Pro-palästinensische Aktivisten versuchten am Freitagmorgen, das ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin zu besetzen. Auf Nachfrage der Berliner Zeitung sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei, dass am Morgen mehrere Menschen versucht hätten, in das Gebäude einzubrechen.
Sie gelangten in den öffentlich zugänglichen Bereich des Hauptstadtstudios und skandierten „themenbezogene Parolen“.
Auf Instagram: Aktivisten üben scharfe Kritik am ZDF
Wie in einem auf Instagram geteilten Video zu sehen ist, ließen die Aktivisten außerdem mit Heliumballons einen Lautsprecher an die Decke des Foyers fliegen, aus dem Kinderschreie zu hören waren. Die Aktivisten hielten auch Transparente mit der Aufschrift „Gaza ist auch deine Schuld“ und „Täterland macht Tätermedien“.
Die Polizei begleitete die Menschen aus dem Gebäude, sagte die Sprecherin. Anschließend versammelten sich die Aktivisten zu einer spontanen Kundgebung, die bis 13 Uhr dauerte. Nach eigenen Angaben überprüfte die Polizei die Personalien von insgesamt 13 Beteiligten. Gegen zwölf der Aktivisten wurde ein Verfahren wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.
Laut dem Instagram-Account „unpublished.de“ richten sich die Proteste gegen eine Stellungnahme des ZDF von Ende Oktober. Der Sender hatte mitgeteilt, dass ein Mitarbeiter einer für das ZDF tätigen Produktionsfirma in Gaza Hamas-Mitglied sei. Er wurde bei einem israelischen Angriff getötet. Das ZDF verwies auf Informationen des israelischen Militärs. Das ZDF kündigte daraufhin an, die Zusammenarbeit mit der Produktionsfirma zu beenden.
Bevor die mutmaßliche Hamas-Mitgliedschaft des getöteten Mitarbeiters bekannt wurde, berichtete das ZDF wie folgt: Am Sonntagnachmittag seien „unsere palästinensischen Kollegen von Palestine Media Production (PMP) an ihrem Standort in Deir al-Balah“ von einer Rakete getroffen worden. Ein Firmeningenieur und der achtjährige Sohn eines anderen Mitarbeiters kamen ums Leben. Ein weiterer PMP-Journalist wurde bei dem Angriff verletzt.
Die Aktivisten kritisierten die Kehrtwende des ZDF in einem Post auf Instagram: „Es wurden keine weiteren Recherchen zu dem Dokument durchgeführt. Das ZDF hat die Behauptung, sein Mitarbeiter stehe in Verbindung mit der Hamas, ohne Prüfung akzeptiert.“ Das ZDF stellte weder die Echtheit des Dokuments in Frage, noch klärte es die angebliche Verbindung des Mitarbeiters zur Hamas. „Das ZDF schien damit implizit die Tötung seines Mitarbeiters zu rechtfertigen und gleichzeitig den Tod eines achtjährigen Kindes zu übersehen“, so die Aktivisten. Bei dem getöteten Mann handelte es sich nicht um einen ZDF-Mitarbeiter, sondern um einen Mitarbeiter der Produktionsfirma.
