Sinkende Verkaufszahlen zwingen Volkswagen zu drastischen Einschnitten. Bloomberg berichtet von einer möglichen Schließung des Werks in Nanjing. Auch andere Produktionsstätten in China könnten gefährdet sein.
Nanjing – Der Autobauer Volkswagen AG hat Anfang September angekündigt, in Deutschland drastische Kostensenkungsmaßnahmen zu ergreifen. Dabei stehen sowohl Stellenabbau als auch Werksschließungen im Raum. Die sinkende Nachfrage nach Elektroautos und die konjunkturelle Unsicherheit auf dem deutschen Markt belasten viele Autobauer stark. Nun ist Volkswagen auch auf dem chinesischen Markt betroffen, diesmal durch sinkende Verkaufszahlen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet von Spekulationen über eine mögliche Fabrikschließung im ostchinesischen Nanjing. Langfristig könnten auch andere Volkswagen-Werke in China betroffen sein. Vor allem die VW-Marke Skoda leidet unter sinkender Nachfrage.
Volkswagen erwägt Schließung eines Werks im chinesischen Nanjing
Volkswagen arbeitet seit fast vier Jahrzehnten mit seinem chinesischen Partner SAIC Motor Corp in China zusammen. Ende 2023 beschäftigte VW in seinen chinesischen Einheiten mehr als 90.000 Mitarbeiter. Nun steht eine mögliche Werksschließung im Werk Nanjing bereits im nächsten Jahr auf dem Tisch, so anonyme Quellen aus Bloomberg Berichten zufolge. Grund dafür sei die sinkende Nachfrage nach Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren in China. Der Standort in Nanjing hat eine Jahreskapazität von 360.000 Fahrzeugen und produziert dort das Modell VW Passat sowie Skoda-Autos. Zudem sei den Quellen zufolge die Schließung weiterer Werke in China möglich.
In Shanghai wurde die Produktion in einem VW-Werk vor zwei Jahren gestoppt und in ein neues Werk in Anting verlagert. Dieses Werk wurde speziell für Elektroautos gebaut und hat eine Kapazität von 300.000 Fahrzeugen. Laut BloombergAuch im zweiten Werk in Shanghai soll nun laut Quellen die Produktion gedrosselt werden. Auch eine Schließung sei möglich, eine Entscheidung dazu sei allerdings noch nicht gefallen.
VW-Konzern stellt Massenmarktmarke Skoda in China in Frage
Die VW-Massenmarke Skoda steht in China derzeit vor dem Aus. Die Verkäufe sind stark zurückgegangen, weshalb eine Strategieüberprüfung durchgeführt wird. Das Marketing- und Händlernetz soll angepasst und der Gebrauchtwagenmarkt ausgebaut werden. Im vergangenen Jahr ist die Produktion von Skoda um mehr als die Hälfte zurückgegangen und erreichte weniger als 20.000 Einheiten.
Den Quellen zufolge steht das Skoda-Werk in Ningbo seit Monaten still, eine Schließung werde wohl in Erwägung gezogen. „Alle Fabriken von SAIC Volkswagen arbeiten normal im Einklang mit den Marktanforderungen und unserer Prognose“, antwortete VW China auf eine Anfrage von BloombergMit der Fokussierung auf Elektrofahrzeuge werde sich den Angaben zufolge auch die Fahrzeugproduktion verändern.
VW-Produktion in China in den vergangenen Jahren gesunken – positive Aussichten für Elektroauto-Markt
In China sank die Produktion in den 39 VW-Werken im vergangenen Jahr auf 3,1 Millionen produzierte Fahrzeuge. Im Vergleich zu den Produktionszahlen vor der Pandemie liegt die Produktion nach Angaben der Volkswagen Group China mehr als ein Viertel unter ihrem Höchststand. Auch die Gewinne aus der Partnerschaft, die SAIC mit Volkswagen eingeht, sind in den letzten fünf Jahren gesunken – von einem Höchststand von 28 Milliarden Yuan, umgerechnet rund 3,9 Milliarden US-Dollar, auf 3,13 Milliarden Yuan, rund 438,2 Millionen US-Dollar, im Jahr 2023, so Bloomberg gemeldet.
Ein besseres Bild als in Deutschland zeichnen allerdings die Zahlen der ausgelieferten Elektrofahrzeuge der Volkswagen AG in China. Sie stiegen im vergangenen Jahr um 23 Prozent auf rund 190.000 Einheiten. Der deutsche Autobauer wird von seinen chinesischen Konkurrenten allerdings abgehängt. Wann eine Entscheidung bezüglich der Fabriken in China verkündet wird, ist unklar. Anonymen Quellen zufolge haben die Kürzungen jedoch bereits begonnen. Der Trend, der sich in Deutschland abzeichnet, setzt sich auch dort fort.