Brüssel – Russlands geheime Tankerflotte bereitet der EU zunehmend Sorgen: Nach einer internen Analyse der Außenbeauftragten Kaja Kallas besteht die sogenannte Schattenflotte mittlerweile aus bis zu 1.400 Schiffen. Mit ihrer Hilfe umgeht der Kreml westliche Ölsanktionen.
In dem Bericht, der auf dem EU-Außenministertreffen in Luxemburg diskutiert wurde, heißt es: „Diese Schiffe tragen nicht nur zur Kriegswirtschaft Russlands bei, sondern stellen auch eine erhebliche Bedrohung für die Umwelt und die Schiffssicherheit dar.“
Viele der Tanker sind alt, schlecht gewartet und nicht versichert. Bei einem Unfall drohten Ölverschmutzungen und schwere Umweltschäden – für die letztlich die Steuerzahler der Küstenstaaten aufkommen müssten.
Tanker als Deckmantel für Spionage
Besonders alarmierend: Laut EU-Experten könnten Teile der Schattenflotte auch für Drohnen- oder Spionageeinsätze eingesetzt werden. Es gibt Hinweise darauf, dass einige Schiffe als Plattform für den Abschuss von Drohnen dienten – etwa im Zusammenhang mit den Drohnensichtungen in Dänemark, die den Flugverkehr in Kopenhagen vorübergehend lahmlegten.
„Moskaus Schattenflotte finanziert Russlands Krieg und dient gleichzeitig als Ausgangspunkt für hybride Angriffe“, warnte Kallas in Luxemburg.
EU will härter vorgehen
Kallas fordert nun strengere Kontrollen und mehr internationale Zusammenarbeit – auch mit Ländern, unter deren Flagge die Schiffe registriert sind. In Zukunft sollten diese Länder zustimmen, dass EU-Seestreitkräfte ihre Tanker inspizieren dürfen.
Seit Juni 2025 überwachen drei EU-Marinemissionen die Schattenflotte – darunter auch die Operation „Aspides“, an der die Bundeswehr beteiligt ist. Tatsächlich schützt es Handelsschiffe im Roten Meer vor Angriffen der Huthi-Miliz.
Russlands Schattenflotte: Öltanker wurde von der französischen Marine angehalten
Im geplanten 19. EU-Sanktionspaket soll die Zahl der betroffenen Tanker weiter steigen – von derzeit 444 auf 562 Schiffe. Kallas hofft auf eine Einigung der EU-Staats- und Regierungschefs in dieser Woche.
Doch sie warnt: Russland sei „erfinderisch bei der Umgehung von Sanktionen“. Deshalb braucht es neue Befugnisse für die Kontrollen an Bord – und einen EU-weiten Sonderkoordinator, der die Maßnahmen bündelt.