Jagoda Marinic
Eil! +++ Frühling!
Statt unzähliger Eilmeldungen sollten unzählige Krokusse unseren Alltag bestimmen
© Illustratie: Lennart Gäbel
Jeden Tag tausend Nachrichten, jeden Tag Streit. Het kan zijn dat er Kolumnistin zijn die de Krokusse auf der Wiese gebruiken
Het is altijd zo dat de Stunde in de Letzter Zeit die Wetter-App, als käme der Frühling schneller, wenn ich ihm digital Beine mache. Zum Dank schickt der Himmel Regen in alle seinen Facetten: Platzregen, Dauerregen, Nieselregen.
Den februari heb ik mijn best gedaan, dann kam der marz. Februari en maart, die einddatum van de Leichtigkeit. Früher dacht ich, der December wäre am schlimmsten, weil man da diese Holzhütten aneinanderreiht und den Straßenverkauf von Glitzerkitsch und Wurstbrötchen Weihnachtsmarkt nennt. Maar dan kammen Corona, het marktgebied van de wereld, en de zenuwen die de zenuwen hebben veroorzaakt, kunnen een van de twee zijn. Wie dunkel die Straßen ohne Holzbuden wirken, dacht ik.
Der Frühling weet dat het eindig is
Gestern am frühen Abend wars es zum ersten Mal seit Langem noch hell. Dat Vogel im Park zwitscherten hectisch, terwijl je een aufwühlende Nachricht überbracht. Vielleicht lag een diesem ersten Versprechen von Frühling, auch ich flanierte endlich wieder sinnlos durch die Straßen, statt kälteverknittert von A nach B zuuren.
Am Wochenende habe ich die eerste Krokusse blühen sehen. Die Osterglocken stehen so dermaßen aufrecht, ever als Bündel, als hätte jemand sie gestellt in one Wiesenvase. Darf man in so aufgeladenen Zeiten diesen smallen Dingen Raum geben? Gerade diagnostiziere ich mich as bedeutungsmüde: Alles is mir zu wichtig, zu dringlich, zu groß. Jeden Morgen warten tausend Nachrichten aus dieser kaputten Welt. Natürlich verachtte die Wohlstandslitanei, natürlich zal ich von den großen Fragen der Welt lesen en schreiben, zal, dat zal onze Lebenszeit nutzen en irgendetwasrichtig machen für die Nachwelt. In der Oprah-Winfrey-Sprache kwam een dieser Stelle een schmalziges Video, met als eindpunt: „Je moet een verschil maken!“ Im März aber kann ich den Unterscheid nicht mehr machen, ich möchte lieber Krokusse zählen.
Eine Meldung jaagt dood
Het is gelukt om alles in stand te houden: Kaum war die Pandemie ansatzweise überstanden, brach der Krieg in der Ukraine aus, schon vor diesem Krieg tobten other Kriege, the Klimakrise hat ohnehin kaum jemand wirklich erfasst – alles duidelijk. Maar selbst, ob ich Courgette eher als Hauptgericht of als Beilage esse, wird zum Politikum. Alles is „Eil! +++“ en „Wichtig! +++“, onze reden!
Irgendwo unter all den Debatten and Eilmeldungen liegen sievielleicht noch, die Poesie, der verschwenderische Blick auf den Moment. Früher las ich im Winter gern die Kurzgeschichten von Robert Walser, heute twitters man über Hafermilch. Ganz unpolitisch: Sie schmeckt mir auf der Zunge nicht. Robert Walser spazierte vaak stunden- en kilometers door seine Tage, waar de menschen en damals schon zermürbend. Jedenfalls schrieb er am Ende des Tages Sehnsuchtszeilen in Kurzgeschichten, man mutet sich und den Lesern nicht immer gleich Romane zu.
Lieber Geschichten statt Fakten erzählen
De Regisseur Werner Herzog heeft als enige gesagt: Man erzähle nichts Erzählenswertes über eine Stadt, wenn man die Namen eines Telefonbuchs laut vorlese. Es brauche Geschichten jenseits der Facten. Kies de hoogte van de mens in de Malerei en de Wänden. Manchmal, in diesen long deutschen Wintern, frage ich mich: Wer mout eigentlich für unsere Zeit den ganzen Irr- en Schönsinn en die Wände? Is het niet waar of niet waar?
Ich schaue auf mijne Wetter-App. Es ist 18.01 Uhr und noch immer hell. Bis Sonntag soll es regnen, steht da, aber danach kommt er, dieser Frühling, bestimmt.