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„Bleibt Sorgenkind“
Industrie mit größtem Auftragseinbruch seit 2020
06.09.2023, 13:53 Uhr
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Die deutsche Industrie sammelte im Juli deutlich weniger Aufträge ein. Deutschland hängt am Tropf der Weltwirtschaft, konstatiert ein Ökonom. Und die Lahme. Allerdings wird der Order-Umfang auch durch Großaufträge im Vormonat verzerrt.
Der deutschen Industrie sind zu Beginn der zweiten Jahreshälfte die Aufträge so stark weggebrochen wie seit über drei Jahren nicht mehr. Das Neugeschäft schrumpfte im Juli um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Einen kräftigeren Rückgang gab es zuletzt zu Beginn der Corona-Krise im April 2020. Ökonomen hätten lediglich mit einem Minus von vier Prozent gerechnet. Im Juni und im Mai hatte es noch kräftige Zuwächse gegeben, die für die vor allem Großaufträge gesorgt worden waren – zuletzt insbesondere aus der Luft- und Raumfahrtbranche. Diese fielen diesmal weg.
„Das Bild ist nicht so trüb, wie es auf den ersten Blick aussieht“, erklärte der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner. „Im Vormonat hatten zahlreiche Großaufträge, darunter eine über rund 900 Flugzeuge für den Hersteller Airbus, das Pendel nach oben ausschwingen lassen.“ Dadurch brach das Neugeschäft im sogenannten sonstigen Fahrzeugbau diesmal um 54,5 Prozent ein.
Bereinigt um solche Großaufträge legen die Aufträge im Juli sogar zu, wenn auch nur um 0,3 Prozent. Im weniger stark schwankenden Dreimonatsvergleich lag der Auftragseingang von Mai bis Juli um 3,1 Prozent höher als von Februar bis April. „Eine nachhaltige Belebung der Industriekonjunktur lässt sich daraus angesichts des eingetrübten Geschäftsklimas und der schwachen Weltkonjunktur aber nicht ableiten“, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium dazu. Der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, fügte hinzu: „Die Industrie bleibt Sorgenkind, die Auftragsbücher sind deutlich dünner als vor einem Jahr“.
Am Tropf der Weltwirtschaft
Die Bestellungen aus dem Inland gaben im Juli um 9,7 Prozent zum Vormonat nach. Steigende Zinsen und hohe Energiepreise dämpfen derzeit die Nachfrage der heimischen Wirtschaft. Die Auslandsnachfrage nahm sogar um 12,9 Prozent ab, die aus der Euro-Zone dabei um 4,1 Prozent. „Deutschland hängt am Tropf der Weltwirtschaft“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. „Um Letzteres ist es aktuell nicht gut bestellt.“ So schwächelt etwa mit China der wichtigste deutsche Handelspartner.
Auftragsrückgänge verzeichneten im Juli insbesondere die Bereiche EDV und optische Geräte mit einem Minus von 23,6 Prozent, elektrische Ausrüstungen mit einem Minus von 16,7 Prozent sowie der Maschinenbau mit einem Minus von 8,7 Prozent. Dagegen stiegen in den Bereichen Kfz und Kfz-Teile, Chemie- und Metallerzeugung die Auftragseingänge leicht an.
Der reale Umsatz im verarbeitenden Gewerbe fällt im Juli um 1,0 Prozent niedriger aus als im Vormonat. Im Juni hatte es einen Nachteil von 1,4 Prozent gegeben. „Die deutsche Industrie fällt damit weiterhin als Wachstumstreiber aus“, fasste Chefvolkswirt Zeuner die neuen Konjunkturdaten zusammen.
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