Besser atmen
Warum tiefe Seufzer gut für die Lunge sind
18. Oktober 2025, 11:54 Uhr
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Seufzen ist mehr als ein Ausdruck von Erleichterung oder Frustration – es kann tatsächlich dazu beitragen, dass die Lunge besser funktioniert. Forscher der ETH Zürich haben herausgefunden, dass tiefes Einatmen beim Seufzen die Lungenoberfläche flexibler macht und das Atmen erleichtert.
Laut einer internationalen Studie kann Seufzen die Lungenfunktion erleichtern. Die damit verbundene tiefe Atmung spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung der Formbarkeit der Lunge, schreiben Wissenschaftler um die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) im Fachmagazin „Science Advances“.
Grundsätzlich dehnt sich die Lunge beim Einatmen aus und zieht sich beim Ausatmen zusammen. Bei dieser Bewegung leisten das Gewebe und die Oberfläche des Organs Widerstand. Die Flüssigkeit auf der Lungenoberfläche verringert diesen Widerstand – insbesondere nach tiefen Atemzügen, wie die Studie zeigt. „Die Flüssigkeit benetzt die gesamte Oberfläche, wodurch die Lunge verformbarer – oder um einen technischen Ausdruck zu verwenden – flexibler wird“, erklärt Studienleiter Jan Vermant in einer ETH-Mitteilung zur Studie.
Im Labor testeten die Materialwissenschaftler, wie sich die Lungenflüssigkeit unter verschiedenen Szenarien verhält. Dazu simulierten sie die Bewegungen normaler und besonders tiefer Atemzüge und maßen die Oberflächenspannung der Flüssigkeit.
„Diese Spannung beeinflusst die Nachgiebigkeit der Lunge“, sagt Vermant. Je flexibler das Organ ist, desto weniger Widerstand gibt es beim Zusammenziehen und Ausdehnen – und desto leichter lässt es sich atmen.
Die Schichten sollten unterschiedlich sein
Die Messungen im Labor zeigten, dass die Oberflächenspannung nach tiefen Atemzügen deutlich abnahm. Die Forscher betonen, dass dies das befreiende Gefühl in der Brust, das oft nach einem tiefen Seufzer auftritt, physikalisch erklären könnte.
Ihre Erklärung für das Phänomen: Die Flüssigkeit auf der Oberfläche der Lunge, die dafür sorgen soll, dass sich das Organ beim Ein- und Ausatmen leicht ausdehnen und zusammenziehen kann, ist vielschichtig. Idealerweise sollte die oberste Schicht steifer sein, während die Schichten darunter weicher und zarter sein sollten, erklärt Hauptautorin Maria Novaes-Silva.
Bei flacher Atmung, wenn sich die Flüssigkeit nur geringfügig bewegt, nimmt die Schichtung der Flüssigkeit mit der Zeit ab. Andererseits könnte gelegentliches tiefes Atmen die ideale Schichtung wiederherstellen.
Dies passe zu klinischen Beobachtungen, dass das Atmen bei konstanter flacher Atmung immer schwieriger werde, schreibt die Gruppe. Die Ergebnisse könnten neue Wege zur Behandlung von Lungenproblemen aufzeigen.