Nachrichtenportal Deutschland

„Bin bereit, mein Blut zu vergießen“

Belastend sind auch die vielen Zeugenaussagen, die Dieter S. als Krieger in Uniform und mit Waffe beschreiben. Eine wichtige Rolle spielt auch ein ZDF-Beitrag, der ihn zeigte. Als Zeugen wurden Mitglieder des ZDF-Teams vernommen, deren Aussagen auch Dieter S. schwer belasteten. Seine Version ist jedoch eine andere.

Die Waffe auf den Bildern war eine Attrappe. Kommandant Akhra Avidzba engagierte ihn als Schauspieler, der westlichen Medien als Dolmetscher und angeblicher „Kämpfer“ zur Verfügung stehen sollte. Diese Darstellung widerspricht den Beweisen.

Einerseits befand sich Dieter S. nachweislich in einem aktiven Kriegsgebiet, in dem das Herumlaufen ohne Waffe und in Uniform jederzeit lebensgefährlich war. Andererseits argumentiert die Staatsanwaltschaft durchaus glaubwürdig, dass es absurd sei, dass in der Waffenkammer einer Fronteinheit Attrappen vorhanden seien.

Dieter S. ist mittlerweile unruhig. Er wendet sich an seine Verteidiger, spricht sie oft leise an, winkt ab. Seine Mitangeklagten schauen nach unten und reagieren kaum.
Je länger das Plädoyer dauert, desto klarer wird das Bild eines Mannes, der auf jeden Vorwurf eine passende Antwort zu haben scheint.

In Donezk verkaufte er nur Fleisch, er war Schauspieler im Auftrag von Avidzba und in Deutschland prahlte er nur mit seinen Missionen, – wie er sagt – „Frauen zum Sex zu bringen“.

Nach Angaben des Staatsanwalts bezeichnet der Mann Ukrainer oft als „Päderasten“ oder „Khokhol“, eine abfällige Bezeichnung, die Russen für Ukrainer verwenden. Er hasst offenbar Ukrainer. Er schreibt an seine frühere Frau: „Wenn mein Enkel ein ‚Khokhol‘ wird, werde ich mich erhängen!“ Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher: Dieter S. war kein Schauspieler, sondern aktiver Kämpfer der Pjatnaschka-Brigade. Und nach Angaben der Bundesanwaltschaft gilt sie als Teil der sogenannten Volksrepublik Donezk, also als Terrororganisation.

Erstaunlich ist an dieser Stelle, dass nur wenige Medienvertreter im Raum sind. Das bevorstehende Urteil kann weitreichende Folgen haben, denn Dieter S. ist nicht der einzige Deutsch-Russe, der im Donbass gekämpft hat und zurückgekehrt ist. Sollte er als Mitglied einer terroristischen Vereinigung verurteilt werden, könnte dies später Konsequenzen für Doppelstaatsbürger haben, denn wer in einer solchen Terrormiliz kämpft, läuft Gefahr, die deutsche Staatsbürgerschaft zu verlieren.

Die mobile Version verlassen