„Kein Herumalbern“
Arbeitgeber wollen die kostenlose Mitversicherung der Ehegatten abschaffen
29. Oktober 2025, 19:41 Uhr
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Einer Prognose zufolge droht den gesetzlichen Krankenkassen ein milliardenschweres Defizit. Das Geld sei nicht das Problem, es müsse nur richtig eingesetzt werden, sagt Arbeitgeberpräsident Dulger. Einem Bericht zufolge fordert der Verband nun radikale Einsparungen, um die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung zu senken.
Deutsche Arbeitgeber fordern Milliardeneinsparungen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Dies berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) unter Berufung auf ein unveröffentlichtes Positionspapier der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Darin fordert der Verband ein Ende der Beitragsbefreiung für mitversicherte Ehegatten, die kein oder nur ein geringes Einkommen erzielen. Den Mindestbeitrag von rund 220 Euro pro Monat für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) sollten Sie künftig selbst zahlen.
Allein das bedeutet laut FAZ, dass Arbeitgeber von ihren Krankenkassen Mehreinnahmen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro pro Jahr erwarten. Arbeitgeber wollen der Zeitung zufolge auch die 2013 abgeschaffte Praxisgebühr von zehn Euro in veränderter Form wieder einführen. Dies sollte nicht wie bisher nur einmal im Quartal erfolgen, sondern bei jedem Arztbesuch. Dadurch sei es möglich, unnötige Konsultationen zu vermeiden und die Patienten besser zu betreuen, zitiert die FAZ aus dem Papier. Demnach würde eine Ausweitung des Selbstbehalts ein Einsparpotenzial von bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr mit sich bringen.
Der Verband fordert außerdem, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel und Hilfsmittel auf sieben Prozent zu senken, was 5,3 Milliarden Euro pro Jahr freisetzen würde. Zusammen mit anderen Forderungen summieren sich die Sparmöglichkeiten in einem „optimistischen Szenario“ nach FAZ-Berechnungen auf 50 Milliarden Euro, in einem „realistischen Szenario“ auf 30 bis 40 Milliarden Euro.
Den Berechnungen der Zeitung zufolge könnten die jährlichen GKV-Ausgaben um zehn Prozent gesenkt werden. Dadurch wäre eine Senkung der Beitragssätze um 1,5 bis 2,0 Prozentpunkte möglich, was dann sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern zugutekäme.
Dulger: „Kein kurzfristiger Flickenteppich“
Die Gesetzliche Krankenversicherung sieht sich mit milliardenschweren Defiziten konfrontiert. Im Jahr 2040 wird das Defizit fast 50 Milliarden Euro betragen, wenn die Politik nicht frühzeitig gegensteuert, heißt es in einer Berechnung im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Gesundheitsministerin Nina Warken hat deshalb eine Expertenkommission eingesetzt, die Vorschläge für eine Reform der gesetzlichen Krankenversicherung bis zum Frühjahr 2026 erarbeiten soll.
„Nicht der gesetzlichen Krankenversicherung mangelt es an Geld, sondern am richtigen Umgang mit den Ressourcen. Das muss sich ändern“, wird Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger in der Zeitung zitiert. Gefragt sei jetzt „der Mut zu nachhaltigen Strukturreformen, nicht kurzfristiges Tüfteln“, sagte Dulger. Der Verband will der Expertenkommission „klare Vorschläge“ unterbreiten.
