Durch den Krieg Russlands in der Ukraine verschärfen sich die Spannungen mit der NATO stetig. Auch die baltischen Staaten bereiten sich auf mögliche Angriffe vor.
Moskau – In der zu Russland gehörenden Ostsee-Enklave Kaliningrad hat die russische Luftwaffe bei einer Bombenübung nahe der NATO-Grenze die Reaktion auf feindliche Luftangriffe geprobt. Dies berichteten internationale Medien auf Grundlage einer Stellungnahme der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. Demnach feuerten Streitkräfte auf Kampfflugzeugen vom Typ Su-30SM2 und Su-24M Projektile auf Trainingsziele ab, teilweise mit Geschwindigkeiten von fast 1.000 Kilometern pro Stunde.

Die Ankündigung der Übung erfolgt nur wenige Wochen nach der groß angelegten gemeinsamen Übung „Zapad 2025“, die russische und belarussische Streitkräfte Mitte September gemeinsam in Weißrussland durchgeführt haben. Ende des Monats lösten russische Kampfflugzeuge im estnischen Luftraum eine von Estland einberufene Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates aus.
Ukraine-Krieg: Baltische Länder halten russischen Angriff für möglich
Wie die US-Zeitung Newsweek Dass es in letzter Zeit wiederholt zu ähnlichen Situationen kam, bedeutet laut Berichten auch, dass sich die baltischen Staaten zunehmend auf die Möglichkeit eines tatsächlichen Angriffs vorbereiten. Das Medium zitiert den litauischen Außenminister Kestutis Budrys, der kürzlich einem Reporter versicherte, sein Land habe seine „Hausaufgaben“ gemacht und er könne der Bevölkerung versichern, „dass wir bereit sind und uns vorbereitet haben“. Die baltischen Staaten haben Russland in den letzten Jahren immer wieder einen hybriden Krieg vorgeworfen und dem Land unter anderem Sabotage, Cyberangriffe und vorsätzliche Luftraumverletzungen vorgeworfen.
Generell sieht sich Russland derzeit regelmäßig mit Vorwürfen konfrontiert, neben dem Krieg in der Ukraine auch andere ehemalige Sowjetstaaten mit Gewalt beeinflussen zu wollen. Dazu müsste das Land allerdings sicher sein, dass das Verteidigungsbündnis nicht den Bündnisfall des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags erklärt, wonach ein Angriff auf ein NATO-Mitglied wie die baltischen Staaten oder Polen als Angriff auf alle NATO-Mitglieder gilt. Russland selbst bestreitet jegliche Angriffspläne und beklagt seinerseits deutlich die zunehmende Aggressivität der NATO-Staaten.
Luftraumverletzungen durch Russland: Kaliningrad spielt diese Rolle
Allerdings würde nach dem Vorfall im estnischen Luftraum selbst US-Präsident Donald Trump, der sich zuletzt als besonders freundlich gegenüber Russland und seinem Machthaber Wladimir Putin gezeigt hat, diesen Verteidigungsfall ernst nehmen. Trump sagte Reportern, dass er im Falle einer Eskalation durch Russland sowohl die baltischen Staaten als auch Polen verteidigen werde. Dies wurde unter anderem von der Nachrichtenagentur zitiert AFP.
Dennoch bleibt die Enklave Kaliningrad, die an der Ostsee an die NATO-Mitglieder Polen und Litauen grenzt, im aktuellen Konflikt weiterhin von einer besonders brisanten Rolle. Russland stationiert hier seit mehreren Jahren Waffen, die laut Militärexperte Erhard Bühler „atomar fähig“ sind und eine Reichweite „weit über Berlin hinaus“ haben, wie uns der ehemalige NATO-General sagte MDR erklärt in einem Podcast-Interview.
Konflikt mit der NATO: Russische Waffen in Kaliningrad könnten einen Angriff auf das Baltikum sichern
Bühler sagt, dass der „Waffenmix“ verschiedener Raketen durchaus als Botschaft an die NATO verstanden werden könne, da der Mix aus Flugabwehr-, Boden-Boden- und Land-See-Raketen es im Verteidigungsfall erschwere, die baltischen Staaten von Westen aus zu erreichen. Das bedeutet, dass die Waffen in der Ostsee-Enklave durchaus zum Schutz vor einem möglichen Angriff Russlands auf die baltischen Staaten geeignet sind.
Eine Rede von US-General Christopher Donahue auf einer Konferenz in Wiesbaden sorgte im Sommer für Aufsehen. Darin betonte er, dass es bereits Pläne gebe, wie das Waffenarsenal in Kaliningrad im Ernstfall unschädlich gemacht werden könne. Dies löste insbesondere in Russland deutliche Reaktionen aus und gab Politikern und Medien einen weiteren Grund, vor einer angeblichen Nato-Aggression zu warnen. Ob die Warnung des US-Generals oder die klaren Worte der baltischen Staatsoberhäupter Einfluss auf das Vorgehen Russlands haben, bleibt offen. (Quellen: Newsweek, MDR, dpa, AFP) (saka)