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Brandenburg: Schulleiter verbietet Studierenden Praktika bei der AfD und wird daraufhin bedroht

Ein Student aus Teltow (Brandenburg) wollte ein Praktikum bei der AfD-Fraktion machen, doch sein Direktor verbot dies. Seit die Partei den Vorfall öffentlich gemacht hat, erhalten Lehrer Gewaltdrohungen.

Die Alternative für Deutschland (AfD) ist mit 31,5 Prozent in den Brandenburger Landtag eingezogen, hat 30 Abgeordnete und ist nach der SPD die zweitstärkste Fraktion. Offenbar ein spannendes Arbeitsumfeld für einen Studenten aus Teltow (Kreis Potsdam-Mittelmark) – er wollte dort schon mehrfach ein Praktikum absolvieren. Doch die Schulleitung verbot das Projekt und steht nun im Mittelpunkt eines Shitstorms, über den unter anderem RBB 24 und die „Märkische Oderzeitung“ berichten.

Die AfD-Landtagsabgeordnete Lena Kotré machte den Vorfall zunächst auf einer Pressekonferenz am 8. Oktober und dann auf ihrem Social-Media-Kanal öffentlich. Der Beitrag verbreitete sich und wurde kommentiert, auch das Magazin „Compact“ berichtete. Laut Kotré stimmte die Schulleiterin zunächst gegen das Praktikum, weil die Zehntklässlerin bereits ein Praktikum in ihrem Büro absolviert hatte und nun für ein zweites Praktikum zurückkommen wollte.

Der Vorschlag, dieses Mal in der Landtagsfraktion mitzuwirken, lehnte die Schulleitung daraufhin mit der Begründung ab, man habe es „offensichtlich mit Rechtsextremisten“ zu tun. Diese Einschätzung sei eine „Indoktrination der Studierenden“, die es nicht geben dürfe, sagt Kotré.

Für den Leiter der Grace Hopper Comprehensive School hatte der Vorfall Folgen: Medienberichten zufolge erhielt er zahlreiche Drohungen, in denen ihm und seiner Familie Gewalt angedroht wurde. Der RBB zitierte einen der Kommentare wie folgt: „Machen Sie Namen und Adressen der Entscheidungsträger, ihrer Ehegatten und Angehörigen bekannt! Der Rest ergibt sich von selbst.“

Die Schulaufsicht steht hinter den Lehrern

Auf Nachfrage des Regionalsenders wollte sich der Pädagoge selbst nicht äußern. Das brandenburgische Kultusministerium verteidigte die Entscheidung des Direktors gegenüber dem RBB. Die Schulaufsicht prüfte den Vorgang und stellte kein Fehlverhalten fest. Die Schulleitung hat das Recht, Schülern die Absolvierung eines Praktikums in einem bestimmten Ausbildungsbetrieb zu verbieten.

Im vorliegenden Fall sieht man pädagogische Gründe, wie es in der Stellungnahme heißt, aus der auch der RBB zitiert: Der (minderjährige) Schüler wäre „ohne pädagogische Unterstützung und vergleichende Einordnung direkt der erwiesenermaßen antidemokratischen Ideologie der Partei ausgesetzt gewesen.“ Verweist wird auch darauf, dass der AfD-Landesverband in Brandenburg vom Landesamt für Verfassungsschutz als „sicherlich rechtsextremistisch“ bezeichnet wurde. Gegen diese Einstufung klagt die Partei derzeit.

Dem Bericht zufolge informierte die Schulbehörde die Polizei über die anonymen Drohungen. Auch rechtliche Schritte sind möglich. Der Schulleiter wird von der SPD-Fraktion im Landtag Brandenburg unterstützt, mehrere Abgeordnete äußerten sich entsprechend in den sozialen Medien. Die mit der SPD regierende BSW-Fraktion verwies darauf, dass die Einstufung der AfD als rechtsextremistisch noch nicht rechtskräftig bestätigt sei. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass der Schulleiter nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat.

Auch in den sozialen Medien erhält der Mann Unterstützung, viele Nutzer begrüßen die klare Positionierung. Auch Lena Kotrés X-Posting enthält entsprechend kritische Meinungen: „Was soll die Praktikantin von dir lernen? Wie malt man ein Hakenkreuz? Ausländer diffamieren? Gut, dass so etwas gestoppt wird. Finger weg von unseren Kindern!“, schreibt ein User.

krumm

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