Auch Edelmetalle müssen sich dem Gesetz der Schwerkraft beugen. Der Goldpreis stieg seit August um mehr als 30 Prozent und stürzte dann innerhalb weniger Tage um bis zu elf Prozent ab. Dieses dynamische Auf und Ab verlangt den Anlegern einiges ab – viele empfinden die Schwankungen als herausfordernd.
Auch die Silber-Fans brauchten starke Nerven: Nach einem Sprung von fast 50 Prozent verlor Silber innerhalb weniger Tage rund 16 Prozent. Auch auf den Platin- und Palladiummärkten kam es zu deutlichen Korrekturen.

Solche gewalttätigen Bewegungen sind alles andere als ungewöhnlich. Wenn Aktien, Indizes oder Edelmetalle in kurzer Zeit stark ansteigen, folgt fast immer eine Korrektur – ein Vorgang, den erfahrene Börsenhändler als gesund erachten. Viele Anleger nutzen diese Rallyes, um Gewinne zu realisieren und ihre Bestände zu verkaufen – ein oft genannter, aber schwer zu begründender Grund.
Dynamik der Edelmetallmärkte
Auch der Dollar spielt bei Preisschwankungen eine Rolle: Steigt der Dollar, schwächelt Gold oft. Das ist leicht zu erklären: Edelmetalle werden weltweit in Dollar gehandelt und ein starker Dollar verteuert den Kauf für Anleger außerhalb der USA. Die Nachfrage sinkt und die Preise fallen.
Doch dieser Mechanismus ist kein Naturgesetz: Mitte September etwa gewann der Dollar an Stärke, und dennoch stieg der Goldpreis um 18 Prozent. Auch Asien steht im Fokus: In Indien, dem weltweit zweitgrößten Goldabnehmer, ist die traditionelle Kaufsaison gerade zu Ende gegangen.
Der Online-Broker XTB bringt es auf den Punkt: „Mit der sinkenden Nachfrage aus dem indischen Markt verliert der Goldpreis eine wichtige Stützquelle.“ In Indien leben fast 1,5 Milliarden Menschen – die Bedeutung des Marktes ist enorm.
Nachrichten über einen Waffenstillstand im Nahostkonflikt und Hoffnungen auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China haben die Nachfrage nach sicheren Häfen wie Gold und Silber gedämpft. Geopolitische Krisen treiben regelmäßig die Edelmetallpreise in die Höhe, doch selbst eine Phase relativer Ruhe führt zu einem Nachfragerückgang.
Gold als langfristiger Wertschutz
Ein struktureller Trend hat jedoch die stärkste Wirkung: der „Abwertungshandel“. Der Begriff „Entwertung“ stammt ursprünglich aus der Zeit, als Herrscher den Edelmetallgehalt von Münzen reduzierten, was zu Inflation und Vertrauensverlust in die Währung führte. Heutzutage wird der Entwertungshandel durch eine expansive Geldpolitik, steigende Staatsschulden und das Drucken von Geld verursacht, was die Kaufkraft von Papiergeld verringert.
Der Erhalt der Kaufkraft steht daher im Vordergrund. Gold hat in dieser Rolle seit Jahrtausenden seine Stärke unter Beweis gestellt. Dies wird deutlich, wenn man sich das Dow-Gold-Verhältnis anschaut: Im Oktober 1925 kostete der Dow Jones Industrial Average 7,50 Feinunzen Gold; heute sind es 11,96 Feinunzen.
Wäre das US-Börsenbarometer in Gold und nicht in Dollar bezahlt worden, hätte die Anlagebilanz der vergangenen 100 Jahre deutlich bescheidener ausgesehen: Seit Oktober 1925 hätten die Anleger fast 60 Prozent zugelegt – das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von lediglich 0,47 Prozent. Unterm Strich fällt die Entscheidung zwischen Gold und US-Aktien vielen Menschen leicht – viele Anleger bevorzugen das Edelmetall.
„Sie halten an diesen Werten fest, weil Sie die Entwertung Ihres Vermögens fürchten“, sagt Blackrock-Chef Larry Fink treffend. In diesem Jahr ist die Kaufkraft von Gold im Vergleich zu anderen Edelmetallen leicht zurückgegangen, Gold behielt jedoch sein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Dow Jones – es werden immer weniger Feinunzen Gold benötigt, um einen Dow Jones Industrial Average zu kaufen.
Gold generiert keinen Cashflow und zahlt keine Dividenden. Die Investmentlegende Warren Buffett glaubt, dass das Edelmetall „nutzlos“ sei, aber eine Möglichkeit, mit Angst „long“ zu gehen. Auch Edelmetalle schneiden in Family-Office-Portfolios oft schlecht ab.
Dennoch ist Gold für viele Anleger als Kaufkraftwächter und Schutz in unsicheren Zeiten unverzichtbar. Gold und Silber können in der Portfoliostrategie durchaus Sinn machen. Während physische Edelmetalle – Barren oder Münzen – bei traditionellen Anlegern als ultimative Absicherung gelten, können Zertifikate und ETCs flexibel an der Börse gehandelt werden. Bergbauaktien bewegen sich oft noch dynamischer als Edelmetalle.
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