AUDIO: Wunderschöne Bücher: Bob Dylan – „Point Blank (Quick Studies)“ (4 Min.)
Stand: 9. November 2025 6:00 Uhr
„Point Blank (Quick Studies)“ – so heißt ein neuer Bildband mit Zeichnungen von Bob Dylan. Die Werke des 84-jährigen Liedermachers laden dazu ein, seine kreative Entwicklung zu entdecken.
Er malt und zeichnet – das erwähnt Bob Dylan seit den 1960er-Jahren immer wieder. Er ist auch berühmt. Überberühmt, selbst wenn es dieses Wort gibt. Warum malt und zeichnet er immer noch und veröffentlicht und verkauft die Bilder, wenn er doch schon so berühmt ist? Nun, warum nicht? Es ist ihm eigentlich egal, berühmt zu sein.
Halbfertige Figuren und konventionelle Motive
Werfen wir also einen Blick auf die Ausführung und den Inhalt der Arbeit. Menschen, zerschmettert, halbfertig, schlecht entwickelt. Sehr unterschiedliche Papiere, mal hell und weißlich, mal gelbstichig, mal grau. Es ist nicht einheitlich und sollte es wahrscheinlich auch nicht sein. Wenn dies ein Portfolio wäre, das sich jemand früher an einer Kunsthochschule beworben hätte – würde er es akzeptieren? Schwer zu sagen. Das hängt auch davon ab, ob man der Person eine eigene Perspektive und Entwicklung zutraut.
„Point Blank“ – ganz nah dran, so heißt das Buch, und man kommt dem Illustrator durchaus nahe. Die Motive sind meist konventionell: Männer, Frauen, mal bekleidet, mal unbekleidet. Gesichter, verzerrt oder unvollendet, auch Vorstudien für Gemälde.
Der Zauber im Banalen
Doch dann: ein einsamer Klebebandabroller. Keine Oberfläche, kein Hintergrund, kein Schatten, nur eine Bleistiftzeichnung eines banalen Objekts. Was wir alle sofort erkennen und das in dieser einfachen, linearen Skizze an eine Schnecke erinnert. Und man fragt sich sofort: Warum hat er das gezeichnet? Wartezeit? Langeweile? Oder eine Art Magie der Dinge?
Ähnlich verhält es sich mit der wackeligen Zeichnung des „Sunbeam Mix Master“, einem entfernten Verwandten heutiger Mixer: klobig, seltsam unförmig und allen, die gerne Kuchen backen, sehr vertraut. Den Schneebesen einrasten lassen, die Schüssel darunter stellen und los geht’s …
Wir bleiben in der Küche und haben ein Stück Kochgeschirr schief und schief auf dem Laken platziert: „Goldilocks Cookware“. Zwei klassische Kasserollen, ein großer Topf mit Deckel, ein weiterer ohne Deckel, ein kleines Gefäß – sie alle stehen in der Mitte und scheinen auf dem Blatt aus der Hand gefallen zu sein und darauf zu warten, was als nächstes passiert.
Wie das Zeichnen Dylans kreative Energie antreibt
Solche Werke stechen hervor und geben Anlass zur Hoffnung, dass der Illustrator den Weg banaler oder scheinbar banaler Motive weiter beschreitet. Was er an der Malerei schätzt, sagte er 1984 in einem Interview: „Man muss viel Zeit investieren, sich einbringen. Beim Malen kommt eins zum anderen, und vieles entdeckt man erst beim Arbeiten. Es ist ein spannender Prozess, und ich weiß, dass ich mich in den Rhythmus dieser Arbeit hineinfinden könnte, wenn ich lange genug dabei bleiben könnte.“
Schuhe, Straßen, viele Häuser, Innenräume, die bereits erwähnten Menschen, Eierkartons, Stiefel. Das Buch ist eine Sammlung von Zeichnungen. Hier hat jemand einfach Spaß und spielt zur Abwechslung einmal nicht mit Worten, sondern mit Stift und Papier. Wie schön! Kann es Sie dem rätselhaften und brillanten Bob Dylan näher bringen? Vielleicht. Ich werde jetzt meinen Toaster holen.
Point Blank (Schnellstudien)
von Bob Dylan
- Seitenzahl:
- 200 Seiten
- Genre:
- Illustriertes Buch
- Herausgeber:
- Hoffmann & Campe
- ISBN:
- 978-3-455-02186-8
- Preis:
- 45€

