezahlen, kostet der Weg zum Meisterbrief mehrere Tausend Euro.

Und wer kann es regieren?

Redmann betont seine Ablehnung jeglicher Zusammenarbeit mit der AfD. Er ist flexibler als manche seiner Parteikollegen im Sahra Wagenknecht-Bündnis (BSW). Einen Tag nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen sprach er Themen an, die sich mit dem Bündnis überschneiden, etwa die innere Sicherheit und die Migration.

Die CDU ist in Brandenburg in einer Dreierkoalition mit SPD und Grünen Regierungsanteile. Ein eigenes Profil hat sie dabei nicht gewonnen. Obwohl Redmann die Grünen auch politisch immer wieder attackiert, ist es möglich, dass die Konstellation auch in der nächsten Legislaturperiode regieren wird – wenn die Grünen nicht an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.

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