In Syrien besuchte Außenminister Wadephul ein vom Krieg zerrissenes Viertel – und dämpfte die Erwartungen: Eine Rückkehr der Flüchtlinge dorthin sei „kurzfristig“ nicht möglich. Er versprach dem Land knapp 40 Millionen Euro Hilfsgelder.
Bundesaußenminister Johann Wadephul äußerte bei seinem Besuch in Syrien Vorbehalte gegen die rasche und umfangreiche Rückführung syrischer Flüchtlinge in ihr Heimatland. „Kurzfristig können sie nicht zurückkehren“, sagte der CDU-Politiker bei einem Besuch in Harasta, einem im syrischen Bürgerkrieg weitgehend zerstörten Vorort der Hauptstadt Damaskus.
Er selbst hat noch nie ein so großes Ausmaß an Zerstörung gesehen. „Hier können kaum Menschen in Würde leben“, sagt Wadephul. In Deutschland ausgebildete junge Syrer konnten frei entscheiden, welchen Weg sie wählten. „Jeder, der bei uns bleibt und sich in unserer Gesellschaft engagiert, arbeitet integriert“, sei weiterhin willkommen, sagte Wadephul. Das Ministerium sei im Kontakt mit dem syrischen Außenministerium bezüglich der Rückführung einzelner Schwerverbrecher, sagte er.
Syrien soll knapp 40 Millionen Euro erhalten
Der Außenminister forderte einen raschen Wiederaufbau Syriens. „Mit der Überwindung der Assad-Diktatur sind die Menschen in Syrien in eine neue Ära eingetreten. Wir wollen sie nun dabei unterstützen, die Zukunft ihres Landes selbst in die Hand zu nehmen“, sagte Wadephul über den Besuch.
Europa trage eine besondere Verantwortung und Deutschland müsse eine Vorreiterrolle übernehmen, sagte er. Angesichts der humanitären Krise in diesen Ländern wird Deutschland Syrien, den Libanon und Jordanien mit zusätzlicher Hilfe im Wert von bis zu 52,6 Millionen Euro unterstützen.
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes gehen von den zusätzlichen Mitteln rund 39,4 Millionen Euro an Syrien, 5,25 Millionen Euro an den Libanon und acht Millionen Euro an Jordanien. Die Mittel kommen internationalen humanitären Organisationen und Nichtregierungsorganisationen zugute, vor allem in den Bereichen Ernährungssicherheit, Schutzmaßnahmen, Unterkünfte und Gesundheit.
Deutschland unterstützt den Kurs Übergangsregierung
Wadephul hatte sich zuvor bei seinem ersten Besuch in Syrien, der aus Sicherheitsgründen zunächst geheim gehalten wurde, mit Interimspräsident Ahmed al-Sharaa und Außenminister Asaad al-Shaibani getroffen. Al-Sharaa kam im Dezember 2024 nach jahrelangem Bürgerkrieg an der Spitze der islamistischen HTS-Miliz an die Macht.
Wadephul dankte der Übergangsregierung für ihr Engagement für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Deutschland unterstützt diesen Kurs und strebt wieder normale, freundschaftliche Beziehungen an. Die in Deutschland lebenden Syrer seien eine „menschliche Brücke“ zwischen den beiden Ländern.
Seit dem Sturz des Langzeitherrschers Baschar al-Assad versucht die Übergangsregierung, das Land wieder an die internationale Gemeinschaft anzuschließen. Die Sicherheitslage bleibt jedoch unklar. Die Übergangsregierung unter al-Sharaa strebt nach Stabilisierung und will ein „Syrien für alle“ schaffen. Allerdings kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen.
Wadephul fordert die Einbeziehung aller Bürger
Wadepuhl hatte bereits vor dem Treffen gefordert, dass die syrische Regierung den Menschen „ein Leben in Würde und Sicherheit“ garantiere. Es ist notwendig, alle Bürger unabhängig von Geschlecht, Religion, ethnischer oder sozialer Zugehörigkeit einzubeziehen.
Wadephul hat auf seiner Reise bereits politische Gespräche in Jordanien geführt und plant auch einen Besuch im Libanon.
